Bauern aus Afghanistan bei der Ernte auf einem Weizenfeld.

8 Nutzpflanzen – von der Klimakrise bedroht

Von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln und Mais bis hin zu Luxusgütern wie Kakao und Kaffee – der Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf die weltweite landwirtschaftliche Produktion der folgenden acht Nutzpflanzen. Was können wir tun? 

Die Klimakrise ist jetzt – und gefährdet diese Nutzpflanzen 

Es besteht ein wachsender Konsens darüber, dass der Klimawandel bereits jetzt die Ernteerträge und damit die Ernährungssicherheit beeinträchtigt. Aber nicht alle Nutzpflanzen sind gleichermaßen gefährdet. 

Während Forscher*innen davor warnen, dass die Ernteerträge aufgrund der Erderwärmung insgesamt sinken werden, können sich die Erträge einiger Pflanzen aufgrund von sich überraschend ändernden Niederschlagsmustern und Unwettern durchaus erhöhen. Eine Studie der University of Minnesota aus dem Jahr 2019 hat beispielsweise ergeben, dass die Erträge von Kulturpflanzen wie Reis und Weizen bereits rückläufig sind, während die Ernten von Sorghum-Hirse, die besser gegen Trockenheit gewappnet ist, im gleichen Zeitraum gestiegen sind. 

Nicht nur das Wetter wird sich auf die Ernteerträge auswirken. Im Zuge der Erderwärmung breiten sich Schädlinge und Krankheiten immer weiter aus. Das macht die Landwirtschaft noch unberechenbarer. 

Auch das Lagern von Lebensmitteln könnte schwieriger werden: Steigende Temperaturen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Insekten oder Schimmelpilze Ernten zerstören, die im Freien oder in geschützten, aber nicht gekühlten Räumen gelagert werden. 

Es wird erwartet, dass die Klimakrise auch die Mangelernährung der Bevölkerung, insbesondere der Kinder, verschärfen wird, wenn die Verfügbarkeit von Nährstoffen und die Qualität von Lebensmitteln abnimmt, während gleichzeitig die Preise steigen. Höhere Temperaturen und höhere CO2-Konzentrationen in der Luft führen zu einem geringeren Gehalt an Nährstoffen wie Eisen, Zink und Eiweiß in Pflanzen wie Soja, Weizen und Reis. Dieses Problem ist besonders in Ländern mit geringerer Nahrungsmittelvielfalt problematisch, in denen die Menschen für ihre Ernährung auf ein oder zwei Grundnahrungsmittel angewiesen sind. 

Wir wollen uns nun einmal gemeinsam anschauen, wie sich der Klimawandel auf acht wichtige Kulturpflanzen auswirken könnte, mit denen Millionen von Kleinbäuer*innen ihr Einkommen verdienen. Sie sind außerdem lebenswichtige Kalorien-, Nährstoff- und auch Kulturquellen für Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt. 

1. Mais: schwankende Temperaturen und zu wenig Wasser 

Die weltweite Maisproduktion wird aufgrund von Temperaturschwankungen und geringeren, unzuverlässigen Niederschlägen bis 2050 wahrscheinlich massiv zurückgehen. Alle großen Anbaugebiete – wie die USA und Brasilien – werden von diesem Wandel betroffen sein. 

Kleinbäuer*innen sind für den Maisanbau besonders auf regelmäßige Niederschläge angewiesen. Doch der Klimawandel stört bereits jetzt die typischen Niederschlagsmuster. An Orten wie Mosambik, wo Mais für den lokalen Verbrauch angebaut wird, wird dies wahrscheinlich verheerende Folgen haben. 

Jemand – man sieht nur Hände und Arme – prüft den Reifezustand eines Maiskolbens direkt an der Pflanze.
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Mais gehört weltweit zu den wichtigsten Kalorienquellen. Doch die Produktion wird bis 2050 voraussichtlich massiv zurückgehen – aufgrund von Temperaturschwankungen und Wassermangel. 

2. Weizen: Trockener Süden steht vor Rückgang 

In kühleren Regionen wie Nordamerika und Europa kann die Weizenproduktion bei entsprechenden Niederschlägen um mehr als 5 Prozent steigen. In hitzeanfälligeren Gebieten wie Indien, Mittelamerika und Afrika können die Erträge jedoch um 3 Prozent oder mehr zurückgehen. 

Da Indien 14 Prozent des weltweiten Weizens produziert, wird der Produktionsrückgang in den heißeren und trockeneren Anbauregionen erhebliche Auswirkungen auf die indischen Weizenbauernfamilien haben – und auf Millionen von Menschen, die von deren Erträgen leben. 

