Nyabiele Chan und ihre Enkel stehen vor einer Hütte ihres vom Hochwasser überfluteten Dorfes im Südsudan, während einige Hundert Kilometer weit entfernt eine Gruppe Frauen aus Kenia auf dem langen Weg zum letzten verbleibenden Wasserloch sind. Das verschmutzte Wasser im fast versiegten See ist das einzige, was ihnen bleibt. Gleichzeitig fragt sich Arefa in Afghanistan, wie sie die viel zu teuer gewordenen Lebensmittel bezahlen und wie ihre Familie den drohenden Winter in ihrem Dorf überstehen soll.
Ihre Welt steht Kopf – so wie die zahlloser Menschen in Ländern wie Somalia oder Peru, Syrien oder Burkina Faso. Das liegt nebst den Auswirkungen schlimmer Konflikte zu einem signifikanten Teil auch an der Entwicklung unseres Klimas. Wetterphänomene, die in Katastrophen münden, häufen sich. Das ist bereits in unseren Breitengraden spürbar – im Globalen Süden aber umso mehr.
Klimakatastrophen häufen sich im Globalen Süden
Die meisten Menschen, die unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, haben nahezu keine Schuld daran. Sie leben nicht in den Industriestaaten, deren jahrzehntelange Emissionen ihren Teil zur Veränderung der Atmosphäre beigetragen haben und dies noch immer tun. Während Fluten, Dürren und Insektenplagen zwar auch hier mittlerweile ankommen, leiden Frauen, Männer und Kinder im Globalen Süden schon lange unter drastischen Klimaextremen, die in ihrer Intensität und Häufigkeit immer mehr zunehmen.
Während Dörfer im Südsudan überflutet sind, suchen diese sechs Frauen aus Kenia nach Wasser. Sie müssen weite Wege zurücklegen, um ihre Kanister zu füllen.
Die Folgen sind für die Menschen in Ländern wie dem Südsudan, Äthiopien oder Pakistan katastrophal: Sie stehen vor zwei großen Herausforderungen: die eintretenden Katastrophen und ihre Folgen überleben, aber auch Wege finden, sie bereits im Vorfeld so gut wie möglich abzufangen und ihre Folgen zu mindern. Doch ihre Mittel dafür sind begrenzt.
Klimaungerechtigkeit beenden, Katastrophen abfedern
Wie lässt sich dieses ungerechte Ungleichgewicht verändern? Das Klima können wir von heute auf morgen nicht beeinflussen, doch wir können und müssen jetzt handeln, um drohende negative Klima-Kipppunkte in positive Kipppunkte zu verwandeln – um so allen Menschen weltweit ein Leben auf einem gesunden Planeten zu ermögichen, frei von Hunger und Leid. Gemeinsam können wir Klimagerechtigkeit für jede*n von uns schaffen. Der Zeitpunkt zum Handeln ist jetzt!
Die 16-jährige Arefa aus Afghanistan lebt mit ihrer Familie auf engstem Raum, sie haben kaum Geld. Die hohen Lebensmittelpreise machen ihnen sehr zu schaffen.
Wie wir uns eine klimagerechte Welt schaffen können, ist eine der Kernfragen, die jährlich beim Human Rights Film Festival Berlin gestellt und diskutiert werden. Beim Human Rights Forum spielen Klima- und Ernährungssicherheit eine große Rolle. Im Rahmen des HRFFB 2022 wurde ein ganzer Forumstag den elementaren Zusammenhängen zwischen Klima, Gerechtigkeit und Frieden gewidmet. Hier lassen sich die spannenden Vorträge noch einmal erleben:
Konferenztag am 17. Oktober 2022: Don't Starve Our Future!
Sprecherin: Yolande Wright (Save the Children)
In Zeiten der Klimakrise ist die Bedeutung der Menschenrechte enorm spürbar. Zahlreiche Dokumentarfilmende, Journalist*innen, NGOs und Aktivist*innen erzählen Geschichten von Umweltzerstörung und den Konsequenzen für das menschliche Wohl. Dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Juli dieses Jahres in einer historischen Resolution das Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt anerkannt hat, ist ein wichtiger und dringender Meilenstein. Zum Auftakt des Tages wird die Hauptrednerin darlegen, wie dieses universelle Recht den Kampf gegen den Klimakollaps stärken und eine gerechte und friedliche Welt ohne Hunger erreichen kann.
Im Anschluss an die Eröffnungsrede unterhalten sich Yolande Wright und Thin Lei Win über die Rolle von Umweltrechten, vergessenen Krisen und Hunger.
Welches Narrativ bestimmt die Beschreibung des menschlichen Leids in Konfliktgebieten, wenn wir über die fatalen Folgen von Krieg und Vertreibung sprechen? Wie hilfreich sind die Rahmenwerke des internationalen humanitären Völkerrechts, wenn wir über Menschenrechtsverletzungen etwa beim Recht auf Nahrung oder den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe sprechen? Kann Ernährungssicherheit zu einem friedlichen Miteinander führen? Wir wollen erkunden, wie wir durch positives Storytelling die Aufmerksamkeit auf das Sterben von Kindern an Hunger und Mangelernährung in Konfliktgebieten erhöhen können und Advocacy-Ansätze diskutieren, um einen Wandel im Einsatz für Frieden und gegen Hunger zu erwirken. Lasst euch auf das Gedankenexperiment ein und teilt eure Ansichten und Ideen!
