Afrikanische Union: Beim Gipfeltreffen müssen nachhaltige Konfliktlösungen und Geschlechtergerechtigkeit im Fokus stehen
Im Vorfeld des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union am 18. Februar ruft Aktion gegen den Hunger dazu auf, den Themen regionale Konfliktlösung und Geschlechtergerechtigkeit oberste Priorität einzuräumen. Das diesjährige Treffen unter dem Motto „Transforming Education in Africa, A Gender Perspective“ findet vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen auf dem gesamten Kontinent statt: Dürren und Überschwemmungen häufen sich aufgrund der fortschreitenden Klimakrise, Hunger und Ernährungsunsicherheit sowie bewaffnete Konflikte und geschlechtsspezifische Gewalt nehmen zu.
Konflikte sind die Hauptursache für den Hunger in Afrika. Schätzungsweise 149 Millionen Menschen auf dem gesamten Kontinent leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit, 82 Prozent davon in Ländern, die von Konflikten betroffen sind. Frauen sind in der Regel die Hauptleidtragenden.
Konfliktbedingter Hunger
Bewaffnete Konflikte zerstören die Lebensgrundlagen – Felder, Vieh und Vorratsspeicher sowie wichtige Infrastruktur – und hindern Menschen am Zugang zu Märkten, Schulen und Krankenhäusern. Familien werden gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen und ihr Leben und ihre Existenzgrundlage zurückzulassen. In Gebieten mit zunehmender Gewalt sind humanitäre Organisationen oft nicht mehr in der Lage, die Betroffenen adäquat zu unterstützen.
„Wir freuen uns, dass Friedens- und Sicherheitsfragen ganz oben auf der Tagesordnung des Gipfels stehen und fordern die Staats- und Regierungschef*innen auf, sich für die Lösung von Konflikten in der gesamten Region einzusetzen“, sagt Kira Fischer, Leiterin Advocacy bei Aktion gegen den Hunger. „Denn auf Krieg folgt Hunger. Der alarmierende Anstieg des Hungers in der Region geht Hand in Hand mit einer wachsenden Zahl bewaffneter Konflikte sowie der eklatanten Missachtung des humanitären Völkerrechts durch die Kriegsparteien.“
Hunger-Hotspots in den Blick nehmen
Im Januar veröffentlichte Aktion gegen den Hunger den Bericht Hunger Funding Gap Report 2024, der deutlich aufzeigt, dass die humanitäre Hilfe insbesondere in den afrikanischen Ländern, die mit Hungerkrisen konfrontiert sind, unterfinanziert ist. Weltweit wurden nur 35 Prozent der Appelle von Ländern, die mit einer Hungerkrise konfrontiert sind, finanziert. Daraus ergibt sich ein Finanzierungsdefizit von 65 Prozent, das gegenüber 2022 sogar um 23 Prozent gestiegen ist.
Einer von zehn Menschen geht jede Nacht hungrig zu Bett. Dennoch stellt die Weltgemeinschaft nicht genügend Mittel zur Verfügung, um auf Hungerkrisen zu reagieren. Zu den genannten afrikanischen Ländern in dem Bericht gehören die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Kenia, Madagaskar, Malawi, Mosambik, Somalia, Südsudan und Sudan.
Das geschlechtsspezifische Ernährungsgefälle
Weltweit leiden mehr als eine Milliarde heranwachsender Mädchen und Frauen an Mangelernährung, so der Bericht „Closing the Gender Nutrition Gap“, den Aktion gegen den Hunger zusammen mit einem Bündnis veröffentlicht hat. In Afrika sind fast 60 Prozent der Frauen von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen.
„Wenn wir es nicht schaffen, die geschlechtsspezifische Ernährungslücke zu schließen, gefährden wir das Leben von Frauen und Mädchen und unsere gemeinsame Zukunft als Kontinent“, sagt Alvin Munyasia, Spezialist für Advocacy und Kommunikation von Aktion gegen den Hunger für das Horn von Afrika und Ostafrika, der selbst am AU-Gipfel teilnimmt.
Aktion gegen den Hunger wird an mehreren Veranstaltungen im Vorfeld des Gipfels teilnehmen, um konkrete Empfehlungen vorzustellen:
- In Zusammenarbeit mit Right2Grow, GIMAC (Gender Is My Agenda Campaign) und der niederländischen Botschaft in Äthiopien wird Aktion gegen den Hunger am 14. Februar eine Veranstaltung zum Thema „Finanzielle Bildung für verbesserte WASH- und Ernährungsdienste“ organisieren. Diese Veranstaltung steht im Einklang mit dem AU-Thema 2024: „Afrika fit machen für das 21: Jahrhundert: Aufbau widerstandsfähiger Bildungssysteme für einen verbesserten Zugang zu inklusivem, lebenslangem, hochwertigem und relevantem Lernen in Afrika.“
- Am 16. Februar veranstaltet Aktion gegen den Hunger eine Diskussionsrunde zum Thema Ernährungszentrierter HDP-Nexus (Humanitarian-Development-Peace-Nexus) – eine Verbindung zu nachhaltiger Bildung und Gesundheit für alle. Die Idee des HDP-Nexus hebt die Verbindungen zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungsinitiativen und Initiativen zur Friedenskonsolidierung hervor, um komplexe Krisen und Konflikte auf dem Kontinent wirksam anzugehen.
Hinweis an die Redaktionen
Alvin Munyasia, Experte für Advocacy und Kommunikation von Aktion gegen den Hunger für das Horn von Afrika und Ostafrika, nimmt selbst am AU-Gipfel teil und steht für Interviews zur Verfügung.