3. Reis: Vom steigenden Meeresspiegel und Hitze bedroht 

Für mehr als 3,5 Milliarden Menschen liefert Reis 20 Prozent oder mehr ihrer täglichen Kalorien, und die Nachfrage steigt. Dennoch könnten die Reiserträge weltweit um mehr als 5,5 Prozent zurückgehen, wenn die Temperaturen um 1,5 Grad steigen. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass die Erträge bis 2050 um 11 Prozent sinken könnten. 

Landwirt*innen in ganz Asien – einschließlich der großen Bevölkerungszentren China, Indien und Vietnam – sowie in Afrika - wo Nigeria der größte Reisproduzent des Kontinents ist – werden davon stark betroffen sein. In Bangladesch haben die Landwirt*innen bereits Einbußen bei der Reisernte hinnehmen müssen, weil Hitzewellen und geringe Niederschläge in der Vegetationsperiode zur Vernichtung von über 168.000 Hektar Reis geführt haben. Küstenfelder auf Meereshöhe sind durch den Anstieg des Meeresspiegels besonders gefährdet, wenn das Meerwasser das trockene Land überschwemmt und die Reispflanzen beschädigt oder sogar zerstört. 

Ein Mann aus dem Südsudan lässt frischen, selbst angebauten Reis durch seine Finger rinnen.
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Über 3,5 Milliarden Menschen weltweit sind im Rahmen ihrer Ernährung auf Reis angewiesen. Doch wenn die Temperaturen weiter steigen und Niederschläge in typischen Reisanbaugebieten ausbleiben sowie natürliche Wasserquellen versiegen, werden die Erträge in den kommenden Jahren drastisch sinken. Denn Reis benötigt viel Wasser zum Wachsen.

4. Soja: Erträge steigen – bis es auch der resistenten Pflanze zu heiß wird 

Die wachsende Beliebtheit von Soja – insbesondere als günstiges Futtermittel für Tiere – führt dazu, dass weltweit immer mehr Wälder abgeholzt werden. Dieser Trend ist vor allem in Südamerika zu beobachten, wo die Landwirt*innen die Sojaproduktion steigern, um nach China zu exportieren und die wachsende Nachfrage nach industriellem Tierfutter zu decken. 

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sojabohnenerträge sind uneinheitlich. Forscher*innen haben festgestellt, dass Sojapflanzen durchaus positiv auf höhere CO2-Konzentrationen in der Luft reagieren. Die Sojabohnenerträge könnten auch steigen, wenn Landwirt*innen vom Anbau anderer Nutzpflanzen wie Weizen auf den Sojaanbau umsteigen oder sich zuvor bewaldete Gebiete zunutze machen. Insbesondere im Amazonasgebiet geschieht das bereits großflächig, etwa durch oft illegale Brandrodung. Heute noch zu kühle Gebiete wie der Bundesstaat New York oder Südkanada könnten durch eine höhere Durchschnittstemperatur ebenfalls für Sojafelder interessant werden. 

Doch selbst wenn die Ernten in naher Zukunft steigen, gehen die meisten Wissenschaftler*innen davon aus, dass die Erträge im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts zurückgehen werden, da Hitze und Wassermangel zunehmen. 

5. Kartoffeln: durchgehend Wasser – schon jetzt ein Problem 

Bis 2050 könnte die weltweite Kartoffelernte um bis zu 9 Prozent zurückgehen. Da Kartoffeln für ihr Wachstum ständig mit Wasser versorgt werden müssen, eignen sich bei steigenden Temperaturen und sinkenden Niederschlägen immer weniger Gebiete für den Kartoffelanbau. In Kartoffelanbaugebieten, die wie Idaho auf schmelzende Schneedecken in den Bergen oder wie Bolivien auf eine Regenzeit angewiesen sind, werden die Landwirt*innen ihre Sorten anpassen oder in Bewässerung investieren müssen, um die Produktion aufrechtzuerhalten. 

6. Bananen und Kochbananen: Hohe Temperaturen und Pilzkrankheiten 

Sowohl die hier bei uns weit besser bekannten meist süßen Bananen als auch ihre Schwesterfrucht, die Platane – bei uns eher als Kochbanane bekannt – werden in den Tropen für den weltweiten Verkauf, aber auch als wichtige lokale Nahrungsquelle angebaut. Forscher*innen fanden heraus, dass die Produktion von Kochbananen aufgrund der steigenden Temperaturen in den vergangenen 20 Jahren bereits um 43 Prozent zurückgegangen ist. Beliebte Bananensorten sind außerdem von Krankheiten wie der schwarzen Blattfleckenkrankheit bedroht, die sich bei wärmerem Wetter schneller und weiter ausbreiten kann.  

Die prognostizierten Wetterveränderungen könnten jedoch auch bedeuten, dass bis 2070 mehr Land für den Anbau von Bananen und Kochbananen zur Verfügung steht. 

