Josefina aus Guatemala mit ihrer Mutter und ihren zwei Kindern.

Hunger – eine Frage des Geschlechts?

Keine Nahrung, zu wenig Nahrung oder schlechte Nahrungsmittelqualität – Frauen und Mädchen leiden weltweit überdurchschnittlich häufig an Hunger. Insgesamt sind rund 60 Prozent der chronisch hungerleidenden Menschen auf der Welt weiblich. Und das, obwohl in vielen Ländern Frauen überwiegend für die Beschaffung und die Zubereitung von Nahrung für die Familie zuständig sind!

Frauen häufiger von Hunger betroffen als Männer

Die größere Ernährungsunsicherheit von Frauen begründet sich vor allem darin, dass weibliche Gesellschaftsmitglieder in vielen Teilen der Welt weniger Rechte und andere Pflichten haben als männliche und deswegen häufiger und stärker von den Ursachen von Hunger betroffen sind.

Besonders in Konfliktregionen, in Ländern mit hoher Armutsquote und besonders traditionell-konservativen Kulturen werden Frauen und Mädchen stark sozial und strukturell benachteiligt:
 

  • Weniger als 20 Prozent der Landbesitzer*innen weltweit sind Frauen. In Nordafrika und Westasien halten Frauen weniger als 5 Prozent des gesamten Landbesitzes, in Afrika südlich der Sahara durchschnittlich 15 Prozent. 
  • Gleichzeitig stellen Frauen global gesehen durchschnittlich 43 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte. In den Ländern des globalen Südens beträgt dieser Anteil bis zu über 60 Prozent. 
  • Frauen haben seltener Zugang zu Bildung und in der Folge einen schlechteren Zugang zum Arbeitsmarkt. 
  • Frauen übernehmen überdurchschnittlich häufig die Hausarbeit und die Versorgung von Angehörigen. Diese Arbeit ist meist unentgeltlich und führt zu einem niedrigeren Einkommen von Frauen und geringerer Flexibilität, schlechte Lebensumstände zu verändern. 
  • Der Nährstoffbedarf von Frauen ist durch Schwangerschaften und Stillen besonders hoch, dennoch erhalten Frauen oft weniger oder qualitativ minderwertigeres Essen als der Rest der Familie.

Die Rechte von Frauen und Mädchen zu stärken ist ein elementarer Teil unserer praktischen Arbeit weltweit. Aber auch in unseren eigenen Reihen arbeiten wir stetig daran, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen und zu sichern. Impulse davon erhalten wir von unserer eigens eingerichteten Gender-Unit in Kanada. Mit gezielter Lobbyarbeit, zum Beispiel durch Bündnisse und themenspezifische Aktionen, nehmen wir Einfluss auf politische, soziale und gesellschaftliche Strukturen. Mehr Informationen findest du in unserem FAQ zur Frauenrechts-Petition.

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Mehr Gleichberechtigung ist der Schlüssel im Kampf gegen den Hunger

Die Rechte von Frauen und ihre gesellschaftliche Position zu stärken, ist ein zentrales Anliegen der Arbeit von Aktion gegen den Hunger. Denn mehr Gleichberechtigung ist ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung von Armut und Hunger. Studien zeigen beispielsweise, dass Landwirtinnen die Erträge ihrer Farmen um bis zu 30 Prozent steigern könnten, wenn sie den gleichen Zugang zu Ressourcen hätten wie Männer.

Wie stärkt Aktion gegen den Hunger die Position von Frauen?

Bei unserer täglichen Arbeit im Kampf gegen den Hunger sind wir weltweit in engem Kontakt mit Frauen. Sie sind es, die uns zeigen, wie wir dem Hunger in ihrer Region am effektivsten begegnen können. 

Beispiele für die Arbeit von Aktion gegen den Hunger:

  • Wir schulen Frauen in den Möglichkeiten zur kontrollierten Familienplanung und in medizinischen Grundlagen.
  • Wir bauen Brunnen, damit sich die Wege zur Wasserstelle für Frauen verkürzen.
  • Wir geben Frauen Schulungen und verteilen Saatgut, um ihren landwirtschaftlichen Ertrag zu erhöhen.
  • Wir bilden Gesundheitsberaterinnen in Gemeinden aus, die als Vorbild für junge Mädchen fungieren und innerhalb der Gemeinden eine unersetzbare Funktion einnehmen. 
  • Wir unterrichten Frauen mithilfe von Ernährungsexpert*innen darin, wie sie vorhandene Lebensmittel so zubereiten und lagern, dass der Nährstoffgehalt optimal ausgenutzt wird. 
  • Wir beziehen Frauen und Männer bei Planungs- und Entwicklungsprozessen ein, um die unterschiedlichen Bedürfnisse optimal zu berücksichtigen. 

Hunger und humanitäre Krisen fördern die Gewalt gegen Frauen

Dort, wo Hunger herrscht, werden Frauen häufig Opfer von Gewalt. Heute, am Weltfrauentag, zeigt sich dies besonders in den Ländern Nigeria, Südsudan und Somalia.

„Vertreibung führt dazu, dass Frauen weite Wege zurücklegen müssen, um etwas zu essen zu finden. Dabei sind sie großen Gefahren ausgesetzt: Entführung, Raub, sexuelle Nötigung, Missbrauch. Manchmal müssen Frauen ihren Körper einsetzen, um Nahrung oder Bewegungsfreiheit zu erhalten”, sagt Chiara Saccardi, Nothilfekoordinatorin bei Aktion gegen den Hunger.

Gewalt gegen Frauen ist Ursache und Folge des Hungers zugleich. Mütter werden von ihren Kindern getrennt und können diese nicht länger stillen. Oder aber die körperlichen Folgen des Erlebten machen es ihnen unmöglich, ihre Säuglinge ausreichend zu versorgen. Mitunter – so wie im Südsudan – gilt der Volksglaube, dass eine geschändete Frau ihr Kind nicht mehr stillen sollte.

In vielen Projekten arbeitet Aktion gegen den Hunger mit Frauen zusammen, um sie gegen Diskriminierung und Gewalt zu stärken. In Gruppensitzungen erfahren sie, wie sie die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bekämpfen und sich für ihre eigenen Rechte einsetzen können. Dadurch werden ganze Gemeinden gestärkt.

10. SEPTEMBER 2024
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