Zwei Jahre Krieg in der Ukraine: Humanitäre Hilfe weiter dringend notwendig
Zwei Jahre nach Beginn des Krieges in der Ukraine erinnert Aktion gegen den Hunger daran, dass die Not der Menschen dramatisch hoch bleibt: Rund 14,6 Millionen Menschen, das sind 40 Prozent der gesamten Bevölkerung, benötigen humanitäre Hilfe, davon 3,3 Millionen in Gemeinden nahe den Frontlinien, wo nur wenig Hilfe ankommt, weil der humanitäre Zugang schwierig ist. Mehr als 6 Millionen Menschen sind aus der Ukraine geflüchtet, 4 Millionen sind innerhalb des Landes vertrieben. 7,3 Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel und Unterstützung für ihren Lebensunterhalt. Aktion gegen den Hunger hat seit der Invasion im Februar 2022 mehr als 1,5 Millionen* Menschen unterstützt.
Ukraine: humanitäre Hilfe unterfinanziert
„Der Krieg ist noch nicht vorbei und die Bedarfe wachsen weiter. Die humanitäre Lage könnte sich in diesem Jahr weiter verschlechtern. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer könnten erneut gezwungen sein, ihr Zuhause zu verlassen, um ihr Leben zu retten“ so Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. „Die Welle der Solidarität, die auf die Invasion folgte, zeigt erste Brüche, da sich der Konflikt zäh in die Länge zieht. Von den 3,9 Milliarden Dollar, die laut UN notwendig wären, um angemessen humanitäre Hilfe zu leisten, wurden lediglich 60 Prozent finanziert.“
Die humanitären Hilfsmaßnahmen von Aktion gegen den Hunger zielen darauf ab, die Ernährungssicherheit, insbesondere für Vertriebene und Bedürftige, zu verbessern. Rund 7,3 Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittel und Unterstützung für ihren Lebensunterhalt angewiesen. Weitere Hilfsmaßnahmen umfassen den Zugang zu medizinischer Grundversorgung und psychologischer Betreuung sowie den Zugang zu Wasser, Hygiene und sanitären Einrichtungen. Mehr als 1,5 Millionen* Menschen konnte Aktion gegen den Hunger seit Beginn des Krieges unterstützen.
Psychosoziale Betreuung für Kinder besonders wichtig
„Viele Kinder in der Ukraine haben aufgrund des Krieges und zuvor der Corona-Pandemie seit vier Jahren keine formale Bildung erhalten. Das beeinträchtigt massiv die kognitive Entwicklung und die psychische Gesundheit der Kinder“, so Friedrich-Rust. Die Bereitstellung von psychologischer und psychosozialer Betreuung für Kinder und Jugendliche ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit von Aktion gegen den Hunger. Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden seit Februar über 3.790 Bildungseinrichtungen beschädigt oder zerstört. Intakte Einrichtungen wurden für die Unterbringung von Geflüchteten oder als Verteilungszentren für Hilfsgüter genutzt. Millionen Kinder und Jugendliche haben dadurch keinen Zugang zu Bildung.
Aktion gegen den Hunger in der Ukraine und umliegenden Ländern
Aktion gegen den Hunger hat umgehend mit Beginn des Krieges Nothilfe in der Ukraine und den Nachbarländern Polen, Rumänien und Moldawien geleistet. Heute koordiniert Aktion gegen den Hunger die humanitäre Hilfe in der Ukraine von Kiew aus. Im westlichen Teil der Ukraine über den Stützpunkt Czernowitz konzentriert sich die Hilfe auf die Bereiche psychische Gesundheit, Verteilung von Nahrungsmitteln und multisektorale Soforthilfe durch Bargeldtransfers, damit Geflüchtete und Aufnahmegemeinden die dringendsten Bedarfe decken können.
In der Ostukraine wird die humanitäre Hilfe über Stützpunkte in Dnipro und Charkiw mit Einsätzen in den Oblasten Donezk, Sumy und Saporischschja organisiert. Die Hilfe konzentriert sich auf besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen, die direkt vom Krieg betroffen sind, und wird sowohl durch Teams von Aktion gegen den Hunger also auch durch lokale Partnerorganisation gewährleistet. Dazu gehören u. a. die Verteilung von Nahrungsmitteln einschließlich täglich zubereiteter warmer Mahlzeiten und sonstiger lebensnotwendiger Güter, die Unterstützung des Zugangs zu Trinkwasser, Hygiene und sanitären Einrichtungen durch die Verteilung von Hygienekits und die Bereitstellung von Material und Ausrüstung, damit die für die Wasserversorgung zuständige Regierungsbehörde die durch Luftangriffe beschädigten Wasseraufbereitungsanlagen und -netze wieder instand setzen kann.
*Zahl wurde am 26.02.2024 aktualisiert