Wir helfen seit: 1997
Mitarbeiter*innen: 301
Bevölkerung: 26,2 Mio.
Erreichte Menschen 2023: 500.000
Unterernährungsrate: 12,2 %
Der Wüstenstaat im Westen Afrikas ist reich an Bodenschätzen – die Menschen hingegen sind bitterarm. Fast 50 Prozent der Menschen im Niger leben unterhalb der Armutsgrenze. Im Ranking des Human Development Index (HDI) belegt das Land den letzten Platz aller Länder weltweit. Niger gilt als politisch instabil und ist extrem anfällig für Klimakatastrophen und Hungersnöte.
Wie ist die Situation im Niger?
Die Zeit nach der Unabhängigkeit im Jahr 1960 war durch zahlreiche Staatsstreiche und wechselnde autoritäre Regime geprägt. Um den zahlreichen humanitären Problemen begegnen zu können, war die Regierung zuletzt immer auf humanitäre Hilfe von außen angewiesen. Eine der weltweit höchsten Geburtenraten, eine mangelhafte humanitäre Infrastruktur und eine unzureichende Grundversorgung führen zu wiederkehrenden Hungerkrisen und Epidemien. Dürreperioden, Überschwemmungen, ausgezehrte Böden sowie unterentwickelte Märkte für Saatgut oder Düngemittel erschweren die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern. Die Konflikte mit Boko Haram in der Region Diffa verschlimmern die Sicherheits- und Lebensbedingungen der Menschen zusätzlich.
Im Jahr 2023 brachte ein Militärputsch das Land erneut zum Wanken. Zu den Folgen des Klimawandels wie Überflutungen, der ohnehin schon grassierenden Armut und den zuvor bereits andauernden Konflikten kommen nun Gewalt, aber auch Sanktionen, die auf den Putsch folgten, hinzu. Letztere erschweren – wenn auch nun wieder ausgesetzt – der Bevölkerung bis heute den Zugang zu Nahrungsmitteln. Die Lebensmittelpreise sind weiterhin hoch und machen Lebensmittel für die meisten Menschen unerschwinglich. Grenzschließungen zu den Nachbarländern fügen ihr Übriges hinzu und erschweren Import und Export.
Was sind die zentralen humanitären Herausforderungen im Niger?
Weiterhin sind im ganzen Land äußerst hohe Mangelernährungsraten zu verzeichnen. Es bleibt das ärmste Land in der Region. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind aufgrund einer Dürreperiode derzeit wieder etwa 2,5 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Rund 47 Prozent der nigrischen Kinder gelten als mangelernährt und alarmierende 9,8 Prozent davon sogar als lebensbedrohlich mangelernährt. Zusätzlich nahm der Niger in den vergangenen Jahren regelmäßig Geflüchtete aus den Nachbarländern Mali und Nigeria auf. Hunderttausende Menschen, die von Terrororganisationen aus ihrer Heimat vertrieben wurden, leben heute in provisorischen Lagern in der Diffa-Region unter meist prekären Bedingungen.
Seit dem Putsch hat sich die humanitäre Lage der Bevölkerung weiter verschlechtert. Etwa 4,6 Millionen Menschen sind auf Nothilfe angewiesen. Viele von ihnen leiden an Hunger. Die Leistung humanitärer Hilfe wird durch Blockaden von Städten und Regionen erschwert. Die anhaltende Unsicherheit (ausgehend von bewaffneten nichtstaatlichen Gruppen) macht den Zugang für Hilfsorganisationen oft unmöglich oder erheblich aufwändiger. Darüber hinaus hat die aktuelle Militärregierung verschiedene administrative und bürokratische Regelungen erlassen, die humanitären Organisationen die Arbeit weiter erschweren.
Wie hilft Aktion gegen den Hunger im Niger?
Aktion gegen den Hunger ist seit 1997 im Niger aktiv. Obwohl der Zugang zu einzelnen Bevölkerungsgruppen durch Terrororganisationen und die Militärregierung aktuell erheblich erschwert ist, arbeiten unsere Teams täglich daran, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern:
- Wir behandeln schwer mangelernährte Kinder und schulen die Mütter darin, Anzeichen von Mangelernährung frühzeitig zu erkennen. Dazu unterstützen wir die lokalen und regionalen Gesundheitszentren.
- Verunreinigtes Wasser ist eine Hauptursache für Krankheiten. Daher verbessern wir die Wasser- und Sanitärversorgung, indem wir Brunnen und Latrinen bauen und Wasserpumpen rehabilitieren.
- Zudem verteilen wir Hygiene-Kits und führen Schulungen zu Sauberkeit und Gesundheitspraktiken durch.
- Wir leisten psychosoziale Betreuung für Geflüchtete und Vertriebene.
- Wir unterstützen Menschen bei der Wiederherstellung und dem Erhalt ihrer Lebensgrundlagen: durch Cash-for-Work-Programme oder der Verteilung von widerstandsfähigem Saatgut und Werkzeugen für den Ackerbau. Außerdem unterstützen wir bei Vieh-Impfungen.
- Unsere Teams stellen Schulstipendien für Mädchen bereit, damit sie sich eine Karriere aufbauen können.
Neben Spenden finanziert sich unsere Arbeit auch durch Förderungen und Zuwendungen institutioneller Geber*innen. Der folgende Absatz informiert Sie über Projekte, die direkt durch diese Art der Unterstützung realisiert werden können. Hier informieren wir über die Herkunft all unserer Mittel.
