„Syrien wird nie mehr so sein, wie es einmal war.“
Mohamed Zamel kommt aus der Provinz Darʿā im Südwesten Syriens. Als eine bewaffnete Gruppe Ende 2012 in sein Dorf einfällt, muss er seinen Heimatort gemeinsam mit seiner Familie verlassen. Obwohl er beim Angriff verletzt wurde, gelingt es ihm und seiner Familie zu Fuß die jordanische Grenze zu erreichen. Dort kommen sie zuerst in das Flüchtlingslager Zaatari, anschließend wird Mohamed in einem Krankenhaus in der Nähe der Hauptstadt Amman behandelt. Mittlerweile lebt die Familie in Irbid, im Norden Jordaniens.
In den mehr als fünf Jahren, die der Krieg in Syrien bereits andauert, haben mehr als 250.000 Menschen ihr Leben verloren. Über 4,8 Millionen Menschen sind wie Mohamed und seine Familie in die Nachbarländer Syriens geflohen. 6,5 Millionen Menschen sind im eigenen Land auf der Flucht. Insgesamt sind etwa 11 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Die syrische Grenze ist nur wenige Kilometer von dem Ort entfernt, an dem Mohamed mit seiner Familie Zuflucht finden konnte. „Syrien wird nie mehr so sein, wie es einmal war“, erzählt er uns. In Syrien besaß er drei Autowerkstätten, die ihm mit seiner Frau und den vier Kindern ein gutes Leben ermöglichten. In Jordanien darf er nicht arbeiten. Seine Familie überlebt nur dank der Hilfe humanitärer Organisationen. Doch ist die Miete erst einmal bezahlt, bleibt nicht mehr viel übrig. „Wir können hier nichts machen, wir dürfen nicht arbeiten. Man stirbt hier, man stirbt in Syrien. Wieso also sollten wir nicht nach Hause zurückkehren? Wenn wir schon sterben müssen, dann wenigstens bei uns zu Hause.“
Unsere Mitarbeiter im Libanon und in Jordanien sind Zeugen der zunehmend unsicheren Situation der Flüchtlinge. Ihre Möglichkeiten, Kredite aufzunehmen, sind ausgeschöpft und der Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten ist stark beschränkt. Manche Familien sind so verzweifelt, dass sie unter Lebensgefahr nach Syrien zurückkehren. Auch Mohameds Schwester ist mit ihrer Familie wieder in Syrien. „Alles ist zerstört. Das Haus, in dem sie wohnen, hat kein Wasser, keinen Strom, nicht einmal ein Dach. Aber sie müssen wenigstens nichts zahlen.“ Vier Jahre nachdem er sein vom Krieg verwüstetes Land verlassen hat, denkt auch Mohamed daran, zurückzugehen.
Aktion gegen den Hunger arbeitet seit 2013 in Jordanien. Die Ankunft von Hunderttausenden Flüchtlingen hat die Sozialeinrichtungen und die lokale Wirtschaft des Landes destabilisiert. Mit unseren Programmen unterstützen wir daher sowohl die Flüchtlinge aus Syrien als auch die lokale jordanische Bevölkerung: Unsere Mitarbeiter richten Zugang zu Wasser und Hygienemaßnahmen ein, stellen die medizinische Infrastruktur wieder her und bieten finanzielle Hilfe sowie psychosoziale Unterstützung an. Seit April 2016 hilft Aktion gegen den Hunger zudem auch den syrischen Familien, die sich im Niemandsland der syrisch-jordanischen Grenze aufhalten und weiterhin darauf hoffen, nach Jordanien zu einreisen zu können.
Foto: Carmen Gayo