Muk Kashim, 8 Jahre, hält Säcke mit Nahrungsmittelhilfe in Cox's Bazar, Bangladesch

Wie Armut und Ungleichheit den Hunger in der Welt antreiben

Armut und Hunger sind eng miteinander verbunden: Ohne ausreichendes und nachhaltiges Einkommen können sich die Menschen den Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung nicht leisten. Im Jahr 2022 lebten weltweit 712 Millionen Menschen in extremer Armut. Das bedeutet, dass sie mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag überleben müssen. In keinem Teil der Welt reicht dieser Betrag für einen gesunden Lebensunterhalt. Grundlage für die Berechnung der internationalen Armutsgrenze ist die Purchasing Power Parity (PPP, Kaufkraftparität), die von der Weltbank regelmäßig angepasst wird, um neue wirtschaftliche Daten und Preisniveaus in den Ländern widerzuspiegeln. Die PPP passt das Einkommen an die Kaufkraft des jeweiligen Landes an, sodass man international vergleichen kann, wie viel Güter und Dienstleistungen eine Person mit ihrem Einkommen kaufen kann.¹

Die ärmsten Länder der Welt

In absoluten Zahlen gemessen, befinden sich die meisten Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze von 2,15 US-Dollar pro Tag gemäß PPP 2017 leben müssen, in Ländern mit hohen Bevölkerungszahlen und signifikanten Armutsraten, insbesondere in Subsahara-Afrika und Südasien. Etwa die Hälfte der weltweit von extremer Armut betroffenen Menschen leben in fünf Ländern:

  1. Indien (180 Millionen)
  2. Demokratischen Republik Kongo (73 Millionen)
  3. Nigeria (61 Millionen)
  4. Tansania (26 Millionen)
  5. Mosambik (22 Millionen)

Obwohl sich Indien im wirtschaftlichen Aufschwung befindet, leben immer noch Millionen von Menschen unterhalb der Armutsgrenze, vor allem in ländlichen Gebieten. Aufgrund der hohen Bevölkerungszahl ist Indien das Land mit den meisten Menschen in Armut.

Bei Betrachtung des Anteils der unter der Armutsgrenze lebenden Menschen in Relation zur Gesamtbevölkerung im Land, wird deutlich, dass sich die ärmsten Länder der Welt auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in Subsahara-Afrika, befinden. In 18 afrikanischen Ländern leben mindestens 25 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut. In zehn Ländern ist die Situation besonders verheerend; hier leben mindestens 50 Prozent der Menschen im jeweiligen Land unterhalb der Armutsgrenze: 

  1. Madagaskar (80,3 Prozent)
  2. Demokratische Republik Kongo (78,9 Prozent)
  3. Mosambik (74,5 Prozent)
  4. Malawi (70,1 Prozent)
  5. Südsudan (67,3 Prozent)
  6. Zentralafrikanische Republik (65,7 Prozent)
  7. Sambia (64,3 Prozent)
  8. Burundi (62,1 Prozent)
  9. Ruanda (52 Prozent)
  10. Niger (50,6 Prozent)

Diese Länder sind durch eine Kombination von Faktoren wie politische Instabilität, schlechte Infrastruktur, Konflikte und der Klimakrise besonders anfällig für Armut. Dieser Zustand beeinträchtigt wiederum die Gesundheit und Arbeit- beziehungsweise Lernfähigkeit von Kindern und Erwachsenen, was es schwieriger macht, der Armut zu entkommen. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, in dem Armut und Hunger sich gegenseitig verstärken.

Kinderarmut und Hunger

Weltweit leben 333 Millionen Kinder unterhalb der Armutsgrenze. Infolgedessen leidet eines von drei Kindern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen an chronischer Mangelernährung. Unbehandelt kann Hunger zu Wachstumsstörungen, eingeschränkter geistiger und emotionaler Entwicklung und sogar zum Tod führen.

Nahrung ist ein Menschenrecht und kein Kind sollte an Hunger sterben. Aktion gegen den Hunger hat im vergangenen Jahr 21 Millionen Menschen geholfen, Zugang zu nachhaltigen Einkommensquellen, sauberem Wasser, nahrhaften Lebensmitteln und medizinischer Versorgung zu erhalten – aber es gibt noch so viel zu tun, um Armut und Hunger für alle Menschen endgültig zu beenden. Die Vereinten Nationen einigten sich im Jahr 2015 auf die sogenannte Agenda 2030, in der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung formuliert werden, um unter anderem die Verminderung von Armut und Hunger sowie mehr Gleichberechtigung und hochwertige Bildung für alle Menschen zu erreichen.

Steigende Kosten für eine gesunde Ernährung

Mehr als drei Milliarden Menschen auf der Welt können sich die durchschnittlichen Kosten für eine preiswerte gesunde Ernährung nicht leisten. Sowohl in wohlhabenden als auch in armen Ländern kann ein geringes verfügbares Einkommen schwerwiegende Auswirkungen haben, wenn nahrhafte Lebensmittel teuer sind. Der Verzehr von minderwertigen Lebensmittel kann zu Unterernährung, Mikronährstoffmangel und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Wenn die steigenden Lebensmittelkosten nicht durch Beschäftigungsmöglichkeiten mit steigendem Einkommen ausgeglichen werden, sind mehr Menschen von Hunger bedroht. Auch in Deutschland sind die Preise für Lebensmittel in den letzten Jahren stark angestiegen.

Eine ungleiche Welt ist eine hungrige Welt

Bei Hunger geht es im Wesentlichen um Macht. Menschen mit Macht bestimmen, wer isst und wer hungert, wer lebt und wer stirbt. Wenn die Welt ungleich ist, ist der Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln nicht gleich, und diejenigen, die innerhalb einer Gemeinschaft an den Rand gedrängt werden, wie Frauen, Vertriebene und Geflüchtete sowie Menschen mit Behinderungen, haben mit größerer Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten beim Zugang zu wichtigen Dienstleistungen, Arbeitsplätzen, Einkommen und Ressourcen. Diese Ungleichheit führt zu Hunger, insbesondere zu chronischem Hunger, was wiederum die Ungleichheit verschärft.

¹ World Bank (2024),  https://pip.worldbank.org/home

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18. SEPTEMBER 2024
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