Klimawandel trifft globalen Süden besonders hart
Bis zu 80 Prozent der Nahrungsmittel werden weltweit von bäuerlichen Familienbetrieben produziert. Besonders in Ländern des Globalen Südens, die historisch gesehen am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, leben viele Menschen von dem, was sie in Gärten und auf Ackerflächen anbauen können. Der Klimawandel und seine Folgen treffen sie besonders hart: Dürren, versalzter Boden, Überschwemmungen oder Stürme vernichten immer häufiger die Ernten, vertreiben Menschen aus ihrer Heimat und drängen ganze Gemeinschaften tiefer in Hunger und Armut.
Klimaschutz und Anpassung an seine Folgen
Die Klimakrise ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Zahl hungriger und mangelernährter Menschen wieder rasant steigt. Rund 733 Millionen Menschen leiden aktuell weltweit Hunger. Um diesen Trend umzukehren und Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen, ist der Schutz des Klimas unerlässlich. Dabei geht es vor allem darum, die globale Erwärmung noch auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Schon bei einem Grad mehr drohen unkalkulierbare Folgen für das Leben der Menschen auf der Erde.
Um dieses Ziel zu erreichen bleibt nicht mehr viel Zeit: Global gesehen wurde im Jahr 2020 bereits ein durchschnittlicher Anstieg der Durchschnittstemperatur von 1,2 Grad Celsius gemessen. Ebenso wichtig wie der Schutz des Klimas ist es, die Menschen, die bereits am stärksten von den Folgen betroffen sind, bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
Hier sind 10 Beispiele dafür, wie wir mit Gemeinden zusammenarbeiten, um die Klima- und Hungerkrise zu bewältigen:
1. Vermittlung von klimafreundlichen Anbaumethoden
Von Pakistan über Somalia bis Kamerun – um Lebensgrundlagen nachhaltig zu sichern, ruft Aktion gegen den Hunger weltweit Agrarschulen für Bäuer*innen ins Leben. Unsere Landwirtschaftsexpert*innen vermitteln klimagerechte Anbautechniken, stellen nahrhafte und widerstandsfähige Pflanzen vor und stellen Übungsflächen zur Verfügung, auf denen die Teilnehmenden das Gelernte erproben können.
In einer Agrarschule von Aktion gegen den Hunger in Pakistan lernt diese Frau, wie sie mit klimaresistenten Pflanzen ihre Erträge sichern kann.
2. Hilfe für Hirt*innen bei der Bewältigung der Dürre
In der westafrikanischen Sahelzone macht die Viehzucht 40 Prozent des landwirtschaftlichen Ertrags aus, doch aufgrund von Klimaschocks ist gutes Weideland immer schwieriger zu finden. Um dieses Problem zu lösen, haben wir ein ländliches Frühwarnsystem entwickelt – ein innovatives System mit Echtzeitwarnungen, das Hirt*innen dabei hilft, bessere Weideflächen zu finden.
Die Basis des Frühwarnsystems sind Satellitenbilder von Biomasse und Wasser, Informationen über Marktpreise sowie Trends bei Tierkrankheiten und Informationen über Buschbrände. Mithilfe von künstlicher Intelligenz werden die Daten analysiert und dann Warnmeldungen an etwa 100.000 Hirt*innen über Radio, Textnachrichten und Aushänge in den Gemeinden verschickt.
Der Klimawandel macht den Hirten das Leben schwer, da Wasser und Weideland immer schwieriger zu finden sind.
3. Verbesserung der Bodenqualität
Klimaschocks wie langanhaltende und schwere Dürren können die Qualität des Bodens beeinträchtigen, was zu geringeren Ernteerträgen und weniger nahrhaften Lebensmitteln führt. Wir arbeiten mit Landwirt*innen zusammen, um die Erde zu revitalisieren und gesündere Böden zu schaffen, auf denen die Pflanzen gedeihen können.
In Pakistan zum Beispiel führen wir Pflanzen wie Zuckerrüben ein, die dazu beitragen können, den Salzgehalt im Boden zu senken – eine direkte Folge von Dürre und steigenden Meeresspiegeln. Auch andere Techniken, wie beispielsweise der Aufbau fruchtbaren Bodens durch Kompostierung, werden von unseren Teams in ihren Einsätzen weltweit vermittelt.
In Kenia erlernen Bäuer*innen die Vorteile der Kompostierung und andere Techniken, um ihr Land fruchtbar zu halten.
4. Anbau von Nutzpflanzen mit niedrigem Wasserbedarf
Selbst bei begrenzten Niederschlägen ist es möglich, dass Gärten gedeihen und genügend Ertrag liefern, um Familien und Vieh zu ernähren. Durch die Vermittlung innovativer Anbautechniken, wie Hydrokulturen und vertikaler Gärten, helfen unsere Teams Kleinbäuer*innen weltweit dabei, Pflanzen mit sehr wenig Wasser zu kultivieren. Die Erträge können sowohl für die Viehzucht, als auch die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse eingesetzt werden.
Ein Viehhirte baut Futter für sein Vieh an und verwendet dabei eine hydroponische Anbaumethode, die mit weniger Wasser als herkömmliche Methoden hohe Erträge liefert.
