Weltflüchtlingstag: rund 110 Millionen Menschen weltweit fliehen vor Gewalt, Krieg, Verfolgung und Hunger
Berlin, 20. Juni 2023. Weltweit ist die Zahl der Binnenvertriebenen und Geflüchteten um rund 10 Millionen Menschen gestiegen. Die Entwicklungen wie im Sudan, der Ukraine und Afghanistan treiben die Zahl der Flüchtenden weltweit auf einen neuen Höchststand. Aktion gegen den Hunger ist mit Programmen vor Ort aktiv, um zu helfen.
Die Zahl der Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Krieg und Verfolgung hat nach Angaben der Vereinten Nationen einen neuen Höchststand erreicht. Laut UN-Flüchtlingswerk waren 2022 mehr als 108 Millionen Menschen auf der Flucht. Mit den aktuellen Fluchtbewegungen in Folge des Konfliktes im Sudan sind es schätzungsweise mehr als 110 Millionen, zwei Drittel der Menschen sind in ihren Heimatländern vertrieben. Damit hat sich die Anzahl der Geflüchteten und Vertriebenen um mehr als 10 Millionen im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
„Zu den Ländern mit den meisten Geflüchteten und Vertriebenen gehören Syrien, Ukraine, Afghanistan, Venezuela, Südsudan und Myanmar. Aktion gegen den Hunger ist in all diesen Ländern mit Hilfsprojekten im Einsatz. Bewaffnete Konflikte und Gewalt bleiben die Hauptursachen von Flucht und Vertreibung. Auch die Folgen der Klimakrise wie extreme Dürren führen dazu, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Die internationale Gemeinschaft muss mehr tun, um die Ursachen von Flucht und Vertreibung zu bekämpfen und mehr finanzielle Mittel zur Unterstützung von Familien auf der Flucht bereitstellen“, sagt Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger.
Sudan: Gewalt vertreibt Menschen und verschärft Ernährungsunsicherheit
Seit dem Beginn der Gewalt im Sudan sind UN-Angaben zufolge fast 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Zwei Monate dauern die Kampfhandlungen zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den sogenannten Rapid Support Forces (RSF) im Sudan an. Die eskalierende Gewalt verschärft die bestehende Ernährungsunsicherheit im Land. Schon vor dem Ausbruch der Kämpfe benötigten im Sudan rund 15 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Die Versorgungslage ist extrem angespannt.
„Selbst diejenigen, die etwas Geld haben, haben keinen Zugang mehr zu Nahrungsmitteln. Die Märkte sind geschlossen. Viele landwirtschaftliche Aktivitäten wurden unterbrochen, gerade als die Pflanzsaison im Sudan begann. Die Preise haben sich verdoppelt “, sagt Samson Wolderufael, Gesundheits- und Ernährungskoordinator von Aktion gegen den Hunger im Sudan.
Aktion gegen den Hunger beobachtet die Situation und ist auch weiterhin vor Ort. Die humanitäre Hilfe wird durch anhaltende Kampfhandlungen aber auch durch Plünderungen eingeschränkt. Bei Tausenden von Kindern musste die Behandlung von schwerer akuter Unterernährung unterbrochen werden. Die Unterernährungsraten schnellen in die Höhe.
Ukraine: Hauptursache für neue Vertreibungen
Der Krieg in der Ukraine ist die Hauptursache für neue Vertreibungen im vergangenen Jahr. Das geht aus dem Weltflüchtlingsbericht „Global Trends“ des UNHCR für 2022 hervor. Demnach hat sich die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine von 27.300 Ende 2021 auf 5,7 Millionen Ende 2022 erhöht. Die Vereinten Nationen sprechen von der schnellsten Abwanderungswelle seit dem Zweiten Weltkrieg.
Der Konflikt in der Ukraine hält an: Noch immer erschüttern schwere Explosionen Städte und Angriffe auf die Versorgungsinfrastruktur sind an der Tagesordnung. Familien flüchten in ihre Keller oder versuchen, das Land zu verlassen, um sich vor den Raketen zu schützen. Menschen werden vertrieben, Versorgungsketten unterbrochen, die Nahrungsmittel gehen aus und werden unerschwinglich. Aktion gegen den Hunger leistet Nothilfe in der Ukraine und in den Nachbarländern und fordert alle Akteure auf, den Schutz des humanitären Raums zu gewährleisten und humanitäre Maßnahmen vor Ort zu erleichtern.
Afghanistan: Zwei Drittel der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen
Die Zahl der Menschen, die aus Afghanistan geflüchtet sind, betrug laut UNHCR Ende 2022 ebenfalls 5,7 Millionen. Afghanistan ist seit 40 Jahren von fortlaufender Unsicherheit und Konflikten sowie Vertreibung geprägt. Neben den häufigen Naturkatastrophen wie dem jüngsten Erdbeben im Juni 2022 spitzt sich auch die Wirtschaftskrise immer weiter zu. Die restriktive Politik gegenüber Frauen und Mädchen hat sich Ende 2022 weiter verschärft und wirkt sich auch unmittelbar auf die Bereitstellung humanitärer Hilfe aus.
20 Millionen Afghan*innen leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit, fast neun Millionen unter extremem Hunger. Insbesondere die 3,2 Millionen Menschen, die durch den anhaltenden Konflikt im Land vertrieben wurden, sind extrem gefährdet. Die seit drei Jahren anhaltende Dürre führt zu einer bedrohlichen Nahrungsmittelsituation. 875.000 Kinder sind akut unterernährt und auch Schwangere oder stillende Mütter sind gefährdet.
Hinweis an die Redaktionen
Gerne vermitteln wir Interviews mit Ansprechpartner*innen vor Ort.