Laufende Projekte
- Direkt Begünstigte: 73.051
- Laufzeit: Juli 2021 – 30. September 2024
- Mittelherkunft: Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Fördervolumen: 4.500.000 Mio. €
Das Projekt wird in den beiden Ländern Mali (Region Gao) und Niger (Region Tahoua) umgesetzt. Ziel ist es, Familien, die von Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit betroffen sind, zu mehr Resilienz gegenüber Schocks zu verhelfen. Ursachen der Schocks sind insbesondere die Auswirkungen des Klimawandels oder Konflikte. Die betroffenen Menschen werden von Aktion gegen den Hunger auf Krisensituationen vorbereitet und während Schocks mit sofortiger Hilfe unterstützt. So trägt das Projekt zur Sicherung ihrer Lebensgrundlagen bei und garantiert, dass ihnen zu jedem Zeitpunkt ausreichend Nahrungsmittel zu Verfügung stehen. Zusätzlich wird die Prävention und Behandlung von Mangelernährung durch einen gemeindebasierten Ansatz angestrebt. So soll der Ernährungszustand von Kindern unter 5 Jahren deutlich verbessert werden. Eine weitere Komponente des Projekts ist die Erleichterung des Zugangs zu sauberem Wasser und die Verbesserung der sanitären Grundversorgung in den Gemeinden.
Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
- Bedingungslose Nahrungsmittelhilfe für gefährdete Haushalte während der Magersaison
- Schulung und Betreuung von Landwirt*innen beim Gemüseanbau und bei der Viehzucht
- Förderung von einkommensschaffenden Aktivitäten von Frauengruppen
- Aufarbeitung und Wiederherstellung von Böden für landwirtschaftlichen Nutzflächen
- Schulung der gefährdeten Familien in den Bereichen Säuglings- und Kleinkinderernährung, gute Hygienepraktiken und Erkennung von Mangelernährung mit MUAC-Bändern (Messung des Armumfangs)
- Schulung des Gesundheitspersonals zur integrierten Behandlung von Kindern mit Mangelernährung
- Unterstützung bei der Behandlung von Fällen schwerer akuter Mangelernährung
- Direkt Begünstigte: 1.662.556
- Laufzeit: Juli 2021 – Juli 2024
- Mittelherkunft: Auswärtiges Amt, Aktion gegen den Hunger
- Fördervolumen: 20.470.400,26 €
Es handelt sich um ein Regionalprojekt, welches in insgesamt sieben Ländern Subsahara-Afrikas umgesetzt wird (Äthiopien, Mali, Niger, Sudan, Südsudan, Somalia und Uganda). Das Ziel des Projekts ist es den Ernährungszustand, der von Krisen und Konfliktsituationen betroffenen Menschen zu verbessern. Da sowohl die unmittelbaren Auswirkungen, als auch die Ursachen von Mangelernährung bekämpft werden sollen, nutzt das Projekt einen ganzheitlichen Ansatz. Diese Vorgehensweise verknüpft verschiedene Sektoren miteinander: Es werden Maßnahmen in den Bereichen Ernährung, (psychische) Gesundheit, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Hygiene (WASH), Lebensmittelsicherheit sowie Katastrophenvorsorge umgesetzt.
Zudem beinhaltet das Projekt eine Advocacy-Strategie. Fokus der Advocacy-Bemühungen im vorliegenden Projekt sind der Themenkomplex Klima und Hunger, die Stärkung lokaler Advocacy-Aktivitäten betroffener Gemeinschaften und die Ausweitung von evidenzbasierten lebensrettenden Maßnahmen im Bereich akuter Mangelernährung. Die Strategie soll unser Hauptziel einer Welt ohne Hunger auf der Ebene lokaler, regionaler und globaler Entscheidungstragenden verankern. Vor allem den Menschen, die von klimabedingtem Hunger betroffen sind, wird so durch Aktion gegen den Hunger global Gehör verschafft und eine klimafreundlichere Politik angestoßen.
Folgende Maßnahmen werden umgesetzt:
- Ausstattung und Schulung von Gesundheitspersonal und Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden zur Prävention und Behandlung von Mangelernährung
- Unterstützung von gesunder Ernährung und Pflegepraktiken von Müttern, Säuglingen und Kleinkindern
- Schulung von Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden zur schnellen Behandlung von Krankheiten bei Kindern unter fünf Jahren, bzw. deren Überweisung an stationäre Einrichtungen
- Verteilung von lebenswichtigen Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln
- Sensibilisierung für Gesundheitshygiene und Förderung von guten Hygienepraktiken
- Notversorgung mit Wasser und sanitären Anlagen
- Bargeldtransfers für von Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen, zur Überbrückung von extremen Hungerphasen
- Schulung von lokalem Regierungspersonal und krisenbetroffenen Gemeinden im Bereich Katastrophenvorsorge und gemeinsame Entwicklung von Katastrophen-Aktionsplänen
- Aufbau einer Evidenzbasis zu den konkreten Folgen von klimabedingtem Hunger
- Organisation einer Advocacy-Kampagne und internationalen Runden Tischen, um auf das Thema des klimabedingten Hungers aufmerksam zu machen und die Ausarbeitung von klimaresilienten politischen Strategien zu fördern