5. Aufbau von lokal geführten Bäuer*innenkooperativen
Der Kampf gegen den Klimawandel ist Teamarbeit. Aus diesem Grund unterstützt und fördert Aktion gegen den Hunger Bäuer*innenkooperativen. Einige dieser Gruppen schließen sich zusammen, um gemeinsam Land für die Landwirtschaft zu pachten, andere tauschen ihre Erfahrungen untereinander aus. In Uganda handeln viele Bäuer*innengruppen beispielsweise faire Preise für Lieferungen aus und schaffen eine lokale Nachfrage für die von ihnen angebauten Lebensmittel.
Eine Gruppe von Bäuerinnen pflanzt im Süden Madagaskars, das von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht wird, gemeinsam Pflanzen an.
6. Die Kraft der Sonne nutzbar machen
Während einer Dürre oder einer Hitzewelle brennt die Sonne auf die ländlichen Gemeinden nieder. In Form von Solarenergie nutzen wir die Sonne produktiv, indem wir Gemeinden mit solarbetriebenen Wasserpumpen oder Bewässerungssystemen ausstatten.
Ein Beispiel dafür ist eine Kooperation mit Frauen in Kenia: Unser Team hat in der Gemeinde Kapkitony ein Bohrloch instandgesetzt, das nun mit Solarenergie betrieben wird. Zusammen mit neuartigen Anbautechniken, die wenig Wasser in Anspruch nehmen, sowie dürreresistenten Pflanzen konnte die Dorfgemeinschaft einen großen Garten zur Selbstversorgung und zum Verkauf von Lebensmitteln kultivieren.
7. Optimierung von Land und natürlichen Ressourcen
Weltweit setzt Aktion gegen den Hunger agrarökologische Prinzipien ein, um die Ernährungssicherheit in vulnerablen Gemeinden nachhaltig zu verbessern. Die Agrarökologie ist ein umweltfreundlicher Ansatz der Landwirtschaft. Er ist der Gegenentwurf zur industriellen Landwirtschaft und zielt darauf ab, dass Menschen, Ressourcen wie Land, Wasser, Boden und Saatgut so nutzen, dass sie nahrhafte Lebensmittel anbauen, ihre Ernten diversifizieren und neue Märkte erschließen können und dabei gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schonen.
In Uganda vermittelt Aktion gegen den Hunger Geflüchteten und Aufnahmegemeinschaften agrarökologische Techniken. So können sie ihr Land und die vorhandenen Ressourcen optimal nutzen, um eine Vielzahl nahrhafter Pflanzen anzubauen.
8. Eine helfende Hand in schwierigen Zeiten
Unsere Programme zielen darauf ab, Gemeinschaften dabei zu helfen, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Klimaschocks zu stärken. Dennoch ereignen sich immer wieder Ereignisse, wie Überschwemmungen oder Erdbeben, die plötzlich auftreten und schwerwiegende Folgen haben. Deshalb bieten unsere Teams in Notsituationen auch Bargeldtransfers an. Für eine Familie, die durch Überschwemmungen vertrieben wurde, ist Geld oft der schnellste, selbstbestimmteste und flexibelste Weg, um an Nahrung, eine Unterkunft, Medikamente und andere überlebenswichtige Dinge zu gelangen.
In Klimanotfällen und anderen Krisen ist Bargeld manchmal der beste und schnellste Weg, einer Familie in Not zu helfen.
9. Lebensmittel für die mageren Jahreszeiten
Jedes Jahr bereiten sich viele ländliche Gemeinden auf die „Hungersaison“ vor. So wird vielerorts die Zeit zwischen den Ernten genannt, wenn die Lebensmittelvorräte zur Neige gehen. Der Klimawandel hat diese Hungerzeiten verschärft: Lang anhaltende Dürren und andere schwere Schocks haben die Zeit zwischen den Ernten länger und unvorhersehbarer gemacht. Um die Familien zu unterstützen, helfen wir ihnen, ihre Ernten mit Hilfe von Trocknungs- und Lagerungshilfen länger haltbar zu machen.
Eine Frau trocknet ihre Ernte mit einem Solartrockner.
10. Investitionen in die Zukunft von Frauen
Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa 80 Prozent aller weltweiten Klimaflüchtlinge, die durch Überschwemmungen oder andere klimabedingte Schocks vertrieben wurden, Frauen sind. In vielen Gemeinschaften, in denen traditionelle Geschlechterrollen vorherrschen, liegt die Verantwortung für die Beschaffung von Wasser, Nahrung und Brennstoff sowie für die Betreuung der Kinder hauptsächlich bei den Frauen. All diese Tätigkeiten werden durch die fortschreitende Erwärmung des Planeten erschwert.
Deshalb arbeiten wir mit Frauen – insbesondere mit Müttern und Großmüttern – zusammen, um ihnen zu helfen, mehr Einkommen zu erzielen und für ihre Zukunft vorzusorgen. In unseren Spar-und Darlehensgruppen legen die Frauen ihre Ressourcen zusammen und können Kredite aufnehmen, um in ein neues Unternehmen zu investieren oder einen Notfall – wie beispielsweise Ernteverluste durch Naturkatastrophen – zu bewältigen.
Frauen treffen sich zur wöchentlichen Zusammenkunft ihrer Spar- und Darlehensgruppe der Gemeinde.