Frau trägt Wasserkanister auf dem Kopf.

SUDAN, REPUBLIK

Eskalierende Gewalt im Sudan
Die seit Frühjahr 2023 eskalierenden Kämpfe im Sudan sind dramatisch und verursachen die schlimmste akute Ernährungsunsicherheit, die das Land je erlebt hat. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung – 25,6 Millionen Menschen – leidet unter akutem Hunger. Fast 24,7 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Mehr als 11 Millionen Sudanes*innen sind gewaltsam vertrieben worden, zusätzlich sind 3,1 Millionen in Nachbarländer geflohen. Unsere Teams im Sudan und den Nachbarländern unterstützen Gesundheitszentren, stellen sauberes Wasser bereit und helfen Familien dabei, sich aus eigener Kraft zu ernähren.
KERNFAKTEN

Wir helfen seit:  2018

Mitarbeiter*innen:  100

Bevölkerung:  46,9 Mio.

Erreichte Menschen 2023:  180.000

Unterernährungsrate:   11,4 %

Die Republik Sudan liegt im Nordosten Afrikas und ist der drittgrößte Flächenstaat des Kontinents. Das Klima reicht von tropisch bis randtropisch, es herrschen ganzjährlich hohe Temperaturen – im Sommer kann das Thermometer sogar auf über 50 °C steigen. Trotz zahlreicher Bodenschätze wie Erdöl, Eisen und Gold gehört das Land zu den ärmsten der Welt. Große Teile der Bevölkerung leiden unter Mangelernährung, insbesondere im Westen, Osten und Süden des Landes.

Wie ist die Situation im Sudan?

Nach jahrzehntelangen Konflikten spaltete sich der südliche Teil mit dem Abschluss des Friedensvertrags von 2005 von der Republik Sudan ab. Seit 2011 ist der Südsudan ein unabhängiger Staat. Der Sudan ringt seit der Abspaltung mit einer langanhaltenden Wirtschaftskrise, durch die die Armut, vor allem in den ländlichen Regionen, zugenommen hat. Seit April 2023 tobt ein Machtkampf zwischen zwei befeindeten Gruppen, der Armee von Militärherrscher al-Burhan und den Rapid Support Forces (RSF) von dessen früherem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo. Die Kämpfe, vorwiegend um die Hauptstadt Khartum sowie die westliche Region Darfur, sind blutig und machen auch vor der Zivilbevölkerung nicht halt. Es wird von mindestens zehntausenden getöteten Menschen berichtet, die Dunkelziffer dürfte ungleich höher liegen. Hinzu kommt ein Anstieg an geschlechtsspezifischer Gewalt – davon sind 6,7 Millionen Menschen betroffen, die meisten sind Frauen und Mädchen. 

11 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht vor den Kämpfen. Zudem suchen mehr als drei Millionen Schutz in den umliegenden Ländern, unter anderem im Tschad und im Südsudan. Doch die Nachbarländer stehen ebenfalls vor großen Herausforderungen. 

Was sind die zentralen humanitären Herausforderungen im Sudan?

Neben den bewaffneten Konflikten führen auch Dürreperioden und Überschwemmungen immer wieder zu Hungerkatastrophen, die humanitäre Hilfe erfordern. Die schwache sozioökonomische Lage hat sich im Laufe der vergangenen Jahre durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, verschiedene Konflikte und die schlimmsten Überschwemmungen seit einem Jahrzehnt verschlechtert und sinkt nun aufgrund des bewaffneten Konflikts immer weiter gegen null. Fast 24,7 Millionen Menschen im Sudan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung – 25,6 Millionen Menschen – leidet unter akutem Hunger. Damit herrscht im Sudan die größte akute Ernährungsunsicherheit in der Geschichte des Landes. Über 14,7 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu lebensrettender medizinischer Grundversorgung und 15 Millionen Menschen benötigen Unterstützung im Bereich Wasser und Hygiene. 

Wie hilft Aktion gegen den Hunger im Sudan?

Im April 2018, nach drei Jahren Verwaltungsformalitäten, hat die Regierung unseren Registrierungsantrag angenommen und Aktion gegen den Hunger als offiziell tätige NGO anerkannt. Die Bemühungen des Teams konzentrierten sich auf humanitäre Projekte im Bereich Ernährung und Ernährungssicherheit. Sie bauen Partnerschaften mit lokalen NRO auf und führen gemeinsam mit ihnen Projekte durch. Hinzu kommen Sammlungen von wichtigen Frühwarndaten und -indikatoren, um auftretenden Krisen besser entgegenkommen zu können. Doch seit Beginn des Konflikts ist der Zugang zu den Menschen, die wir unterstützen, zu einer großen Herausforderung geworden. Wir konzentrieren uns derzeit darauf, die Arbeit in allen Einsatzbereichen aufrechtzuerhalten. Seit Beginn des Konflikts im April 2023 konnten unsere Teams mehr als 1,1 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln, wichtigen Medikamenten und Ausrüstungen und Notfallsets erreichen, akute Unterernährung behandeln und beim Betrieb von 44 Gesundheitseinrichtungen und sieben Krankenhäusern unterstützen. 

Jetzt spenden und weltweit helfen

Neben Spenden finanziert sich unsere Arbeit auch durch Förderungen und Zuwendungen institutioneller Geber*innen. Der folgende Absatz informiert Sie über Projekte, die direkt durch diese Art der Unterstützung realisiert werden können. Hier informieren wir über die Herkunft all unserer Mittel.

