783 Millionen Menschen weltweit leiden an Hunger
Laut dem heute veröffentlichten Welternährungsbericht leiden bis zu 783 Millionen Menschen weltweit an Hunger. Erstmals seit Jahren nimmt die Gesamtzahl der Hungernden leicht ab. Während in Lateinamerika und Asien Fortschritte in der Hungerbekämpfung erreicht werden konnten, nimmt der Hunger in vielen Regionen Afrikas, der Karibik und Westasien allerdings weiterhin zu. Aktion gegen den Hunger fordert mehr Engagement von der internationalen Gemeinschaft bei der Bekämpfung des Hungers auf der Welt.
„Auf den ersten Blick scheinen die aktuellen Zahlen des Welternährungsberichts positiv, denn der kontinuierliche Anstieg der Zahl der hungernden Menschen konnte erstmals seit Jahren gestoppt werden. Allerdings verbirgt die Gesamtzahl, dass es große Unterschiede zwischen den Regionen gibt: So leiden auf dem gesamten afrikanischen Kontinent im Vergleich zum Vorjahr 11 Millionen Menschen mehr Hunger. Zudem bleibt der globale Hunger deutlich über dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie“, kommentiert Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger.
Die Schlüsselzahlen des Berichts:
- Bis zu 783 Millionen Menschen weltweit leiden im Jahr 2022 an Hunger (nach einer Neubewertung durch die Vereinten Nationen waren es im Jahr 2021 797 Millionen Menschen).
- Etwa 600 Millionen Menschen könnten 2030 noch Hunger leiden, ein wesentlicher Anteil aufgrund der langanhaltenden Auswirkungen von COVID-19 (durch die Pandemie sind rund 122 Millionen Menschen zusätzlich von Hunger betroffen).
- 2,4 Milliarden Menschen – rund 30 Prozent der Weltbevölkerung – haben keinen Zugang zu einer ausreichenden und gesunden Ernährung; betroffen sind insbesondere Frauen und Menschen, die in ländlichen Gebieten leben.
- Die Kosten für eine gesunde Ernährung sind so hoch, dass sich über 3 Milliarden Menschen – also 42 Prozent der Menschheit – keine gesunde Ernährung leisten können. Diese Zahl steigt seit 2019 an.
Der aktuelle Bericht stellt außerdem fest, dass rund 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren chronisch unterernährt sind, und 45 Millionen Kinder an akuter Unterernährung leiden. Auch wenn die Zahlen leicht rückläufig sind, reichen die Anstrengungen bisher bei weitem nicht aus, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen. Akute und chronische Unterernährung kommen in ländlichen Regionen häufiger vor.
„Die globale Hungerkrise ist das Ergebnis eines gescheiterten Ernährungssystems, das ungerecht und nicht nachhaltig ist. Die internationale Gemeinschaft ist nun gefragt, ausreichend finanzielle Mittel für die akute Hungerbekämpfung sicherzustellen, und die dringend notwendige Transformation der Ernährungssysteme voranzubringen“, fordert Dr. Helene Mutschler.
Im Februar 2023 veröffentlichte Aktion gegen den Hunger einen Bericht zur Finanzierungslücke der Hungerbekämpfung („Hunger Funding Gap Report“) 2023. Demnach wurden im vergangenen Jahr weniger als die Hälfte aller Anträge (47 Prozent) für Nothilfeprogramme der Vereinten Nationen im Zusammenhang mit Hunger bewilligt. Daraus ergibt sich für das Jahr 2022 eine Finanzierungslücke von 53 Prozent in der weltweiten Hungerhilfe. Die Analyse zeigt auch, dass Länder, die die schlimmsten Hungerkrisen erleben, weniger Hungerhilfe erhalten als Länder mit niedrigeren Hungerraten.