Im Jemen liegt ein Fokus unserer Arbeit auf der Versorgung mit Trinkwasser und dem Aufbau der entsprechenden Infrastruktur.

Jemen: Einstufung der Huthis als ausländische terroristische Organisation – Aktion gegen den Hunger warnt vor einer Verschlechterung der humanitären Lage

Pressemitteilung vom: 28.01.2025

Die Einstufung der Huthi-Miliz als ausländische terroristische Organisation durch die US-Regierung könnte die Hilfsgüterversorgung im vom Krieg gezeichneten Jemen weiter erschweren. 19,5 Millionen Menschen sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Aktion gegen den Hunger ist besorgt über die Auswirkung, die diese Terror-Einstufung für die Lebensgrundlagen der Bevölkerung haben könnte. 

Jemen: Einstufung der Huthi als terroristische Organisation könnte Hunger und Not verschlimmern

Die Bevölkerung im Norden Jemens ist für ihr Überleben in hohem Maße auf die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Treibstoff und Medikamenten angewiesen. Diese Güter werden über den Hafen von Hodeida, einem der beiden wichtigsten Häfen des Landes, in ein Gebiet transportiert, das von den Behörden im Norden Jemens kontrolliert wird. „Die Einstufung als terroristische Organisation könnte zu Einschränkungen oder Verzögerungen bei der Einfuhr wichtiger Güter und zu höheren Preisen führen. In einem Land, in dem 49 Prozent der Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen sind und 55 Prozent der Kinder unter fünf Jahren an chronischer Unterernährung leiden, könnte dies verheerende Folgen haben“, erklärt Anne Garella, Einsatzleiterin für den Nahen Osten bei Aktion gegen den Hunger. 

Im Norden Jemens leben etwa 70 Prozent der Bevölkerung des Landes. Die Menschen sind bereits jetzt mit schwerwiegenden humanitären Problemen und weit verbreiteter Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Die Einstufung als ausländische terroristische Organisation („Foreign Terrorist Organizations”, FTO) könnte die Bereitstellung von Hilfe gefährden, da es unmöglich ist, Programme in diesen Gebieten ohne Interaktion mit den De-facto-Behörden, die diese Gebiete verwalten, durchzuführen. „In anderen humanitären Kontexten hat diese Einstufung dazu geführt, dass Projekte gestrichen oder blockiert wurden, Programme ausgesetzt wurden und die Komplexität der Operationen aufgrund größerer Einschränkungen zunahm“, betont Anne Garella. 

Darüber hinaus könnte die Einstufung als ausländische terroristische Organisation den Zugang zu Finanzdienstleistungen weiter einschränken. „Jeder zehnte Mensch im Jemen ist beispielsweise auf Geldüberweisungen von Jemeniten im Ausland angewiesen, um seine Grundbedürfnisse zu decken. Diese Überweisungen, die auch zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen, werden nur noch schwer über offizielle Kanäle fließen können“, sagt Anne Garella. Auch Banküberweisungen, Lohnzahlungen und die Umsetzung von Finanzhilfeprogrammen, die ein wichtiger Pfeiler der Ernährungssicherungsmaßnahmen sind, könnten schwieriger werden. 

Die Ankündigung der Terror-Einstufung erfolgt im Zusammenhang der Politisierung der humanitären Hilfe im Jemen und der weltweiten Kürzung der humanitären Mittel. Auf Wunsch der internationalen Geber werden die Mittel schrittweise vom Norden in den Süden umgeleitet, der von der international anerkannten jemenitischen Regierung kontrolliert wird. „Wenn dieser Trend anhält, könnte der Nordjemen noch stärker isoliert und seine Bevölkerung noch verwundbarer werden“, schließt Anne Garella.  

Im Dezember verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 2761, die eine dauerhafte humanitäre Ausnahmeregelung für alle UN-Sanktionsregime vorsieht. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Akteure, insbesondere die Regierungen und der Bankensektor, diese Resolution respektieren und die Bereitstellung humanitärer Hilfe schützen. 

Die Arbeit von Aktion gegen den Hunger im Jemen 

Seit 2013 engagiert sich Aktion gegen den Hunger im Jemen. Die Organisation leistet Hilfe bei der Wiederherstellung der sanitären Infrastruktur sowie der Sicherstellung des Zugangs zu Trinkwasser und grundlegenden Hygienevoraussetzungen. Darüber hinaus bietet sie psychologische und psychosoziale Unterstützung für von Gewalt und Missbrauch betroffene Personen an. Zudem unterstützt sie Gesundheitszentren in den am stärksten von Unterernährung betroffenen Gebieten und arbeitet daran, die Fähigkeit von Haushalten zu stärken, Einkommen zu generieren und auf Märkten Zugang zu Nahrungsmitteln zu erhalten. Im Jahr 2023 erhielten mehr als 323.000 Menschen im ganzen Land Unterstützung durch unsere Programme. 

Hinweis an die Redaktionen   

Sprecher*innen verfügbar: Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche.   

Über Aktion gegen den Hunger   

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 56 Ländern und Regionen aktiv ist und über 21 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 45 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.987 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.  

29. JANUAR 2025
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