Mitarbeiter im Südsudan fordern keine Gewalt gegen Helfer.

Humanitäre Hilfe schützen: Kein Mensch darf Ziel von Gewalt sein!

Sie sind die, die für Menschen in Not da sind – und zwar dort, wo es auch für sie selbst sehr gefährlich werden kann. Humanitäre Helfer*innen sind das ausführende Glied einer jeden humanitären Hilfsorganisation. Sie sind die wahren Helden, die oft über ihre Grenzen hinaus gehen, um so vielen ihrer Mitmenschen wie möglich zu helfen. Und genau das gefährdet sie, heute mehr als je zuvor. 

Weltweite Krisen bringen Humanitäre Helfer in Gefahr

Selten war die Gefahr für humanitäre Helferinnen und Helfer so groß wie heute. „Ausgerechnet dort, wo die meiste Unterstützung nötig ist, müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich um ihr Leben bangen“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. In den vergangenen Jahren hat das bereits Länder wie Syrien, den Jemen und Afghanistan, Somalia und den Südsudan betroffen. Heute kommen unter anderem die besetzten palästinensischen Gebiete – insbesondere Gaza – und der Sudan dazu. In den genannten Ländern wurden in den vergangenen Jahren die meisten Angriffe auf Helferinnen und Helfer von Nichtregierungsorganisationen verzeichnet. Seit Jahren steigt die Zahl der Vorfälle nahezu kontinuierlich an. Im Jahr 2023 gab es 281 Angriffe auf humanitäre Helfende mit insgesamt 595 Opfern – so vielen wie noch nie. Die Zahl der getöteten Menschen ist mit 280 zu den Vorjahren sprunghaft angestiegen. Der Großteil der Angegriffenen sind Mitarbeitende, die in ihrer Heimat selbst aktiv sind. 

Ein Recht auf Leben in Würde

„Wir setzen uns für ein Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen ein und fordern die Konfliktparteien dazu auf, das Humanitäre Völkerrecht zu respektieren und einzuhalten. Alle Menschen haben das Recht auf ein Leben in Würde. Dafür brauchen sie sicheren Zugang zum Lebensnotwendigsten“, erklärte Jan Sebastian Friedrich-Rust bereits vor fünf Jahren anlässlich des Welttages der Humanitären Hilfe am 19. August. Auch heute stehen wir weiter dazu. Denn kriegerische Auseinandersetzungen sind eine der Hauptursachen für Hungerkrisen. Allein im Sudan ist zurzeit mehr als die Hälfte der Bevölkerung von kritischer Ernährungsunsicherheit (IPC Phase 3 oder mehr) betroffen. Das sind 25,6 Millionen Menschen in einem einzigen Land, die akut hungern. Im Norden Darfurs herrschen mittlerweile Bedingungen einer Hungersnot, die sich auf weitere Teile des Landes ausweiten könnten. Währenddessen ist die humanitäre Hilfe stark eingeschränkt. Unsere Mitarbeitenden und die der anderen tätigen Organisationen riskieren ihr Leben dabei, ihren Mitmenschen zu helfen.

All diese Menschen in Konfliktgebieten – viele Millionen weltweit – sind auf Hilfe von außen angewiesen. Diese Hilfe leistet humanitäres Personal weltweit – auch bei Aktion gegen den Hunger. Unsere 8.987 Mitarbeitenden sind in 56 Ländern tätig – auch in den oben genannten Krisengebieten und weiteren Regionen, in denen sie durch Konflikte, aber auch Naturkatastrophen oft ihr Leben riskieren. 

„Der Schutz der humanitären Hilfe hat ein Ziel: Das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen.“

Kira Fischer
Kira Fischer, Leitung Advocacy bei Aktion gegen den Hunger

Ohne humanitäre Helfer*innen würden noch viele Millionen Menschen mehr leiden. Daher ist ihre Arbeit so wichtig. Aus diesem Grund müssen sie von der Weltgemeinschaft besonders geschützt werden:

  • Humanitäres Personal muss vor allem in Krisengebieten gut erkennbar sein, um nicht mit Militär o.ä. verwechselt zu werden. 
  • Die Neutralität humanitären Personals muss unter allen Umständen gewahrt werden.
  • Humanitäre Helfer*innen müssen zu jeder Zeit gesicherten Zugang sowohl zu den für ihre Arbeit benötigten Waren als auch zu den Menschen erhalten, denen sie helfen. 

„Als humanitäre Organisation gelten für uns die Grundsätze Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit. Wir stehen ausschließlich im Dienst derjenigen Menschen, die von Hunger und Not betroffen sind und unsere Unterstützung benötigen. Kriegs- und Konfliktparteien missachten das humanitäre Völkerrecht und instrumentalisieren die humanitäre Hilfe. Angriffe auf unsere Mitarbeitende sind Kriegsverbrechen.“

Jan Sebastian Friedrich-Rust
Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger

Trauer um getötete Mitarbeiter

„In den kommenden 15 Jahren müssen wir mit vielen weiteren Krisen und Naturkatastrophen rechnen. Auch Migration und Ungleichheit werden zunehmen“, sagte Friedrich-Rust bereits vor fünf Jahren. In der Zwischenzeit mussten wir zusehen, wie sich diese Befürchtung immer weiter bewahrheitet. Während durch die Klimakrise Katastrophen wie Dürren (etwa im Osten Afrikas oder Afghanistan) oder schwere Überschwemmungen (wie in Pakistan und Jemen) zunehmen, kommt es weltweit zu immer mehr waffengeführten Konflikten. Es herrscht Krieg in der Ukraine, in Gaza, im Jemen, im Sudan – um nur ein paar Länder zu nennen. 

Je mehr Katastrophen, je mehr Kriege, desto mehr Menschen leiden – unter den Angriffen, den Auswirkungen von Flucht und unter Hunger und sich ausbreitenden Krankheiten. Je mehr Menschen leiden, desto wichtiger wird humanitäre Hilfe.

Aktion gegen den Hunger ruft die Internationale Gemeinschaft dazu auf, Hilfskräfte besser zu schützen und Angriffe juristisch zu verfolgen. 2006 waren bei einer Attacke in Sri Lanka 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger getötet worden. Die Tat wurde bis heute nicht geahndet.

8. SEPTEMBER 2024
NEWSLETTER ABONNIEREN

Abonnieren Sie jetzt unseren E-Mail-Newsletter und erhalten Sie regelmäßig und kostenlos Informationen aus erster Hand!