Ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger beim Verteilen von sauberem Wasser an geflüchtete Menschen aus dem Sudan im Tschad.

Sudan: Gewalt und Vertreibung verschärfen die Hungerkrise

Pressemitteilung vom: 01.03.2024

Fernab der internationalen Aufmerksamkeit verschärft der Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräften und den paramilitärischen Rapid Support Forces die humanitäre Situation im Land dramatisch. 25 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe, darunter 14 Millionen Kinder. Jeder Dritte im Land leidet an Hunger. Unter dem Radar der Weltöffentlichkeit entfaltet sich die größte Geflüchtetenkrise der Welt: Fast 11 Millionen Menschen sind seit Beginn des Konflikts im April 2023 aus ihren Häusern geflohen.  Aktion gegen den Hunger fordert den ungehinderten humanitären Zugang zu allen betroffenen Gemeinschaften und appelliert an die internationale Gemeinschaft, ausreichend humanitäre Mittel bereitzustellen. 

Die massive Vertreibung der Menschen im Sudan führt zu Armut und Hunger. Rund 18 Millionen Menschen sind aufgrund des Konflikts, der Gewalt und der wirtschaftlichen Rezession von akutem Hunger betroffen. Vor allem bei Kindern hat die akute Mangelernährung seit Beginn des Konflikts zugenommen: 14 Millionen Kinder im Sudan benötigen dringend humanitäre Hilfe, 3 Millionen davon sind auf der Flucht. Zugleich behindert die Eskalation der Gewalt die Bereitstellung von humanitärer Hilfe. Wegen der prekären Sicherheitslage und Bewegungseinschränkungen haben Nothilfeteams keinen Zugang zu den betroffenen Gemeinschaften. 

Sudan: Sofortige Hilfe ermöglichen 

„Aktion gegen den Hunger appelliert an die internationale Gemeinschaft, schnellstmöglich finanzielle Mittel für humanitäre Hilfe bereitzustellen, um Leben zu retten und die betroffenen Gemeinden zu schützen. Laut UN beläuft sich der finanzielle Bedarf für die humanitäre Hilfe im Sudan auf 2,7 Milliarden US-Dollar. Bisher sind lediglich 94,5 Millionen US-Dollar eingegangen, entspricht 4 Prozent der insgesamt benötigten Mittel“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. „Zudem fordert Aktion gegen den Hunger beide Konfliktparteien auf, dafür zu sorgen, dass humanitäre Organisationen einen freien und ungehinderten Zugang zu den betroffenen Gemeinschaften haben, um schnell und wirksam Hilfe leisten zu können.“

Sexualisierte Gewalt eskaliert 

Im November 2023 äußerten sich UN-Expert*innen alarmiert über die Eskalation der sexualisierten Gewalt in diesem Konflikt. Es gab Berichte über Vergewaltigungen und Entführungen von Frauen und Mädchen, von denen einige zwangsverheiratet und in Geiselhaft genommen wurden. Mehrere Quellen berichten, dass Frauen und Mädchen unter unmenschlichen Bedingungen in Lieferwagen angekettet wurden. 

„Das Ausmaß der Gewalt ist schockierend. Wir von Aktion gegen den Hunger sind der Ansicht, dass Schutzmaßnahmen und geschlechtsspezifische Maßnahmen in Konfliktsituationen von entscheidender Bedeutung sind, um vulnerable Bevölkerungsgruppen – wie Frauen und Mädchen – zu schützen“, so Friedrich-Rust. „Mit unseren Schutzprogrammen richten wir uns direkt an Opfer von sexualisierter Gewalt und bieten Begleitung und Schutzräume an. Außerdem führen wir Aufklärung zu Geschlechtergerechtigkeit durch.“ 

Unsere Arbeit im Sudan 

Unsere Teams arbeiten trotz der anhaltenden konfliktbedingten Herausforderungen weiter. Aktuell sind wir an 11 Orten in den Staaten Weißer Nil, Blauer Nil, Südkordofan und Zentral-Darfur präsent. In allen Regionen herrscht Ernährungsunsicherheit der IPC-Stufe 3. Zwischen April und Dezember 2023 erreichte Aktion gegen den Hunger fast 500.000 Menschen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Lebensunterhalt, Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene, Gleichstellung und Schutz.  

Außerdem unterstützt Aktion gegen den Hunger die Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt durch eine Hotline und bietet ihnen Begleitung an. Wir richten kurz- und langfristig angelegte Frauenzentren und kommunale Schutzräume ein. Wir führen Aufklärungsveranstaltungen durch und haben Schulclubs gegründet, um das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt zu schärfen. Darüber hinaus schulen wir das örtliche Gesundheitspersonal und die Verantwortlichen in den Gemeinden in Fragen der Geschlechtergleichstellung – ein wichtiger Schritt zur Förderung integrativer und gerechter Gemeinschaften. 

18. MÄRZ 2024
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