Laufende Projekte

Humanitäre Hilfe zur Verbesserung der Ernährungslage in Subsahara Afrika
  • Direkt Begünstigte: 1.662.556  
  • Laufzeit: Juli 2021 – Juli 2024  
  • Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger  
  • Fördervolumen: 20.470.400,26 €  

Es handelt sich um ein Regionalprojekt, welches in insgesamt sieben Ländern Subsahara-Afrikas umgesetzt wird (Äthiopien, Mali, Niger, Sudan, Südsudan, Somalia und Uganda). Das Ziel des Projekts ist es den Ernährungszustand, der von Krisen und Konfliktsituationen betroffenen Menschen zu verbessern. Da sowohl die unmittelbaren Auswirkungen, als auch die Ursachen von Mangelernährung bekämpft werden sollen, nutzt das Projekt einen ganzheitlichen Ansatz. Diese Vorgehensweise verknüpft verschiedene Sektoren miteinander: Es werden Maßnahmen in den Bereichen Ernährung, (psychische) Gesundheit, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene (WASH), Lebensmittelsicherheit sowie Katastrophenvorsorge umgesetzt.  

Zudem beinhaltet das Projekt eine Advocacy-Strategie. Fokus der Advocacy-Bemühungen im vorliegenden Projekt sind der Themenkomplex Klima und Hunger, die Stärkung lokaler Advocacy-Aktivitäten betroffener Gemeinschaften und die Ausweitung von evidenzbasierten lebensrettenden Maßnahmen im Bereich akuter Mangelernährung. Die Strategie soll unser Hauptziel einer Welt ohne Hunger auf der Ebene lokaler, regionaler und globaler Entscheidungstragenden verankern. Vor allem den Menschen, die von klimabedingtem Hunger betroffen sind, wird so durch Aktion gegen den Hunger global Gehör verschafft und eine klimafreundlichere Politik angestoßen.  

Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:  

  • Ausstattung und Schulung von Gesundheitspersonal und Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden zur Prävention und Behandlung von Mangelernährung 
  • Unterstützung von gesunder Ernährung und Pflegepraktiken von Müttern, Säuglingen und Kleinkindern 
  • Schulung von Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden zur schnellen Behandlung von Krankheiten bei Kindern unter fünf Jahren, bzw. deren Überweisung an stationäre Einrichtungen  
  • Verteilung von lebenswichtigen Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln
  • Sensibilisierung für Gesundheitshygiene und Förderung von guten Hygienepraktiken  
  • Notversorgung mit Wasser und sanitären Anlagen  
  • Bargeldtransfers für von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen, zur Überbrückung von extremen Hungerphasen  
  • Schulung von lokalem Regierungspersonal und krisenbetroffenen Gemeinden im Bereich Katastrophenvorsorge und gemeinsame Entwicklung von Katastrophen-Aktionsplänen 
  • Aufbau einer Evidenzbasis zu den konkreten Folgen von klimabedingtem Hunger  
  • Organisation einer Advocacy-Kampagne und internationalen Runden Tischen, um auf das Thema des klimabedingten Hungers aufmerksam zu machen und die Ausarbeitung von klimaresilienten politischen Strategien zu fördern  
Humanitäre WASH-Hilfe durch die Stärkung nationaler und subnationaler Koordinierungsplattformen
  • Direkt Begünstigte: 30 nationale und subnationale Plattformen zur Koordinierung humanitärer WASH-Maßnahmen und ihre Partner (etwa 1050 Organisationen, einschließlich lokaler Organisationen)  

  • Laufzeit: Januar 2023 bis Oktober 2025 

  • Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger 

  • Fördervolumen: 4.389.196,41 €  

  • Länder: Global (In 2021 fanden 20 Einsätze in 12 Ländern statt, darunter: Zentralafrikanische Republik, Tschad (2), Äthiopien (3), Fidschi, Guinea, Haiti (2), Libanon, Mosambik (4), Nigeria, St. Vincent und die Grenadinen, Sudan (2) und Syrien) 

Rund zwei Milliarden Menschen leben immer noch ohne sichere Trinkwasserversorgung. Eine wirksame Reaktion auf humanitäre Krisen ist eine Voraussetzung dafür, dass die humanitären Bedarfe von in Not geratenen Menschen gedeckt werden können. Dabei müssen die humanitären Bedarfe schnellstmöglich evaluiert und eingeschätzt werden und die Kapazitäten und Reaktionsfähigkeiten von verschiedenen Organisationen zusammengebracht werden. Ziel des Projektes ist es, durch die Unterstützung nationaler und subnationaler Koordinationsplattformen im Bereich Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) eine effektive und effiziente Koordination in humanitären Krisen zu gewähren und damit Menschen in Not besser zu helfen. Insgesamt werden etwa 30 nationale Koordinierungsplattformen und mindestens 1.015 lokale Partner/Koordinierungsstellen durch globale oder Fernunterstützung sowie kurzfristige Einsätze von Expert*innen vor Ort gestärkt. Mobile Unterstützungsteams stehen auf Abruf bereit und können in Krisenfällen entsendet werden, um direkt vor Ort bei der Koordination zu unterstützen.

Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:  

Unterstützung der nationalen Koordinierungsplattformen und lokalen Partner bei:  

  • dem Aufbau von eigenen Kapazitäten im Bereich Informationsmanagement und Koordination durch Schulungen, Trainings, virtuelle Fernunterstützung sowie einen zentralen Helpdesk 

  • der Diagnose von Problemen und der Entwicklung von Strategien zur effizienteren Koordination  

  • der Ausarbeitung von Notfallvorsorge- und Reaktionsplänen 

  • der Erarbeitung von Übergangsplänen von humanitärer Hilfe zu Entwicklungszusammenarbeit  

  • der Entwicklung von Strategien zu Lokalisierung und Inklusion 

Darüber hinaus erhalten die nationalen Koordinierungsplattformen und ihre Partner direkte und schnelle Unterstützung durch die Support-Teams vor Ort, die auf Anfrage entsendet werden. 

31. OKTOBER 2024
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