Monsun in Bangladesch: 32 Hilfsorganisationen fordern Unterstützung für Rohingya-Flüchtlinge
Die Bedingungen in den Rohingya-Geflüchtetencamps und den umliegenden Gebieten im Distrikt Cox's Bazar verschlechtern sich infolge der tagelangen heftigen Monsunregenfälle im Süden Bangladeschs, die voraussichtlich auch in den nächsten 24 Stunden anhalten werden. 32 internationale Hilfsorganisationen fordern besseren Zugang zu den betroffenen Gebieten und schnelle Unterstützung für die Betroffenen.
In den Rohingya-Geflüchtetencamps wurden Tausende von Unterkünften beschädigt und überflutet, niedrig gelegene Gebiete überschwemmt und es wurden Erdrutsche gemeldet. Bis gestern wurden den humanitären Partnern etwa 13 000 Betroffene gemeldet, darunter 17 Menschen, die auf tragische Weise ums Leben kamen, sowohl in den Geflüchteten- als auch in den Aufnahmegemeinden. Aufgrund der mangelnden Mobilität sind Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen am stärksten gefährdet, verletzt oder getötet zu werden. Für sie ist es besonders schwierig, sich in Sicherheit zu bringen und Hilfe zu bekommen.
Die Angst vor weiteren Erdrutschen ist groß
„Ich habe solche Angst, dass nachts ein Erdrutsch kommt und meine Söhne nicht wissen, was sie tun sollen oder wie sie sich in Sicherheit bringen können. Unser Fußboden ist durch den Regen beschädigt, und ich kann meine beiden behinderten Söhne nicht zu Hause lassen, um Material zum Reparieren des Fußbodens zu besorgen, so dass jetzt ständig Wasser in unsere Unterkunft eindringt. Ich kann weder kochen noch essen, weil es zu viel Wasser ist. Ich habe Angst, dass unsere Unterkunft zusammenbricht“, berichtet eine Rohingya-Mutter.
Mit dem anhaltenden Regen steigt das Risiko unhygienischer Bedingungen und der Ausbreitung von Krankheiten. Dies könnte katastrophale Folgen haben, denn in den Camps wurden bereits Hunderte Fälle von akuten Magen- und Darmerkrankungen festgestellt. Aufgrund der von der Regierung erlassenen COVID-19-Präventions- und Kontrollmaßnahmen ist der Zugang für humanitäre Organisationen eingeschränkt. Dies erschwert es ihnen, auf die Bedürfnisse der Geflüchteten und der Aufnahmegemeinden zu reagieren, geschweige denn Präventivmaßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen von Katastrophen wie dieser abzumildern, bevor sie eintreten.
Aufhebung der Zugangsbeschränkungen nicht genug
Die humanitären Organisationen begrüßen die rasche Aufhebung der Zugangsbeschränkungen durch die Regierung von Bangladesch, um weitere Todesopfer durch Erdrutsche und durch Wasser übertragene Krankheiten zu verhindern. Gemeinsam arbeiten sie daran, den dringenden humanitären Bedarf der Geflüchteten und der Aufnahmegesellschaft zu decken. Jeden Tag benötigen jedoch Hunderte weitere Menschen dringend Unterstützung. Um den Bedarf zu decken und eine künftige Katastrophe zu verhindern, fordern die 32 humanitären Organisationen:
- Die Ersthelfer brauchen dringend uneingeschränkten Zugang, um die betroffenen Gemeinden sowohl der Rohingya als auch der Aufnahmegesellschaft mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, sicheren Unterkünften, medizinischer Versorgung und Schutzdiensten, einschließlich psychosozialer Unterstützung und Bargeldhilfe, zu versorgen. Insbesondere ist Zugang erforderlich, um zu ermitteln welchen Schutz und humanitäre Unterstützung gefährdete Gruppen wie Frauen, Mädchen, Jungen, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen benötigen und um auf diesen Bedarf zu reagieren.
- Nach dem Rückzug des Wassers ist fortgesetzter Zugang nötig, um humanitäre Maßnahmen, insbesondere für Notfallvorsorge und -reaktion, Standortmanagement und Standortentwicklung, Schutz und Fallmanagement durchführen zu können. Diese Aktivitäten sollten stets als lebensrettende Dienste betrachtet werden und in den Regierungsrichtlinien aufgeführt sein.
- Einen umfassenden und integrativen Evakuierungsplan, der gemeinsam von der Regierung von Bangladesch, den UN-Organisationen, den nationalen und internationalen Hilfsorganisationen, den Geflüchteten und den Aufnahmegemeinden entwickelt wird. Alle Pläne sollten den Zugang zu Notunterkünften gewährleisten, sicherstellen, dass Familien nicht getrennt werden und die Bedürfnisse von Kindern, Frauen, älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen systematisch berücksichtigt werden.
- Es müssen haltbarere Baumaterialien verwendet werden, um den Auswirkungen von Zyklonen und Monsunwetter besser standhalten zu können. Außerdem sollten bestehende Gemeinschaftseinrichtungen wie kinderfreundliche Räume oder Moscheen gestärkt werden, da sie von den Gemeinschaften und gefährdeten Gruppen wie unbegleiteten Minderjährigen oft als sichere Orte wahrgenommen werden.
- Administrative Hindernisse sollten beseitigt und die Genehmigungen für humanitäre Projekte und langfristige Entwicklungsprojekte beschleunigt werden, um eine reibungslose und rechtzeitige Durchführung von humanitärer Hilfe zu ermöglichen.
- Eine substanzielle und dauerhafte Finanzierung des Gemeinsamen Reaktionsplans 2021 und der Rohingya-Krise muss eine internationale Priorität sein. Der langanhaltende Charakter der Krise sowie die Auswirkungen des Klimawandels und von COVID-19 haben die Bedürfnisse der Geflüchteten in Cox's Bazar dringender gemacht als je zuvor.
Unterzeichnet von: Save the Children, International Rescue Committee, Norwegian Refugee Council, Concern World Wide, Muslim AidUK, Malteser International, Norwegian Church Aid, Danish Refugee Council, Solidarités, Food for the Hungry, Christian Blind Mission, Handicap International, Relief International, Oxfam, Action Aid Bangladesh, United in Purpose, World Vision International, Action Against Hunger, educo, Christian Aid, Plan International, ADRA, CARE, Terre Des Hommes (TdH), MdMJ, Asian Dignity Initiative (ADI), MedAir, United Purpose, World Concern, HELVETAS, DanChurch Aid (DCA)
Fotos zur aktuellen Situation vor Ort hier.