Einer unserer Mitarbeiter im Jemen untersucht eine Frau und ihren Sohn auf Mangelernährung.

Jemen: Ein Jahrzehnt der humanitären Krisen

Pressemitteilung vom: 24.03.2025

Im Schatten der aktuellen geopolitischen Entwicklungen in der Region bleibt der Jemen eine der größten humanitären Krisen weltweit. 17,1 Millionen Menschen haben keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln, das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung. Verschärft wird die Situation durch die Klimakrise, von der der Jemen mit am stärksten betroffen ist. Aktion gegen den Hunger appelliert an alle beteiligten Akteure, die humanitäre Hilfe nicht zu politisieren, den Zugang zu den Menschen in Not zu gewährleisten und genügend Mittel für Hilfe bereitzustellen.  

Nach einem Jahrzehnt der Konflikte und Krisen im Jemen steigt die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind: Im Jahr 2025 waren es 19,5 Millionen Menschen, ein Anstieg um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und angemessener Gesundheitsversorgung. 2,7 Millionen schwangere und stillende Frauen benötigen eine Behandlung gegen akute Mangelernährung. 55 Prozent der Kinder unter fünf Jahren leiden an chronischer Mangelernährung.

Die Kombination aus anhaltendem Konflikt, einer tiefen Wirtschaftskrise und den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels hat den Jemen in eine humanitäre Notlage gestürzt. Obwohl die Kämpfe im Land zurückgegangen sind, bleibt der Konflikt eine der Hauptursachen für den hohen humanitären Bedarf.

Die anhaltende Eskalation im Roten Meer und in der gesamten Region hat negative Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur. Sie verschärft die humanitäre Situation, indem die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Treibstoff und anderen lebenswichtigen Gütern, die größtenteils importiert werden, unterbrochen wird.  

Dreifache Krise: Konflikte, Wirtschaft und Klima

Die Angriffe im und um das Rote Meer haben sich bereits negativ auf die Fischereiindustrie ausgewirkt, die das Rückgrat der Küstengemeinden und die Haupteinnahme- und Nahrungsquelle vieler Haushalte darstellt. Der Fischfang ist stark eingeschränkt und die Fischer sind einem erhöhten Sicherheitsrisiko ausgesetzt. Einige waren gezwungen, in andere Gebiete umzusiedeln, was zu weiteren Konflikten geführt hat.  

Die wirtschaftliche Lage ist katastrophal. Die Abwertung des jemenitischen Rial, die geringe Kaufkraft der Haushalte, eine hohe Inflation und die steigenden Preise für lebenswichtige Güter verschärfen die Notlage.  

Der Jemen ist das am drittstärksten vom Klimawandel betroffene Land der Welt und eines der wasserärmsten Länder. Im Sommer 2024 wurde das Land von verheerenden Regenfällen und Überschwemmungen getroffen, rund 34.260 Familien waren betroffen. Gleichzeitig führen Dürren und die fortschreitende Wüstenbildung zu einer Verknappung von Wasser und Ackerland.

Lebensrettende Hilfe unter schwierigen Bedingungen

Aktion gegen den Hunger hilft bei der Wiederherstellung der sanitären Infrastruktur und stellt den Zugang zu Trinkwasser und grundlegenden Hygienemaßnahmen sicher. Darüber hinaus bietet die Organisation psychologische und psychosoziale Unterstützung für Menschen, die Opfer von Gewalt und Missbrauch geworden sind. Zudem unterstützt sie Gesundheitszentren in den am stärksten von Mangelernährung betroffenen Gebieten und arbeitet daran, die Fähigkeit der Haushalte zur Einkommensgenerierung und zum Zugang zu Nahrungsmitteln auf Märkten zu stärken. Mehr als 400.000 Menschen konnte Aktion gegen den Hunger im Jemen helfen.  

Doch trotz des immensen Bedarfs bleibt die humanitäre Krise im Jemen unterfinanziert. Im Jahr 2024 wurden nur 55,3 Prozent der Finanzierungsziele erreicht. Die plötzliche Einstellung der US-Finanzierung, die 2024 35,5 Prozent der humanitären Hilfe im Land ausmachte, wird die Situation weiter verschärfen. Der Wegfall wesentlicher Elemente des von der US-Regierung unterstützten Hilfssystems wird die Bemühungen zur Bekämpfung der Unterernährung beeinträchtigen und zu einem Anstieg des humanitären Bedarfs unter den am stärksten gefährdeten Menschen führen.

Aktion gegen den Hunger ruft die internationale Gemeinschaft auf, die humanitäre Not im Jemen nicht zu vergessen. Die Finanzierung lebensrettender Programme muss im Vordergrund stehen, ohne dass humanitäre Hilfe politisiert wird. Alle Akteure müssen einen sicheren und ungehinderten Zugang für Hilfsorganisationen garantieren, das humanitäre Völkerrecht respektieren und Zivilist*innen sowie lebenswichtige Infrastruktur schützen. Die UN-Resolution 2761, die eine dauerhafte humanitäre Ausnahmeregelung für alle UN-Sanktionsregime vorsieht, muss von allen Akteuren respektiert werden. 

24. MÄRZ 2025
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