Seit mehreren Wochen bestimmt Corona unseren Alltag. Während hierzulande erste Maßnahmen im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus wieder gelockert werden, wird die Gefahr in anderen Ländern der Welt nun erst richtig spürbar. Gerade im globalen Süden befürchten Expert*innen das Schlimmste. Zusammen mit sieben anderen Organisationen warnte Aktion gegen den Hunger kürzlich vor einer Hungerkrise in Westafrika. Die Region ist durch Naturkatastrophen, Dürren und bewaffnete Konflikte gebeutelt. Die Corona-Krise trifft auf eine sehr fragile Ernährungssituation – über 50 Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht.
Wir haben Sorge, dass das Virus sich wie ein unsichtbares Netz über unsere weltweiten Einsatzländer legt und zu einer Art Krisenbeschleuniger wird.
Damit dies nicht passiert, kämpfen unsere Teams vor Ort mit allen Mitteln, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und gleichzeitig unsere lebensrettenden Ernährungsprogramme aufrechtzuerhalten.
Corona-Pandemie: Wie und wo wir helfen
Aktion gegen den Hunger ist weltweit in über 50 Ländern aktiv, um gegen Hunger und Not in krisengebeutelten Regionen zu helfen. Von der Corona-Pandemie sind mehr als 190 Länder weltweit betroffen. Wir haben unsere Programme in unseren Einsatzländern angepasst, um bestmöglich auf die Krise zu reagieren. Wir verteilen Hygiene-Kits, schulen das Gesundheitspersonal, klären über Präventionsmaßnahmen auf, unterstützen bei der Kontaktverfolgung und bieten psychosoziale Betreuung an.
Diese Länderbeispiele zeigen, wie wir konkret helfen:
In Bangladesch leisten wir mit 900 Mitarbeitenden und 1300 Freiwilligen im Geflüchtetencamp Cox’s Bazaar einen der größten humanitären Einsätze. Im Kampf gegen akute Mangelernährung verdoppeln wir die Anzahl an Rationen für die Kinder in unseren Ernährungszentren, um den Bedarf zu decken. Wir informieren mithilfe von audiovisuellen Materialien über das richtige Händewaschen und stellen relevante Informationen zur Infektionsprävention zur Verfügung. Mit fünf Psychologen bieten wir in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner eine telefonische Betreuung für die Behandlung gemeldeter Fälle und psychosoziale Unterstützung an.
In Äthiopien unterstützen wir direkt sechs Krankenhäuser, 92 Gesundheitszentren und 429 Gesundheitsstationen in fünf Regionen. Mit zusätzlichen Mitteln planen wir, weiteres Gesundheitspersonal zu schulen, Vorräte zu sichern und bereitzustellen, darunter lebenswichtige Medikamente, Gesichtsmasken, Reinigungsmittel, Infektionspräventions- und -kontrollausrüstung; und sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen in öffentlichen Räumen zu auszubauen. Mit Beginn der Trockenzeit werden wir die Verteilung von Seife, Wasserreinigungstabletten, Wassertransporten und Informationskampagnen intensivieren.
Im Südsudan verbreiten wir Informationen über die Symptome von COVID-19 und darüber, wie die Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19 durch Händewaschen, Social Distancing und andere Maßnahmen minimiert werden kann. Unser südsudanesischer Landesdirektor war an der Ebola-Bekämpfung in Liberia beteiligt und verfügt daher über wertvolle Expertise, wie die Strategien zur Infektionskontrolle ausgeweitet werden können. Die lokalen Gesundheitsbehörden werden mit Informationen über sinnvolle Quarantänemaßnahmen und die Ermittlung von Kontaktpersonen unterstützt.
In Syrien verschärft die Pandemie die Krise, die das Land durch den anhaltenden Krieg seit über 9 Jahren erlebt. Wir versorgen die Menschen mithilfe von Wassertanks mit sauberem Wasser und verteilen Atemschutzmasken in Krankenhäusern. Darüber hinaus führen wir Online-Schulungen für Gesundheitspersonal durch, klären über Hygiene-Maßnahmen und stellen auch Hygiene-Sets mit Seifen bereit.
In Kolumbien haben wir damit begonnen, Lebensmittelpakete an die Menschen zu verteilen, die am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Zudem haben wir Waschbecken in öffentlichen Räumen installiert und klären mithilfe von Informationskampagnen über COVID-19 und Präventionsmaßnahmen auf.
Im Jemen hat der seit 5 Jahren andauernde Krieg dazu geführt, dass die Hälfte aller Gesundheitseinrichtungen zerstört worden ist. Die Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und es fehlt an Grundnahrungsmitteln. Wir setzen unsere Hilfsprojekte vor Ort fort, unterstützen Gesundheitszentren, klären über Hygienemaßnahmen auf und verteilen Geld an die Menschen, die durch den Krieg ihre Arbeit verloren haben und dadurch ihre Familien nicht mehr ernähren können.
Kriege und Ausgangssperren behindern Corona-Hilfen
Leider kommt unsere Hilfe nicht in allen Ländern an. So mussten wir beispielsweise in Nepal unsere Aktivitäten zeitweise aussetzen, da das Land vollständig abgeriegelt und jegliche Transportbewegungen verboten wurden. Wir bleiben dennoch vor Ort und stehen bereit, falls die Regierung den Notstand ausruft und internationale Unterstützung anfordert. Auch im Irak können wir derzeit nur telefonisch wegen der nationalen Ausgangssperren Aufklärungsarbeit leisten und psychosoziale Betreuung anbieten.
Besonders betroffen sind Kriegsgebiete. Denn trotz der Corona-Pandemie gehen bewaffnete Konflikte weiter. Die lebensrettende Gesundheitsversorgung ist zum Teil komplett zusammengebrochen. Es mangelt an sauberem Wasser und Nahrungsmitteln. Humanitäre Hilfe wird dringend benötigt. Gerade in dieser Zeit möchten wir uns solidarisch mit den betroffenen Frauen, Männern und Kindern zeigen.
Wir fordern daher einen globalen Waffenstillstand! Krisen lösen wir nur gemeinsam. Erhebe mit uns deine Stimme, es war noch nie so wichtig wie jetzt, dass die Waffen auf der ganzen Welt schweigen.