Keynote: Michael Fakhri (UN Special Rapporteur Right to Food)
Podiumssprecher*innen:
- Thin Lei Win (Moderation, The New Humanitarian)
- Dr. Martin Frick (WFP Global Office Deutschland)
- Guwoly Stella Henry (Action Against Hunger Südsudan)
- Dr. Meike Riebau (Save the Children Deutschland)
Freuen Sie sich auf ein kleines Mittagessen und nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Netzwerk zu erweitern.
Bald mehr Informationen...
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Klimakrise, Pandemie und Ukrainekrise haben es verdeutlicht – das globale Ernährungssystem ist und macht angreifbar. Globalisierte und eng verflochtene Strukturen reproduzieren noch heute Ungerechtigkeiten und Abhängigkeiten für Kleinbäuer*innen, indigene Gruppen und weite Bevölkerungsteile des Globalen Südens. Diese Diskussion analysiert aber nicht nur, wie koloniale, rassistische und sexistische Merkmale vom Ernährungssystem zu Hunger führen. Das Podium erörtert auch Strategien und Maßnahmen, um diese Systeme gerechter, nachhaltiger und resilienter zu machen – nichts weniger als eine echte Transformation.
Keynote: Claudia J. Ford (State University of New York)
Podiumssprecher*innen:
- Christine Mhundwa (Moderation, Deutsche Welle)
- Deepali Bhattacharya (Action against Hunger India)
- Savio Carvalho (Greenpeace Int.)
- Paula Gioia ( La Vía Campesina)
Bei Kaffee und Getränken können Sie die Gelegenheit zum Networking nutzen.
Mit steigenden Emissionen nähert sich unser Planet mehr und mehr katastrophalen Kipppunkten, die das Klima aus dem Gleichgewicht zu werfen drohen. Doch auf der ganzen Welt kämpfen Menschen dafür, diese Katastrophe abzuwenden und stattdessen positive Kipppunkte zu erreichen – Kipppunkte, die allen Menschen ein Leben auf einem gesunden Planeten ohne Hunger ermöglichen. An Beispielen von Klimaklagen, Grassroots-Aktivismus und der Anwendung von indigenem Wissen diskutieren wir, was die Klimabewegung und Hilfsorganisationen im globalen Norden vom Klimaaktivismus im globalen Süden lernen können – und umgekehrt. Wir suchen nach frischen und unkonventionellen Allianzen, um gemeinsam Wege aus klimabedingtem Hunger zu bahnen. Mach mit und werde Teil der Bewegung!
Keynote: Dr. Kira Vinke (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik)
Podiumssprecher*innen:
- Dr. Lewis Akenji (Moderation, Hot or Cool Institute)
- Lisa Göldner (Greenpeace Deutschland)
- Constance Okollet (Osukuru United Women’s Network)
- Mitzi Jonelle Tan (Youth Advocates for Climate Action Philippines & Fridays for Future Philippines)
Sprecher: Harjeet Singh (Climate Action Network International)
Der Abschlussredner verknüpft die großen Erkenntnisse des Tages und rückt sie in ein neues Licht: Krisen verdichten sich, Ungerechtigkeiten breiten sich aus. Wie können wir den Motor des Widerstands starten? Wie hören wir auf, bestimmte Erzählungen zu reproduzieren und erwirken echten Wandel? Sind wir Change Maker im Kampf gegen Hunger und Ungerechtigkeit und wie können wir es werden? Ganz im Sinne unseres Festival-Mottos: Beyond Red Lines – lädt diese Rede dazu ein, alte Grenzen zu überschreiten, um eine bessere Zukunft für alle zu gestalten. Macht mit uns den ersten Schritt!
Der Forumstag ist hiermit abgeschlossen. Sie können die Zeit als Pause und zum Networking nutzen.
Anschließend laden wir Sie herzlich zur Teilahme an unserem Public Talk mit dem Thema "Entwicklung und Diplomatie: Mit Feminismus gegen den Hunger?" ein. (Der Public Talk wird in deutscher Sprache und in den gleiche Räumlichkeiten stattfinden.)
Unter den Krisen unserer Zeit leiden Frauen und Mädchen am meisten, Schuld daran ist Diskriminierung. Liegt in der Geschlechtergerechtigkeit also die Lösung für diese Krisen und die Sicherung der globalen Ernährung? In diesem Talk erklären hochrangige Vertreterinnen aus Politik und Diplomatie, wie sie das Konzept der feministischen Außen- und Entwicklungspolitik verstehen und diskutieren, wie eine solche Politik Gerechtigkeit für alle schaffen kann.
Podiumssprecherinnen:
- Christiane Grefe (Moderation, Die ZEIT)
- Aya Chebbi (Panafrikanische Feministin & Diplomatin)
- Dr. Bärbel Kofler (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
- Dr. Hannah Neumann (Die Grünen/Europäische Freie Allianz)