Wer sind die Rohingya?
Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit, die im vorwiegend buddhistischen Myanmar (ehemals Burma) lebt. In ihrem Geburtsland Myanmar gelten sie als „illegal“, nachdem ihnen die Staatsbürgerschaft entzogen worden ist und es dadurch immer wieder zu Zwangsvertreibungen kam. Die Vereinten Nationen haben die Rohingya als die „am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“ eingestuft. Sie leben vor allem in der an Bangladesch grenzenden Region Rakhine im Westen des Landes.
Warum fliehen die Rohingya?
Jahrelange Diskriminierung und Verfolgung gipfelte am 25. August 2017 in bewaffneten Unruhen, die dazu führten, dass Häuser und ganze Dörfer niedergebrannt wurden. Augenzeugen berichten von Tötungen, Folter und Vergewaltigungen. Aus Angst um ihr Leben kehrten die Rohingya ihrer Heimat den Rücken und flüchteten ins benachbarte Bangladesch.
Wie ist die Situation im Geflüchtetenlager in Bangladesch?
Die Menschen leben im Distrikt Cox’s Bazar, ganz im Süden des Landes, dicht an dicht. Geschätzt sind es rund 900.000 Geflüchtete, davon mehr als die Hälfte Kinder. Damit ist Cox’s Bazar eines der größten Geflüchtetenlager der Welt. Die Hütten der Rohingya sind sehr einfach gebaut: Sie bestehen aus Bambus, Seilen und Abdeckplanen. Im April beginnt die Zyklonsaison, im Juni die Regenzeit. Humanitäre Hilfsorganisationen warnen immer wieder vor Naturkatastrophen und den Auswirkungen auf die Situation der Geflüchteten in Cox's Bazar. Die instabilen Hütten sind sehr anfällig dafür, bei Erdrutschen einfach weggespült zu werden. Im März 2021 zerstörte ein Großbrand große Teile des Geflüchtetenlagers und hinterließ etwa 45.000 Frauen, Männer und Kinder obdachlos. In dem Geflüchtetenlager kam es immer wieder zu verheerenden Bränden.
Wie geht es den Menschen nach ihrer Flucht?
Ihr Überleben verdanken die meisten der internationalen humanitären Hilfe und der Solidarität der Bevölkerung Bangladeschs. Etwa ein Viertel der Kinder leidet an Hunger, 7,5 Prozent an schwerer Mangelernährung. Oft reicht das Essen nicht für alle Familienmitglieder. Auch deshalb registriert Aktion gegen den Hunger immer neue Fälle von schwere akuter Mangelernährung. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Krankheiten wie Cholera und auch das neuartige Coronavirus rasend schnell ausbreiten könnten und schon ein oder zwei Tage starker Regen dazu beitragen könnten, dass sich die Situation enorm verschlechtert. Die Enge im Geflüchtetenlager, sowie fehlende Hygiene- und Schutzmaßnahmen bedingen zusätzlich den Ausbruch von Krankheiten. Vor allem Kinder unter fünf Jahren kommen in unsere Stabilisierungszentren, weil sie an Fieber leiden und dadurch rapide an Gewicht verlieren.
Wie ist die hygienische Situation in Bangladesch?
Hygiene ist das A und O, wenn es darum geht, der Verbreitung von Krankheiten entgegenzuwirken. Ein großes Problem stellt die wiederkehrende Regenzeit dar: Es gibt in dem Geflüchtetenlager so gut wie keine Kanalisation. An vielen Stellen liegt Müll offen herum. Wenn sich Abfall und Wasser vermengen, kann dies den Ausbruch von Seuchen beschleunigen. Deswegen bemühen wir uns insbesondere um den Ausbau der Abwasserentsorgung, bauen Latrinen und stellen sauberes Trinkwasser zur Verfügung.
Wann können die Rohingya nach Myanmar zurückkehren?
Beobachtende gehen davon aus, dass viele der Rohingya noch lange Zeit in Bangladesch bleiben werden. In ihrer Heimat sind sie nicht sicher. Das stellt Hilfsorganisationen vor immer neue Herausforderungen, zum Beispiel fehlende Infrastruktur für die kalte Jahreszeit oder die Corona-Pandemie. Es gibt keine Schulen für die Kinder und die Erwachsenen können keiner geregelten Arbeit nachgehen. Deshalb sind sie weiter auf Hilfslieferungen und die Unterstützung von außen angewiesen.