Vom 13. bis 15. Juni 2024 treffen sich die G7-Staatschefs in Italien für ihren jährlichen Gipfel. Auf der Tagesordnung stehen die sicherheits-, außen- und klimapolitischen Fragen – aber auch zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung für alle können die G7-Staatschefs einen wichtigen Beitrag leisten.
G7-Staaten: wichtige Akteure auf dem Weg in eine Welt ohne Hunger
Die G7-Staaten – Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien, Kanada und die USA – machen rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung aus. Sie üben viel Macht in internationalen Organisationen aus und stellen ungefähr 75 Prozent der weltweiten Entwicklungsfinanzierung bereit. Damit sind sie besonders wichtige Akteure auf dem Weg in eine Welt ohne Hunger.
Hinzu kommt, dass die G7-Mitglieder für 20 Prozent der aktuellen CO2-Emissionen verantwortlich sind. Als historische Verursachende der Klimakrise kommt ihnen daher eine besondere Verantwortung zu, vulnerable Länder und Gruppen vor den gravierenden Folgen der Klimakrise zu schützen – auch durch die Bekämpfung von Ernährungsunsicherheit, die vielerorts durch Wetterextreme ausgelöst und verschlimmert wird.
Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe dürfen nicht weiter gekürzt werden
In 2015 haben sich die G7-Regierungen bereits unter deutscher Präsidentschaft das Ziel gesetzt, 500 Millionen Menschen bis 2030 aus Armut und Mangelernährung zu heben. Es wird höchste Zeit, dieses Ziel nun in die Tat umzusetzen. Dafür stehen den G7 verschiedene Instrumente zur Verfügung, vor allem ihre eigenen Budgets für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, die unbedingt von weiteren Kürzungen verschont bleiben sollten.
Darüber hinaus sind Hunger und Ernährungsunsicherheit vielschichtige Herausforderungen, deren strukturelle Ursachen die G7-Staaten ebenfalls angehen können und sollten – als Ausdruck von internationaler Solidarität, zur Verwirklichung der Menschenrechte und als Beitrag zu weltweiter Stabilität.
Projekte wie dieses hier in Tansania, bei dem eine Gruppe aus Frauen gemeinsam Gärten bewirtschaftet und damit die Gemeinde versorgt und sich ein eigenes Business über die Dorfgrenze hinaus aufgebaut hat, werden von Aktion gegen den Hunger gefördert. Dafür braucht es Budget.
Die strukturellen Ursachen von Hunger bekämpfen
Wie die G7-Mitglieder zu einer Welt ohne Hunger und Mangelernährung beitragen können, haben wir in unserem internationalen Netzwerk in einem Empfehlungspapier festgehalten. Auch in der internationalen Zivilgesellschaft wurde das Thema Ernährungssicherung im sogenannten Civil7-Communiqué aufgegriffen, das über mehrere Monate in einem partizipativen Prozess erarbeitet wurde.
- Da bewaffnete Konflikte noch immer die Hauptursache von Hunger sind, sollten die G7-Mitglieder ihr diplomatisches Gewicht nutzen, um sich für friedliche Konfliktlösungen und ungehinderte humanitäre Hilfe einzusetzen. Für den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe und die Verhinderung von humanitärem Zugang – einem Verstoß gegen das Völkerrecht – müssen stärkere Konsequenzen und Rechenschaftsmechanismen geschaffen werden.
- Die Klimakrise bedroht die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen, vor allem denjenigen, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Neben der Verpflichtung zur Emissionsminderung müssen die G7-Staaten ausreichend Klimafinanzierung bereitstellen, um Anpassung und Resilienzstärkung zu ermöglichen – auch in Landwirtschafts- und Ernährungssystemen. Die Transformation zu klimafreundlicher Landwirtschaft sollte gleichzeitig zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen, angemessene Ernährung für alle ermöglichen und Kleinbäuer*innen stärken – hierfür bietet vor allem Agrarökologie eine Lösung, die durch G7-Staaten stärker gefördert werden sollte.
- Armut und wachsende soziale Ungleichheiten verursachen und verstärken Hunger: Besonders vulnerable Gruppen haben nicht die Mittel, auf schnell steigende Lebensmittelpreise zu reagieren. Soziale Sicherungssysteme können im Krisenfall vor Hunger, Ernährungsunsicherheit und hohen Gesundheitskosten schützen – doch nur 47 Prozent der Weltbevölkerung haben auch nur teilweisen Zugang zu solchen Sicherungsmechanismen. G7-Mitglieder sollten den weltweiten Aufbau von sozialen Sicherungssystemen – inklusive universeller Gesundheitsversorgung und ernährungsbezogener Unterstützung – fördern, um heutige und auch zukünftige Generationen in Krisenfällen vor Hunger zu schützen.
Unsere aktuelle Petition „Menschenrechte statt Konzerninteressen – Gesicht zeigen gegen Hunger“ setzt genau an diesen Punkten an, stellt sich aber vor allem gegen den wachsenden Profithunger der Großkonzerne. Hunger ist vor allem ein Verteilungsproblem. Dabei hat jeder Mensch weltweit ein Recht auf Nahrung. Die Politik muss dieses Menschenrecht stärker schützen. Jetzt mitmachen und unterschreiben:
Was haben wir erreicht?
Die G7-Staaten haben,
- ein umfassendes Abkommen zur sofortigen Waffenruhe in Gaza, die Freilassung aller Geiseln und eine signifikante Erhöhung der humanitären Hilfe unterstützt.
- die Bedeutung der Erhöhung und besseren Zugänglichkeit der Klimafinanzierung für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Gemeinschaften anerkannt.
- sich verpflichtet, die Prävention und Behandlung von Mangelernährung bei Kindern zu finanzieren und ein Finanzierungssystem für Ernährungskrisen einzurichten.
Allerdings fehlen noch konkrete Informationen darüber, wie die Klimafinanzierung zugänglich gemacht und wie die genannten Initiativen entwickelt werden sollen; zudem fehlt die Unterstützung der UN-Resolution 2417 zum Schutz der Zivilbevölkerung vor Hunger in Kriegen.
Im Bereich der Ernährungskrisenintervention lag der Fokus hauptsächlich auf der privaten Finanzierung, während ein konkretes Engagement zur Erhöhung der öffentlichen Finanzierung, insbesondere in humanitären Notlagen, fehlte.
Um die strukturellen Ursachen des Hungers zu bekämpfen und das Ziel „Zero Hunger“ zu erreichen, ist viel mehr nötig!
Aber wir von Aktion gegen den Hunger geben nicht auf, wir werden weiterhin konkrete Verpflichtungen von politischen und institutionellen Entscheidungsträger*innen fordern, bei den nächsten wichtigen Terminen und im Hinblick auf die Arbeit des neuen Europäischen Parlaments.