Ein Mann lässt Getreide aus seinen Händen zurück in einen Sack rieseln.

Ukrainekrieg: Das Getreideabkommen darf kein politisches Druckmittel sein

Pressemitteilung vom: 18.07.2023

Der Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen im Schwarzen Meer gefährdet die weltweite Ernährungssicherheit. Aktion gegen den Hunger verurteilt diesen Schritt und fordert eine sofortige Wiederaufnahme des Abkommens. 

„Nahezu 783 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Wir können nicht zulassen, dass politische Auseinandersetzungen den weltweiten Hunger weiter verschärfen. Das Getreideabkommen muss verlängert und der Export von Nahrungsmitteln wieder aufgenommen werden“, fordert Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger. 

Stabilisierung der Lebensmittelpreise 

Durch das von Russland, der Ukraine, der Türkei und den Vereinten Nationen unterzeichnete Getreideabkommen konnten seit Juli 2022 über 33 Millionen Tonnen Getreide über das Schwarze Meer exportiert werden. Das Abkommen spielte eine wesentliche Rolle bei der Stabilisierung der Getreidepreise auf den internationalen Märkten, da es die Spekulation auf Getreidepreise einschränkte. In den drei Monaten vor dem Abkommen waren diese Preise um insgesamt 40 Prozent gestiegen. 

Eineinhalb Jahre nach Beginn des Ukrainekriegs sind die Marktpreise für Grundnahrungsmittel wieder auf das Vorkriegsniveau zurückgegangen oder im Vergleich zu 2021 sogar gesunken. Die im Abkommen ausgesprochenen Garantiezeiträume verkürzten sich jedoch in den letzten Monaten zunehmend: Das Abkommen wurde im November 2022 um 120 Tage und anschließend im März und Mai 2023 jeweils um 60 Tage verlängert.  

Langfristige Garantien für gefährdete Regionen 

„Das Getreideabkommen muss jetzt mit langfristigen Garantien ausgestattet werden, um gefährdeten Regionen eine Sicherheit zu geben, dass sie Nahrungsmittel importieren können. Wir müssen verhindern, dass der Hunger von Tausenden Menschen als Waffe missbraucht wird“, so Dr. Helene Mutschler. 

Insgesamt waren China, Spanien und die Türkei die größten Empfänger der ukrainischen Lieferungen. Dank des Abkommens gingen jedoch 57 Prozent der Exporte in Länder im Globalen Süden. Knapp 6 Prozent der Lieferungen wurden in Länder wie Äthiopien, Jemen und Sudan exportiert, in denen ein hohes Ausmaß an Ernährungsunsicherheit herrscht.  

Neben seiner Funktion als Preisregulator spielte das Getreideabkommen auch eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung des Waffenstillstands im Gebiet um Odessa. Diese Beruhigung des Konflikts gewährleistete den humanitären Zugang und rettete Leben, indem sie verhinderte, dass die Stadt und der Hafen ins Visier genommen wurden. 

Lebensmittel dürfen kein politisches Druckmittel sein 

Mehr denn je ist dieses Abkommen notwendig und muss langfristig verlängert werden, um den Bedürfnissen der Länder gerecht zu werden, die unter Ernährungsunsicherheit leiden. Der Einsatz der globalen Nahrungsmittelkrise für geopolitische Zwecke ist besonders besorgniserregend. Humanitäre Organisationen sind chronisch unterfinanziert und die globalen Nahrungsmittelsysteme sind nicht in der Lage, das Recht auf Nahrung für alle zu gewährleisten. 

Unsere Arbeit in der Ukraine

Aktion gegen den Hunger ist sowohl in der Ukraine als auch in den Nachbarländern Polen, Rumänien und Moldawien aktiv. Unsere Teams haben dank der schnell umgesetzten Hilfsprojekte bislang mehr als 650.000 Menschen mit Nothilfemaßnahmen erreicht. Unser Fokus liegt auf den Bereichen Gesundheit, Ernährungssicherheit sowie Zugang zu Wasser, Hygiene und sanitären Einrichtungen.  

Über Aktion gegen den Hunger  

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 55 Ländern und Regionen aktiv ist und rund 28 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.990 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen. 

10. AUGUST 2023
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