Humanitäre Not im Jemen nicht vergessen: Geberkonferenz muss ausreichend finanzielle Mittel bereitstellen
Am 27. Februar trifft sich die internationale Staatengemeinschaft zur hochrangigen Geberkonferenz, um auf die humanitäre Krise im Jemen zu reagieren. Nach acht Jahren Bürgerkrieg benötigen zwei Drittel der gesamten Bevölkerung humanitäre Unterstützung. Aktion gegen den Hunger fordert von den Geberstaaten, Geld für langfristige Hilfe und Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen.
21,6 Millionen Menschen – rund zwei Drittel der gesamten Bevölkerung – benötigen im Jemen humanitäre Unterstützung. Laut dem Hilfeplan der Vereinten Nationen sind rund 4,3 Milliarden US-Dollar allein dafür nötig, um die 17 Millionen Menschen zu versorgen, die diese Hilfe am dringendsten benötigen. Die humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger appelliert an die Gebergemeinschaft, die humanitäre Krise im Jemen nicht zu vergessen und vor allem die langfristige Unterstützung zu finanzieren.
„Ukrainekrieg, Dürre in Ostafrika, Erdbeben in der Türkei und in Syrien – viele aktuelle Krisen fordern gerade die Aufmerksamkeit der Gebergemeinschaft“, sagt Jörg Mühlbach, Leiter Programme & Advocacy bei Aktion gegen den Hunger. „Das darf jedoch nicht dazu führen, dass die Menschen im Jemen in Vergessenheit geraten. Acht Jahre Krieg haben fast der gesamten Bevölkerung die Lebensgrundlage geraubt. Wir müssen an langfristigen Lösungen für diese Menschen arbeiten – dazu benötigen wir jedoch langfristige finanzielle Zusagen.“
Von Nothilfe zu neuen Lebensgrundlagen
„Der Zugang zu Wasser ist der Dreh- und Angelpunkt, um den Menschen im Jemen neue Perspektiven zu ermöglichen“, erklärt Mühlbach. „Zum einen sinken die Mangelernährungsraten massiv, wenn den Gemeinden sauberes Wasser zur Verfügung steht, da sich Krankheiten weniger stark und schnell verbreiten“, so Mühlbach. „Zum anderen hilft der Anbau von eigenem Gemüse bei einer ausgewogeneren Ernährung und sichert den Menschen ein Einkommen durch den Verkauf ihrer Produkte. So können beispielsweise Gesundheitsdienste oder die Schulbildung der Kinder finanziert werden.“
Aktion gegen den Hunger führt seit 2013 im Jemen humanitäre Projekte in den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Existenzsicherung, Wasser, Hygiene und Sanitärversorgung (WASH) sowie psychosozialer Unterstützung durch. Seit dem Ausbruch des Kriegs ist die humanitäre Versorgung vor Ort jedoch durch viele Einschränkungen erschwert.
Hilfe für Frieden und humanitäres Völkerrecht
Aktion gegen den Hunger fordert, sich weiterhin für die diplomatische Vermittlung zwischen den Kriegsparteien einzusetzen und darüber hinaus das internationale humanitäre Völkerrecht zu schützen.
„Die Aussicht auf einen verlängerten Waffenstillstand darf nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwierig eine langfristige und stabile Lösung des Konflikts sein wird“, betont Jörg Mühlbach.
„Vor der Waffenruhe war es für unser Team teilweise sehr schwierig, Menschen in einigen Regionen Jemens zu erreichen“, so Mühlbach. „Die internationale Gemeinschaft muss sich weiter für einen dauerhaften Frieden einsetzen und sich für die konsequente Durchsetzung des humanitären Völkerrechts starkmachen, damit diese Fortschritte im humanitären Zugang erhalten bleiben – unabhängig vom Fortschritt der diplomatischen Gespräche.“