Jemen: Enttäuschendes Ergebnis bei UN-Geberkonferenz für humanitäre Hilfe
Die chronische Unterfinanzierung für die humanitäre Hilfe im Jemen bedroht das Leben von Millionen Menschen. Bei der UN-Geberkonferenz am 16. März 2022 wurden weniger als 1,3 Milliarden Euro zugesagt und damit nur ein Drittel der benötigten 3,9 Milliarden Euro. Das ist unzureichend, um die dringend benötigten humanitären Bedarfe im Land zu decken.
Nach mehr als sieben Jahren Krieg sind 17,4 Millionen Menschen im Jemen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen – Tendenz steigend. Der Ukraine-Krieg wird die Ernährungssituation nochmals verschärfen. Dass die internationale Gemeinschaft dem Spendenappell der Vereinten Nationen nur zu einem Drittel nachgekommen ist, ist enttäuschend. Seit Jahren werden die Mittel für die humanitäre Hilfe im Jemen gekürzt, Hilfsorganisationen wie Aktion gegen den Hunger sind dadurch gezwungen, ihre lebensrettende Hilfe zu reduzieren.
19 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit bedroht
„In den letzten Monaten hat sich in einigen Bezirken von Hajjah und Hodeidah die Ernährungslage trotz großer Anstrengungen der humanitären Organisationen weiter verschlechtert. Unser Team ist äußerst besorgt, dass die Menschen hier kurz vor einer Hungersnot stehen. Während die Welt ihre Aufmerksamkeit auf die schreckliche Situation in der Ukraine richtet, steht der Jemen am Rande einer Katastrophe“, sagte Benjamin Vienot, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger im Jemen.
Seit Beginn dieses Jahres haben sich die akute Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung im Jemen weiter verschärft: Laut Schätzungen sind 17,4 Millionen Menschen betroffen. Prognosen zufolge wird diese Zahl bis Juni auf 19 Millionen ansteigen. Besonders besorgniserregend sind die 31.000 Menschen, die derzeit unter extremem Hunger leiden. Darüber hinaus werden in diesem Jahr schätzungsweise 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung erkranken, darunter 538.000 schwer mangelernährte Kinder.
Ukrainekrise: Der Jemen darf nicht vergessen werden
Der Konflikt in der Ukraine wird die bereits katastrophale Situation weiter verschärfen. Der Jemen ist fast vollständig von Lebensmittelimporten abhängig, wobei 30 Prozent der Weizenimporte aus der Ukraine stammen. Ein drastischer Anstieg der Weizenpreise aufgrund des Ukrainekonflikts wird zu einer Verteuerung der Lebensmittel führen und die Nahrungsmittelversorgung der am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen gefährden.
„Wir hoffen, dass die Ukrainekrise nicht dazu führt, dass finanzielle Mittel und politische Aufmerksamkeit vom Jemen weggelenkt werden. Die internationale Gemeinschaft steht in der Verantwortung, menschliches Leid zu lindern – und das unabhängig davon, ob es vor der eigenen Haustür geschieht oder nicht“, so Benjamin Vienot.
Sieben Jahre Jemenkrieg – keine Lösung in Sicht
Seit 7 Jahren dauert der Krieg im Jemen an. Eine Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Lage ist nicht absehbar. Es ist sogar eine weitere Eskalation der Kampfhandlungen in kritischen Regionen zu befürchten, die zu weiteren Vertreibungen, Zerstörungen und Leid führen wird.
Die Programme von Aktion gegen den Hunger im Jemen konzentrieren sich auf die Bereiche Gesundheit und Ernährung, Ernährungssicherheit und Existenzsicherung, Wasser, Hygiene und Sanitärversorgung (WASH) sowie psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung.
Hinweis an die Redaktionen:
- Benjamin Vienot, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger im Jemen, steht für Interviews (Englisch und Französisch) zur Verfügung.
- Aktion gegen den Hunger übergibt am 24. März 2022 mehr als 52.000 Unterschriften der Petition "Jemenkrieg: Waffenexporte stoppen, Hunger beenden" an Sven Giegold, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen.