733 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger. Viele wissen nicht, wie sie sich und ihre Familien versorgen sollen. Menschen auf der Flucht oder in von Dürre oder anderen Klimaextremen betroffenen Gebieten sind durch fehlende Nahrung und Wasser geschwächt, doch die Kliniken sind rar. Selbst schwangere Frauen müssen sich oft zu Fuß auf den Weg ins nächste Gesundheitszentrum machen. Unsere mobilen Kliniken sind oft ihre einzige Hoffnung.
Medizinische Hilfe in mobilen Kliniken
Unser Ziel ist es, Menschen Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung zu verschaffen. Durch Krisenherde, Katastrophengebiete oder weit abgelegene Dörfer sind viele Menschen nur sehr schwer für humanitäre Hilfskräfte erreichbar. Mit mobilen Kliniken versuchen unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort trotzdem so viele Frauen, Männer und Kinder wie möglich mit medizinischer Hilfe zu versorgen.
Was sind mobile Kliniken?
Am einfachsten ausgedrückt: Eine kleine, flexible Einheit für die ambulante Gesundheitsversorgung. Das kann sehr unterschiedlich aussehen. Ob ein mit medizinischer Ausstattung versehener Bus, eine auf dem Dorfplatz aufgebaute Untersuchungsstation oder ein fester Raum, der regelmäßig von mobilen Gesundheitskräften besucht wird. Entscheidend sind die Gegebenheiten vor Ort.
Ein mobiles Team besteht aus ungefähr zwei bis sechs Personen, die umfassend geschult sind. Sowohl medizinisches Personal als auch Logistiker*innen sind Teil der Gruppe. Um ihre entlegenen Ziele zu erreichen, müssen die Teams der mobilen Kliniken oft weite Strecken zurücklegen. Die Transportmittel sind dafür so vielseitig wie das Gelände, das sie überwinden müssen: Kanus, Jeeps und sogar Esel kommen zum Einsatz.
Die Entscheidung für eine mobile Klinik hängt vom internationalen „Sphere Standard“ ab. Dieser legt fest, dass 80 Prozent der Bevölkerung innerhalb einer Stunde Fußmarsch Zugang zu medizinischer Versorgung haben sollen. Wenn dies nicht gegeben ist, werden die mobilen Teams eingesetzt.
Möglichkeiten und Vorteile mobiler Kliniken
Mit mobilen Kliniken können wir die Menschen dort behandeln, wo sie sind. So müssen Kinder beispielsweise nicht von ihren Familien getrennt werden und können in ihrem vertrauten Umfeld gegen Mangelernährung behandelt werden. Zudem erreichen wir Orte, in denen die Menschen gar nicht oder nur nach langer und gefährlicher Reise Zugang zu Gesundheitsversorgung erhalten können. Die Öffnungstage und -zeiten der mobilen Klinikstandorte berücksichtigen immer auch die Arbeitszeiten von Frauen und Mädchen, um besonders ihnen die Nutzung zu erleichtern.
Unsere mobilen Teams leisten medizinische Erste Hilfe:
Erkennen und behandeln von Mangelernährung mithilfe therapeutischer Nahrung.
Vor- und Nachsorgeuntersuchungen bei Schwangeren und Stillenden, je nach Gegebenheiten vor Ort werden auch Geburten begleitet.
Hilfe bei Infektionserkrankungen wie Erkältungen, Malaria und Cholera.
Erste Hilfe bei einfacheren Verletzungen, wie Brüchen und Schnitten.
In komplizierteren Fällen organisieren die Teams einen Transport ins nächstgelegene Krankenhaus oder Ernährungszentrum.
Das Ziel von Aktion gegen den Hunger ist immer, die Menschen vor Ort unabhängig von externer Hilfe zu machen. Neben der Versorgung von Notfällen setzten wir bei unseren Programmen daher auf die Ausbildung und Schulung von lokalen Gesundheitshelfer*innen. So haben die Menschen auch dann eine*n Ansprechpartner*in, wenn unsere mobilen Einsatzkräfte nicht vor Ort sind. Bei den Schulungen erlernen Freiwillige zum Beispiel, wie sie Mangelernährung mit dem MUAC-Band erkennen und behandeln.
Außerdem vermitteln wir Kenntnisse darüber, welche Nährstoffe besonders wichtig für die gesunde Entwicklung sind, in welchen Lebensmitteln sie vorkommen und wie die richtige Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln den Nährstoffgehalt steigert. Dieses erlernte Wissen geben die neu ausgebildeten Gesundheitsexpert*innen an die Familien in den Gemeinden weiter. So werden die Ursachen von Mangelernährung langfristig bekämpft.
Das ist Hawa. Sie ist Gesundheitshelferin in Mali und unterstützt die Familien in der Region.
Wo setzt Aktion gegen den Hunger mobile Kliniken ein?
Genauso vielseitig wie die Gestaltung von mobilen Kliniken, ist ihr Einsatz. Ein paar Beispiele dafür, wie wir sie nutzen:
Die Provinzen Daykundi und Ghor in Afghanistan liegen in einer Bergregion. Das macht es schwangeren Frauen, Familien, Alten und Kranken schwer, die weiten Strecken zum nächstgelegenen Markt oder Krankenhaus zurückzulegen. Daher besuchen unsere Teams regelmäßig diese Dörfer. Besonders im Winter wird unsere Hilfe dringend benötigt: Wir verteilen Lebensmittel und warme Kleidung. Darüber hinaus behandeln wir vor allem Mangelernährung bei Kindern, Schwangeren und stillenden Frauen.
Im Jahr 2020 haben wir in der Region Paguir im Südsudan ein neues Gesundheitszentrum aufgebaut. Paguir ist eine abgeschiedene Region, geprägt von Armut und Überschwemmungen. Dieses Gesundheitszentrum wird regelmäßig von unseren mobilen Teams besucht. Sie legen dafür weite Strecken zu Fuß oder mit dem Kanu zurück. Der Effekt ist enorm! Rund um das Gesundheitszentrum hat sich ein kleiner Marktplatz entwickelt. Die Menschen profitieren gleich doppelt: Sie bekommen Zugang zu dringend benötigter medizinischer Versorgung und die lokale Wirtschaft wird angekurbelt.
Im Jemen erreichen wir mit mobilen Kliniken gefährdete und schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen. Nach langen Jahren des Kriegs verfügt das Land kaum noch über ein funktionierendes Gesundheitssystem und viele Menschen sind komplett von medizinischer Versorgung abgeschnitten. Ein Schwerpunkt unserer Teams ist die Behandlung von Mangelernährung bei Kindern. Zudem klären wir die Bevölkerung über COVID-19 auf und leisten lebensrettende Nothilfe.
Mobile Kliniken sind eine effektive und schnelle Lösung, um notleidende Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Um weiterhin Hilfe auch in entlegenen Regionen leisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung. Helfen Sie uns zu helfen – jetzt mit Ihrer Spende!