Im Libanon hält eine Frau ihr Kind fest in den Armen.

LIBANON

Nothilfe
Eskalation der Gewalt im Nahen Osten
Die regionale Ausweitung des Gaza-Konflikts verschärft die humanitäre Situation im Libanon. Die jüngsten Angriffe eskalieren die Lage. Über 120.000 Menschen wurden bereits durch die Gewalt vertrieben – nun folgen viele weitere. An einem einzigen Tag wurden Ende September über 550 Zivilist*innen getötet. Vielerorts ist kritische Infrastruktur zerstört. Die Teams von Aktion gegen den Hunger setzen aktuell den Fokus auf humanitäre Hilfe in Geflüchtetenlagern. Aktion gegen den Hunger ist eine der wichtigsten humanitären Organisationen im Libanon.
WIE WIR HELFEN
Ernährung und Gesundheit Ernährung und Gesundheit
Lebensgrundlagen Lebensgrundlagen
Wasser, Sanitär und Hygiene Wasser, Sanitär und Hygiene
Politische Arbeit Politische Arbeit
KERNFAKTEN

Wir helfen seit:  2006

Mitarbeiter*innen:  215

Bevölkerung:  5,49 Mio.

Erreichte Menschen 2022:  159.398

Unterernährungsrate:   -

Dass der Libanon von Krisenherden umgeben ist, stellt das kleine Land auf eine große Belastungsprobe. Kein anderes Land nimmt im Vergleich zur Einwohnerzahl so viele Geflüchtete auf. Das führt zu einer Überforderung der öffentlichen Infrastruktur, der Versorgungssysteme und nicht zuletzt auch zu sozialen Konflikten. Die wirtschaftlichen Folgen für die aufnehmenden Gemeinden und der Druck sind immens. 

Wie ist die Situation im Libanon?

Seit dem Beginn des Syrien-Konflikts im Jahr 2011 hat der Libanon über 1,5 Millionen Geflüchtete aus dem Land aufgenommen. Dazu kommen über 257.000 palästinensische Geflüchtete, die teilweise schon seit Jahrzehnten dort leben sowie weitere Geflüchtete aus anderen Staaten. Damit sind etwa ein Drittel der im Libanon lebenden Menschen Geflüchtete aus anderen Ländern. Da es im Libanon keine formellen Flüchtlingslager gibt, leben die Menschen in engen Wohnungen, unfertigen Gebäuden und Zelten. Die humanitäre Hilfe reicht kaum aus, um mit den steigenden Bedürfnissen der Notleidenden Schritt zu halten: 3,2 Millionen Menschen benötigen humanitäre Unterstützung. 

Der eskalierte Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat sich mit Einschreiten der im Libanon aktiven Hisbollah nun auch auf die libanesisch-israelische Grenze ausgeweitet und zwingt viele Menschen zusätzlich zur Flucht – einen Großteil davon erneut. Im September 2024 sind die bewaffneten Auseinandersetzungen in der Grenzregion und im Südlibanon eskaliert. Die Intensität der Angriffe hat stark zugenommen, die Zivilbevölkerung kaum geschützt. Tausende Familien suchen Zuflucht in Richtung Beirut.

Was sind die zentralen humanitären Herausforderungen im Libanon?

Das Land befindet sich schon länger in einer Wirtschaftskrise. Treibstoff ist rar und immer wieder kommt es zu politischen Protesten und kleineren gewalttätigen Konflikten aufgrund der knappen Rohstoffe. Diese Umstände sorgen dafür, dass viele Menschen in Armut abrutschen und sich nicht mehr selbst versorgen können. Die Corona-Krise sowie die schwere Explosion im Hafen der Hauptstadt Beirut im Jahre 2020 haben zu teilweisen Zusammenbrüchen des öffentlichen Gesundheitssystems geführt und die Versorgung des Landes stark erschwert.

Hinzu kommen die Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien, welcher extreme politische, soziale und wirtschaftliche Folgen für den Libanon hatte und noch immer hat. Mehr als jede*r fünfte Einwohner*in ist geflüchtet. Über 90 Prozent der Geflüchteten leben in Armut. Über ein Drittel der syrischen Kinder im Libanon hat nicht die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Eine verlorene Generation wächst heran. Hinzu kommt, dass Jungen und Mädchen oftmals arbeiten müssen, um die Familie zu unterstützen. Auf der Flucht haben viele Kinder Schlimmes erlebt und benötigen psychologische Unterstützung, um die Erfahrungen zu verarbeiten. 

Die Eskalation im Süden stürzt die dort lebende bereits angeschlagene Bevölkerung nun noch tiefer in die Krise – die Auswirkungen sind bisher kaum abzusehen.

Wie hilft Aktion gegen den Hunger im Libanon?

Im Libanon ist Aktion gegen den Hunger seit 2006 im Einsatz. Unsere Programme in den Bereichen Ernährungssicherung, Wasser und Hygiene haben wir aufgrund der schutzsuchenden Geflüchteten aus dem angrenzenden Syrien stetig erweitert und wird nun im Rahmen der Angriffe an der israelisch-libanesischen Grenze ausgeweitet. Unser Einsatzgebiet erstreckt sich von Bekaa bis in den Süden. 

  • Unsere Teams leisten Nothilfe und sorgen dafür, dass sich die Lebensgrundlagen der Betroffenen dauerhaft verbessern.
  • Unsere Mitarbeiter*innen verteilen Keramikfilter für Trinkwasser, Wassertanks und Hygiene-Notfallsets.
  • Wir schulen die Gemeinden im Umgang mit Wasser- und Sanitäranlagen.
  • Wir kümmern uns um Zugang zu sauberem Wasser und verbessern die Hygienesituation der Menschen.
  • Wir verteilen Lebensmittel, diagnostizieren Mangelernährung und behandeln akut mangelernährte Kinder.
  • Wir unterstützen die flüchtende Bevölkerung mit Bargeldhilfen, damit sich die Familien selbstständig versorgen können und die Märkte in Betrieb bleiben können.

