Wir helfen seit: 2006
Mitarbeiter*innen: 43
Bevölkerung: 54,6 Mio.
Erreichte Menschen 2020: 623.651
Unterernährungsrate: 24,8 %
Im ost- und zentralafrikanischen Vergleich ist Kenia eines der wirtschaftlich stärksten Länder. Es verfügt über einen ausgeprägten landwirtschaftlichen Sektor. Doch die Einkommensverhältnisse sind ungleich verteilt, viele Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze und der Zugang zu ärztlicher Versorgung ist extrem begrenzt. Gesundheitliche Risiken wie Mangelernährung, Malaria und verschmutztes Trinkwasser gefährden das Leben vieler Menschen. Die schlimmste Dürre seit Beginn der Satellitenaufzeichnung 1981 bedroht auch in Kenia viele Familien.
Wie ist die Situation in Kenia?
In Folge der Präsidentschaftswahlen kam es im Jahr 2007 zu einem Gewaltausbruch, der 1.300 Menschenleben forderte und über 500.000 Kenianer*innen aus ihrer Heimat vertrieb. Seither belasten anhaltende politische Konflikte die Bevölkerung. Hinzu kommen hunderttausende Geflüchtete, die vor der Gewalt in Somalia, im Südsudan oder Äthiopien nach Kenia fliehen müssen. Die kenianische Regierung hat enorme Schwierigkeiten damit, diese zusätzlichen Menschen zu versorgen.
Zudem plagen wiederkehrende Naturkatastrophen das Land: Die schwere Dürre am Horn von Afrika verknappt auch die Ressourcen in Kenia. Es brechen immer wieder Kämpfe um Nahrung und Wasser aus, die oft sehr blutig enden. Insgesamt sind 13 Millionen Menschen in Kenia, Somalia und Äthiopien betroffen.
Was sind die zentralen humanitären Herausforderungen in Kenia?
Von den knapp 50 Millionen Kenianer*innen leben rund 80 Prozent in ländlichen Gebieten und sind abhängig von den eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Dürre und Überschwemmungen bedrohen jedoch jedes Jahr die Ernten und den Zugang zu sauberem Wasser. Aufgrund des Klimawandels treten Dürre und saisonale Überschwemmungen immer häufiger auf. Davon betroffen sind besonders arme Bäuer*innen, die sich und ihre Familien selbst versorgen. Die anhaltende Rekorddürre 2021/2022 führt zu besonders schlechten Ernten, Viehverlusten, steigenden Lebensmittelpreisen und Trinkwasserknappheit. Bereits jetzt benötigen 2,9 Millionen Menschen in Kenia humanitäre Hilfe; das sind rund 19 Prozent der Bevölkerung. Es wird erwartet, dass die Zahl auf 4 Millionen anschwillt. Auch ein Viertel der Kinder unter fünf Jahren ist schon jetzt mangelernährt, 4,2 Prozent sind akut mangelernährt.
Wie hilft Aktion gegen den Hunger in Kenia?
Aktion gegen den Hunger ist seit 2006 in Kenia aktiv. Unsere Teams vor Ort arbeiten täglich daran, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern:
- Wir konnten 100.431 Kinder unter fünf Jahren, schwangere Frauen und stillende Mütter medizinisch behandeln.
- Wir verbessern die Wasser- und Sanitärversorgung und wirken so der Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera entgegen.
- Wir geben Barmitteltransfers und Lebensmittelgutscheine aus, um schnellstmöglich und effektiv auf akute Nahrungsmittelknappheit reagieren zu können.
- Durch Frühwarnsysteme stärken wir die Widerstandsfähigkeit von lokalen Gemeinden, die besonders durch Dürre und Ernährungsunsicherheit gefährdet sind. Dabei arbeiten wir eng mit Regierungsinstitutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen.
In diesen Bereichen haben wir geholfen:
Laufende Projekte
- Direkt Begünstigte: 11.000
- Laufzeit: August 2022 – September 2025
- Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger
- Fördervolumen: 4.021.244,41 €
- Länder: Somalia, Äthiopien, Südsudan, Kenia
Im Vergleich zu anderen Bereichen der humanitären Hilfe, sind die derzeitigen Frühwarnsysteme zur Bekämpfung von Mangelernährung nicht ausreichend. Es ist somit schwierig vorrausschauend auf das Problem der akuten Unterernährung zu reagieren. Da Mangelernährung speziell bei Kindern unter 5 Jahren immer noch eine der häufigsten Todesursachen ist, ist es umso wichtiger schon im Vorfeld auf eine sich verschlechternde Ernährungssituation reagieren zu können. Dieses Projekt zielt daher darauf ab bessere Frühwarnsysteme für die Projektländer zu entwickeln, um Unterernährung bei Kleinkindern besser vorhersagen zu können und im Notfall gezieltere und schnellere humanitäre Hilfe leisten zu können. In Zusammenarbeit mit anderen humanitären Akteuren, unseren Kolleg*innen vor Ort und zwei Universitäten aus den USA wird daran geforscht modellgestützte Prognosen für akute Unterernährung bei Kindern unter 5 Jahren zu entwickeln. Ziel ist es die bestehenden Frühwarnsysteme durch die Integration dieser Prognosen zu verbessern und so in Zukunft die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren an akuter Unterernährung zu reduzieren.
Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
- Erstellung validierter Modelle für die Vorhersage von akuter Unterernährung von Kindern in vier Ländern (Kenia, Somalia, Äthiopien, Südsudan)
- Durchführung operativer Pilotprojekte in allen vier Ländern zur Integration modellgestützter Vorhersagen über akute Unterernährung
- Verbesserung bestehender Frühwarnsysteme zur Unterstützung antizipativer Maßnahmen
- Advocacy-Aktivitäten und Koordination mit Akteuren aus dem Bereich der vorausschauenden humanitären Hilfe