Aktion gegen den Hunger setzt humanitäre Hilfe im Südlibanon vorübergehend aus
Die regionale Ausweitung des Gaza-Konflikts verschärft die humanitäre Situation im Libanon. Rund 99.000 Menschen wurden durch die Gewalt vertrieben und vielerorts kritische Infrastruktur zerstört. Aufgrund der Eskalation der Gewalt muss Aktion gegen den Hunger die humanitäre Hilfe im Südlibanon vorübergehend einstellen. Die Hilfsmaßnahmen in den anderen Regionen des Libanon werden fortgesetzt. Aktion gegen den Hunger ist eine der wichtigsten humanitären Organisationen im Libanon.
„Aktion gegen den Hunger hat seit dem 8. Oktober 2023 in rund 160 Bezirken, darunter auch in Grenzgebieten und in Unterkünften für Vertriebene, humanitäre Soforthilfe geleistet. Die jüngste Eskalation der Gewalt, einschließlich des verheerenden Luftangriffs in den südlichen Vororten von Beirut in dieser Woche, hat uns dazu veranlasst, unsere Hilfsaktivitäten im Südlibanon vorübergehend einzustellen. Die Gewalt fordert einen unerträglichen Tribut von der Zivilbevölkerung. Wir appellieren an alle Parteien, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren, um den Schutz der Zivilbevölkerung und die Arbeit humanitärer Organisationen zu gewährleisten“, erklärt Suzanne Takkenberg, Landesdirektorin von Aktion gegen den Hunger im Libanon.
Zerstörte Infrastruktur
Die Zahl der Vertriebenen im Libanon ist seit Beginn des Gaza-Konflikts im Oktober 2023 um 1.500 Prozent gestiegen. Unter den fast 99.000 durch den Konflikt Vertriebenen sind nach Angaben von UNICEF etwa 30.000 Kinder. Die Zerstörung wichtiger ziviler Infrastruktur wie Straßen, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung sowie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen hat dramatische Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Die Beschädigung von 13 Wasserversorgungsanlagen in Dörfern im Südlibanon erhöht beispielsweise das Risiko für mehr als 200.000 Menschen, keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben und sich durch verschmutztes Wasser mit Infektionskrankheiten anzustecken.
„Sowohl die Menschen, denen wir helfen, als auch unsere Partner in den betroffenen Gebieten sind sehr besorgt über eine weitere Eskalation der Gewalt. Wir sehen bereits Tausende Verletzte. Viele leiden unter Nahrungsmittel- und Wasserknappheit. Die Bombardierungen mit weißem Phosphor zerstören die Felder und damit die Lebensgrundlage vieler Menschen. Viele dachten, der Konflikt würde nur kurz dauern, aber fast 10 Monate sind vergangen. Sie haben ihre Häuser und Ersparnisse verloren. Während meines Aufenthalts im Süden habe ich gesehen, dass viele Familien unter psychischen Belastungen leiden. Sie sind gestresst und traumatisiert. Ich habe Kinder weinen sehen, die sich nicht beruhigen ließen, selbst wenn ihre Eltern versuchten, sie zu trösten, weil sie so viel durchgemacht haben“, berichtet ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger im Libanon.
Auswirkungen auf die Ernährungssituation
Der Konflikt hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Viehzucht: 340.000 Nutztiere, 47.000 Olivenbäume und 790 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche wurden zerstört, was zu Verlusten von 70 Prozent für die Landwirte und einer geringeren Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln führt. Gleichzeitig steigen die Preise, was Hunderttausenden Menschen den Zugang zu Nahrungsmitteln erschwert. Bombardierungen und der Einsatz von Sprengstoff und weißem Phosphor bedrohen das Leben der Zivilbevölkerung und die Fruchtbarkeit der Böden. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer schweren Wirtschaftskrise im Libanon, der bereits vor dem Konflikt mit einer der größten Flüchtlingskrisen der Welt konfrontiert war und mit 1,5 Millionen syrischen Geflüchteten die höchste Pro-Kopf-Zahl an Vertriebenen weltweit beherbergt.
Wie Aktion gegen den Hunger auf die Krise reagiert
Aktion gegen den Hunger ist seit 2006 im Libanon. Seit Kriegsbeginn in Gaza im Oktober 2023 hat die Organisation ihre Hilfe umgehend ausgeweitet. Die Teams haben Familien dabei geholfen, in Notunterkünften aufgenommen zu werden. Sie haben Sanitär- und Hygieneeinrichtungen in diesen Unterkünften ausgebessert und Instand gesetzt, denn immer mehr Menschen müssen dort auf engstem Raum ausharren. Die Teams verteilen Bargeld, Decken, Matratzen, warme Mahlzeiten, Hygiene- und Sanitärartikel, Baby- und Seniorenkits und bieten Ernährungshilfe an. Sie haben in diesem Zeitraum unter anderem mehr als 456.000 Liter Trinkwasser und etwa 95.500 warme Mahlzeiten ausgeliefert.
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