Wir helfen seit: 1992
Mitarbeiter*innen: 138
Bevölkerung: 12,1 Mio.
Erreichte Menschen 2020: 1.435.789
Unterernährungsrate: keine Daten
Das Land am Horn von Afrika befindet sich seit über 20 Jahren im Bürgerkrieg. Somalias Infrastruktur ist nahezu vollständig zerstört. Kriegsverbrechen, Rekrutierung von Kindersoldaten und Vergewaltigungen von Frauen gehören zum grausamen Alltag. Hunger wird als Waffe instrumentalisiert, um Konfliktparteien systematisch zu schwächen. Die anhaltende Dürre in Ostafrika trifft das Land schwer und verschärft die bestehenden Probleme.
Wie ist die Situation in Somalia?
Nach dem Sturz des ehemaligen Diktators Siad Barre 1991 kämpften rivalisierende Gruppen um die Vorherrschaft in der Hauptstadt Mogadishu. Im darauffolgenden Jahr starben über 350.000 Menschen infolge von Krieg, Hunger und Krankheiten. Somalia verfügt bis jetzt über keine Zentralverwaltung, sondern besteht aus zerstückelten Gebieten miteinander verfeindeter Clans- und Milizen. Seit 2012 wird eine Art föderale Staatsstruktur mit politischen Mitteln erkämpft und versucht, aus Clangebieten Bundesstaaten zu machen. Ein mühsamer, bisher wenig erfolgreicher Prozess ohne Auswirkungen auf die Lebensrealität der Bevölkerung.
Denn anhaltende gewaltsame Konflikte, die katastrophale Dürre und regionale Überschwemmungen sind weitere Gründe für Somalias humanitäre Notlage. Unzählige Menschen werden aus ihrer Heimat vertrieben, sind extremer Armut ausgesetzt und leiden an Hunger.
Was sind die zentralen humanitären Herausforderungen in Somalia?
Für 2022 wird erwartet, dass 7,7 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen werden. Etwa 544.000 Menschen wurden allein in 2021vertrieben Insgesamt sind mehr als 2,9 Millionen Menschen in Somalia Binnenvertriebene – eine der höchsten Zahlen weltweit. Die Hälfte von ihnen sind Frauen und Mädchen, die einem erhöhten Risiko von sexueller Gewalt, Belästigung und Missbrauch ausgesetzt sind. Die meisten Binnenvertriebenen leben in prekären Verhältnissen und benötigen Hilfe, um überhaupt zu überleben.
Im Osten Afrikas droht die schlimmste Dürreperiode seit Beginn der Satellitenaufzeichnung im Jahr 1981. Insgesamt sind mehr als 13 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia bereits jetzt von akuter Ernährungsunsicherheit bedroht – ein Anstieg von fünf Millionen Menschen seit November 2021.
In einigen Gesundheitszentren von Aktion gegen den Hunger ist die Zahl der Kinder, die wir mit der schwersten Form von Mangelernährung behandeln, auf das Dreifache angeschwollen. Mehr als 1,4 Millionen Somalier*innen könnten dazu gezwungen werden, ihre Häuser auf der Suche nach Wasser und Lebensmitteln zu verlassen. Dies schürt Konflikte um die wenigen verbliebenen Ressourcen.
Wie hilft Aktion gegen den Hunger in Somalia?
Aktion gegen den Hunger ist seit 1992 in Somalia aktiv. Unsere Teams arbeiten täglich daran, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern:
- Unsere Teams diagnostizieren Mangelernährung und behandeln akut mangelernährte Kinder.
- Die am schwersten von Dürre betroffenen Bevölkerungsgruppen unterstützen wir durch Barmitteltransferprogramme, die den Zugang zu Lebensmitteln und grundlegenden Gesundheitsleistungen ermöglichen.
- Zudem haben wir 38 Wasserstellen instandgesetzt, fast 300 Latrinen gebaut und mehr als 40.000 Kubikmeter sauberes Wasser zu bedürftigen Gemeinden transportiert.
- Wir verteilen Hygiene-Sets und schulen Gesundheitspersonal in hygienischen Themen.
In diesen Bereichen haben wir geholfen:
Neben Spenden finanziert sich unsere Arbeit auch durch Förderungen und Zuwendungen institutioneller Geber*innen. Der folgende Absatz informiert Sie über Projekte, die direkt durch diese Art der Unterstützung realisiert werden können. Hier informieren wir über die Herkunft all unserer Mittel.
