Sechs Monate nach Beginn des Krieges in Gaza: Mehr als 1 Million Menschen am Rande einer Hungersnot
Sechs Monate nach Beginn des Krieges im Gazastreifen sind die Folgen für die 2 Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser verheerend: Die Hälfte der Bevölkerung steht kurz vor einer Hungersnot. 85 Prozent der Menschen im Gazastreifen sind aus ihren Häusern vertrieben worden. Aktion gegen den Hunger fordert erneut eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe und startet zusätzliche Ernährungsprogramme für Kinder und stillende Frauen.
„Trotz der äußerst schwierigen Sicherheitslage hat Aktion gegen den Hunger seit Kriegsbeginn mehr als 800.000 Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln, Wasser sowie sanitären und hygienischen Dienstleistungen versorgt. Der Bedarf an weiterer Hilfe und Unterstützung ist enorm hoch“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
„Um eine Hungersnot zu verhindern, benötigen wir endlich einen umfassenden Zugang für humanitäre Hilfe. Im Land verhungern die Menschen, während an den Grenzübergängen Hunderte LKWs mit Hilfslieferungen warten müssen. Das darf nicht sein. Wir appellieren an alle Konfliktparteien, sich auf eine sofortige humanitäre Waffenruhe zu einigen. Es müssen alle notwendigen Schritte unternommen werden, um das unvorstellbare Leid der Zivilbevölkerung zu beenden. Die in Gaza festgehaltenen Geiseln müssen unverzüglich freigelassen werden.”
Die Nothilfe-Teams von Aktion gegen den Hunger sind direkte Zeugen der katastrophalen humanitären Situation und setzen alles daran, um den Menschen in Not zu helfen. Besonders besorgniserregend ist die hohe Zahl an Kindern, die allein und ohne Schutz sind. Jedes dritte Kind in Gaza ist akut unterernährt. Aktion gegen den Hunger startet daher momentan ein zusätzliches Ernährungsprogramm in Gaza, um Kinder und stillende Frauen mit ausreichenden Nährstoffen zu versorgen.
„Unterernährung, Dehydrierung und Hunger treffen die Schwächsten", sagt Natalia Anguera, Programmleiterin von Aktion gegen den Hunger für den Nahen Osten. „Das Risiko ist für kleine Kinder besonders hoch. Die Frauen im Gazastreifen haben Schwierigkeiten beim stillen. Jede Maßnahme, den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu gewährleisten, sollte auch die Bereitstellung gebrauchsfertiger Säuglingsnahrung für Kinder, die nicht gestillt werden können, beinhalten."
Die derzeitige drohende Eskalation der Gewalt in Rafah gefährdet die humanitäre Hilfe. „Seit Beginn des Krieges sind mindestens 196 Mitarbeitende von humanitären Organisationen ums Leben gekommen. Die Sicherheit und der Zugang den Menschen in Not muss für humanitäre Helferinnen und Helfer gewährleistet sein, damit sie ihre Arbeit verrichten und der leidenden Bevölkerung helfen können. Der Schutz der Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen ist nicht nur für die humanitären Hilfe unerlässlich, sondern auch eine grundlegende Verpflichtung nach dem humanitären Völkerrecht", so Friedrich-Rust.