Jetzt spenden und weltweit helfen

Neben Spenden finanziert sich unsere Arbeit auch durch Förderungen und Zuwendungen institutioneller Geber*innen. Der folgende Absatz informiert Sie über Projekte, die direkt durch diese Art der Unterstützung realisiert werden können. Hier informieren wir über die Herkunft all unserer Mittel.

Laufende Projekte

Humanitäre WASH-Hilfe durch die Stärkung nationaler und subnationaler Koordinierungsplattformen
  • Direkt Begünstigte: 30 nationale und subnationale Plattformen zur Koordinierung humanitärer WASH-Maßnahmen und ihre Partner (etwa 1050 Organisationen, einschließlich lokaler Organisationen)  

  • Laufzeit: Januar 2023 bis Oktober 2025 

  • Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger 

  • Fördervolumen: 4.389.196,41 €  

  • Länder: Global (In 2021 fanden 20 Einsätze in 12 Ländern statt, darunter: Zentralafrikanische Republik, Tschad (2), Äthiopien (3), Fidschi, Guinea, Haiti (2), Libanon, Mosambik (4), Nigeria, St. Vincent und die Grenadinen, Sudan (2) und Syrien) 

Rund zwei Milliarden Menschen leben immer noch ohne sichere Trinkwasserversorgung. Eine wirksame Reaktion auf humanitäre Krisen ist eine Voraussetzung dafür, dass die humanitären Bedarfe von in Not geratenen Menschen gedeckt werden können. Dabei müssen die humanitären Bedarfe schnellstmöglich evaluiert und eingeschätzt werden und die Kapazitäten und Reaktionsfähigkeiten von verschiedenen Organisationen zusammengebracht werden. Ziel des Projektes ist es, durch die Unterstützung nationaler und subnationaler Koordinationsplattformen im Bereich Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) eine effektive und effiziente Koordination in humanitären Krisen zu gewähren und damit Menschen in Not besser zu helfen. Insgesamt werden etwa 30 nationale Koordinierungsplattformen und mindestens 1.015 lokale Partner/Koordinierungsstellen durch globale oder Fernunterstützung sowie kurzfristige Einsätze von Expert*innen vor Ort gestärkt. Mobile Unterstützungsteams stehen auf Abruf bereit und können in Krisenfällen entsendet werden, um direkt vor Ort bei der Koordination zu unterstützen.

Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:  

Unterstützung der nationalen Koordinierungsplattformen und lokalen Partner bei:  

  • dem Aufbau von eigenen Kapazitäten im Bereich Informationsmanagement und Koordination durch Schulungen, Trainings, virtuelle Fernunterstützung sowie einen zentralen Helpdesk 

  • der Diagnose von Problemen und der Entwicklung von Strategien zur effizienteren Koordination  

  • der Ausarbeitung von Notfallvorsorge- und Reaktionsplänen 

  • der Erarbeitung von Übergangsplänen von humanitärer Hilfe zu Entwicklungszusammenarbeit  

  • der Entwicklung von Strategien zu Lokalisierung und Inklusion 

Darüber hinaus erhalten die nationalen Koordinierungsplattformen und ihre Partner direkte und schnelle Unterstützung durch die Support-Teams vor Ort, die auf Anfrage entsendet werden. 

Lebensunterhalt und Erwerbsmöglichkeiten für syrische Geflüchtete und gefährdete Aufnahmegemeinden 
  • Direkt Begünstigte: 5.116
  • Laufzeit: November 2019 – Dezember 2025
  • Mittelherkunft: Kreditanstalt für Wiederaufbau  
  • Fördervolumen: Phase 1: 10.000.000 € + Phase 2: 10.000.000 € + Phase 3: 8.500.000 €

Aufgrund der anhaltenden Syrien-Krise haben sowohl die Flüchtlingsbevölkerung als auch die Aufnahmegemeinschaften im Libanon nur begrenzten Zugang zu eigenständigen einkommensschaffenden Maßnahmen. Gleichzeitig haben sich endemische Probleme, wie z. B. die Kapazitäten zur Abfallentsorgung und andere öffentliche Dienstleistungen, durch den plötzlichen Bevölkerungsanstieg verschlimmert und zu ungesünderen Umweltbedingungen geführt.

Das Projekt trägt dazu bei, den Lebensunterhalt der Aufnahmebevölkerung und der Geflüchtetengemeinschaften in gefährdeten Gebieten zu sichern, indem es arbeitsintensive Tätigkeiten im Bereich der Abfallwirtschaft schafft (Cash for Work). Mit diesem Projekt verbindet Aktion gegen den Hunger kurzfristige Bedürfnisse im Bereich Arbeitsmarkt mit mittel- und langfristigen Kernproblemen im Zusammenhang mit dem Mangel an Umweltdienstleistungen. Da sich das Projekt sowohl an Flüchtlingshaushalte als auch an gefährdete Libanes*innen richtet, zielt es auch auf den Abbau sozialer Spannungen zwischen diesen beiden Gruppen ab.  

Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:  

  • Schaffung von einkommensschaffenden Maßnahmen durch beschäftigungsintensive Tätigkeiten  
  • Qualifizierungsmaßnahmen in der Abfallwirtschaft
  • Clean-up von öffentlichen Plätzen
  • Sensibilisierungskampagne für Gemeinden zum Thema Umwelt und Abfallentsorgung 
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