Laufende Projekte
- Direkt Begünstigte: 1.662.556
- Laufzeit: Juli 2021 – Juli 2024
- Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger
- Fördervolumen: 20.470.400,26 €
Es handelt sich um ein Regionalprojekt, welches in insgesamt sieben Ländern Subsahara-Afrikas umgesetzt wird (Äthiopien, Mali, Niger, Sudan, Südsudan, Somalia und Uganda). Das Ziel des Projekts ist es den Ernährungszustand, der von Krisen und Konfliktsituationen betroffenen Menschen zu verbessern. Da sowohl die unmittelbaren Auswirkungen, als auch die Ursachen von Mangelernährung bekämpft werden sollen, nutzt das Projekt einen ganzheitlichen Ansatz. Diese Vorgehensweise verknüpft verschiedene Sektoren miteinander: Es werden Maßnahmen in den Bereichen Ernährung, (psychische) Gesundheit, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene (WASH), Lebensmittelsicherheit sowie Katastrophenvorsorge umgesetzt.
Zudem beinhaltet das Projekt eine Advocacy-Strategie. Fokus der Advocacy-Bemühungen im vorliegenden Projekt sind der Themenkomplex Klima und Hunger, die Stärkung lokaler Advocacy-Aktivitäten betroffener Gemeinschaften und die Ausweitung von evidenzbasierten lebensrettenden Maßnahmen im Bereich akuter Mangelernährung. Die Strategie soll unser Hauptziel einer Welt ohne Hunger auf der Ebene lokaler, regionaler und globaler Entscheidungstragenden verankern. Vor allem den Menschen, die von klimabedingtem Hunger betroffen sind, wird so durch Aktion gegen den Hunger global Gehör verschafft und eine klimafreundlichere Politik angestoßen.
Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
- Ausstattung und Schulung von Gesundheitspersonal und Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden zur Prävention und Behandlung von Mangelernährung
- Unterstützung von gesunder Ernährung und Pflegepraktiken von Müttern, Säuglingen und Kleinkindern
- Schulung von Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden zur schnellen Behandlung von Krankheiten bei Kindern unter fünf Jahren, bzw. deren Überweisung an stationäre Einrichtungen
- Verteilung von lebenswichtigen Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln
- Sensibilisierung für Gesundheitshygiene und Förderung von guten Hygienepraktiken
- Notversorgung mit Wasser und sanitären Anlagen
- Bargeldtransfers für von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen, zur Überbrückung von extremen Hungerphasen
- Schulung von lokalem Regierungspersonal und krisenbetroffenen Gemeinden im Bereich Katastrophenvorsorge und gemeinsame Entwicklung von Katastrophen-Aktionsplänen
- Aufbau einer Evidenzbasis zu den konkreten Folgen von klimabedingtem Hunger
- Organisation einer Advocacy-Kampagne und internationalen Runden Tischen, um auf das Thema des klimabedingten Hungers aufmerksam zu machen und die Ausarbeitung von klimaresilienten politischen Strategien zu fördern
- Direkt Begünstigte: 11.000
- Laufzeit: August 2022 – September 2025
- Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger
- Fördervolumen: 4.021.244,41 €
- Länder: Somalia, Äthiopien, Südsudan, Kenia
Im Vergleich zu anderen Bereichen der humanitären Hilfe, sind die derzeitigen Frühwarnsysteme zur Bekämpfung von Mangelernährung nicht ausreichend. Es ist somit schwierig vorrausschauend auf das Problem der akuten Unterernährung zu reagieren. Da Mangelernährung speziell bei Kindern unter 5 Jahren immer noch eine der häufigsten Todesursachen ist, ist es umso wichtiger schon im Vorfeld auf eine sich verschlechternde Ernährungssituation reagieren zu können. Dieses Projekt zielt daher darauf ab bessere Frühwarnsysteme für die Projektländer zu entwickeln, um Unterernährung bei Kleinkindern besser vorhersagen zu können und im Notfall gezieltere und schnellere humanitäre Hilfe leisten zu können. In Zusammenarbeit mit anderen humanitären Akteuren, unseren Kolleg*innen vor Ort und zwei Universitäten aus den USA wird daran geforscht modellgestützte Prognosen für akute Unterernährung bei Kindern unter 5 Jahren zu entwickeln. Ziel ist es die bestehenden Frühwarnsysteme durch die Integration dieser Prognosen zu verbessern und so in Zukunft die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren an akuter Unterernährung zu reduzieren.
Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
- Erstellung validierter Modelle für die Vorhersage von akuter Unterernährung von Kindern in vier Ländern (Kenia, Somalia, Äthiopien, Südsudan)
- Durchführung operativer Pilotprojekte in allen vier Ländern zur Integration modellgestützter Vorhersagen über akute Unterernährung
- Verbesserung bestehender Frühwarnsysteme zur Unterstützung antizipativer Maßnahmen
- Advocacy-Aktivitäten und Koordination mit Akteuren aus dem Bereich der vorausschauenden humanitären Hilfe