Ein Mann aus Madagaskar lädt Bananenstauden auf einen Karren.
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Steigende Temperaturen und damit verbundene Probleme wie die Ausbreitung von Pilzen und anderen Krankheitserregern machen der weltweiten Bananen- und Platanenproduktion stark zu schaffen. Schon jetzt sind die Erträge nicht mehr mit jenen vor 20 Jahren vergleichbar.

7. Kakao: Nachfrage übersteigt Angebot 

Die Nachfrage nach Schokolade steigt – doch wir haben schlechte Nachrichten: Es ist unwahrscheinlich, dass die Kakaoproduktion mit der hohen Nachfrage Schritt halten kann. Côte d'Ivoire und Ghana in Westafrika sind für die Hälfte der weltweiten Kakaoproduktion verantwortlich, und die Region leidet bereits jetzt unter nur noch unregelmäßigen Regenfällen und heißen Winden. 

Aber Kakaobohnen wachsen nur unter ganz bestimmten Bedingungen gut: Sie mögen konstante Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und regelmäßige Niederschläge. Steigende Temperaturen treiben die Kakaoproduktion in höhere Lagen, wo es einfach weniger Land gibt – oder wo der Anbau mit Abholzung einhergehen müsste, die wiederum für heißere Temperaturen sorgt. 

8. Kaffee: Wertvolles Luxusgut vor dem Aus

Kaffee ist eine wertvolle Exportpflanze für viele Kleinbauern, die von den Einnahmen Lebensmittel und Vorräte für ihre Familien kaufen. 

In den großen Kaffeeexportländern bietet die Kulturpflanze im ganzen Land wirtschaftliche Möglichkeiten, ob durch Anbau, Verarbeitung, Handel und mehr, sie beeinflusst sogar den Finanzsektor. All diese Wirtschaftszweige könnten verloren gehen. Äthiopien, der größte Kaffeeproduzent Afrikas, könnte bis 2030 ein Viertel seiner Kaffeeerträge verlieren. 

Und jetzt? 

Um Versorgungsunterbrechungen und höhere Preise zu vermeiden und zu verhindern, dass noch mehr Menschen als schon jetzt hungern, braucht es Ideen. Landwirt*innen müssten teilweise ihre Produktion ausweiten oder aber ganz neue Techniken anwenden, um dieselben Erträge zu erzielen wie noch jetzt. Einige klimaspezifische Kulturen, wie Kaffee, müssen möglicherweise in neuen Gebieten angebaut werden. Möglicherweise müssen die Landwirt*innen auch damit beginnen, widerstandsfähigere und klimaangepasste Sorten bekannter Nutzpflanzen oder ganz neue Arten von Lebensmitteln anzubauen. 

Eine Frau aus Bangladesch pflückt glücklich eine ihrer selbst angebauten Gurken.
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Wenn sich das Klima weiter und immer schneller verändert, passieren mehrere Dinge: Bisherige Anbauflächen verschwinden oder müssen mit resistenteren Pflanzen bestellt werden, während anderswo neue Anbauflächen entstehen, auf denen die Produktion wärmeliebender Pflanzen heute noch undenkbar ist. Unsere Aufgabe als Weltbevölkerung ist es, diesen Wandel mitzugehen – und es  zu ermöglichen, dass sich alle Menschen weltweit darauf einstellen können.

Was macht Aktion gegen den Hunger gegen diese drohenden Probleme? 

Bei Aktion gegen den Hunger zeigen wir Landwirt*innen klimaangepasste Anbautechniken und versorgen sie mit klimaresistenten Pflanzen, damit sie das Beste aus ihren schwindenden Ressourcen machen können. Wir nutzen agrarökologische Ansätze, die die Effizienz verbessern und die natürlichen Ökosysteme stärken. Außerdem bauen wir mit Menschen vor Ort regelmäßig Felder oder Küchengärten, auf denen Bäuerinnen und Bauern auf Demonstrationsflächen Gelerntes ausprobieren können, bevor sie neue Anbautechniken auf ihrem eigenen Land anwenden. 

Aber auch der Geschmack der Verbraucher*innen muss sich möglicherweise ändern. Denn ein sich wandelndes Klima kann bedeuten, dass sich Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt auf neue Lebensmittel und einen veränderten Speiseplan einstellen müssen. Es braucht Zeit, den Landwirt*innen zu helfen, nutzbares Land zu finden und vorzubereiten und sich erfolgreich anzupassen – mit neuen Kulturpflanzen und neuen Anbautechniken. Die Menschen überall auf der Welt müssen sich auf neue Einkaufs- und Essgewohnheiten einstellen.  

Doch wenn wir jetzt damit beginnen, können wir die Samen für nachhaltige Ernährung für alle säen. Jetzt ist noch Zeit dafür! 

6. SEPTEMBER 2024
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