Was brauchen Menschen nach einer Naturkatastrophe? Einige der Antworten erscheinen offensichtlich: Nahrung, sauberes Wasser, Unterkunft, Medizin. Andere Antworten jedoch sind vielleicht nicht ganz so offensichtlich, zum Beispiel Bargeld. Doch Geldtransfers und bargeldähnliche Gutscheine sind in Notsituationen sehr wirksame Hilfsinstrumente für Einzelpersonen, Familien oder ganze Gemeinden.
Bargeld oder Gutscheine befähigen die Menschen in unseren Cash-basierten Projekten eigene Entscheidungen zu treffen. Damit können sie das kaufen, was sie am dringendsten benötigen. So können Familien ihre Grundbedürfnisse decken und ihre Lebensgrundlage mit Würde, Respekt und in Freiheit wiederaufbauen. Gleichzeitig stimuliert Geld, das vor Ort ausgegeben wird, die lokalen Märkte.
Cash Learning Partnership
In unseren Cash-basierten Projekten arbeitet Aktion gegen den Hunger mit der sogenannten Cash Learning Partnership (CaLP) zusammen. CaLP verfolgt das Ziel, Wissensaustausch, Vernetzung und Koordination rund um den Einsatz von Bargeld und Gutscheinen zwischen humanitären Akteuren zu unterstützen.
Weitere Informationen zu bargeldbasierten Interventionen erhalten Sie im Video der Cash Learning Partnership:
Geldtransfers für Menschen in Not
Stellen Sie sich vor, andere würden darüber bestimmen, was Ihre Kinder am nötigsten brauchen und was nicht. Viele Menschen in humanitären Katastrophen sind vorübergehend auf Unterstützung angewiesen. Wenn sie diese aber in Form von Hilfsgütern erhalten, können sie nicht selbst entscheiden, was gerade für sie am wichtigsten ist.
Besonders in der Humanitären Hilfe hat die Bedeutung von Barmitteltransfers in den letzten Jahren stark zugenommen. Sie stärken die Würde und Selbstbestimmung der Betroffenen. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die nationale Wirtschaft anzukurbeln. Die Waren, die sich die Empfängerinnen und Empfänger von dem Barmitteln kaufen können, bekommen sie auf den lokalen Märkten. Hier verkaufen einheimische Bäuerinnen und Bauern ihre selbst angebauten und erzeugten Produkte. So stärken Barmitteltransfers auch die lokale Wirtschaft.
Barmitteltransfers sind immer dort möglich, wo es grundsätzlich Lebensmittel oder sonstige Güter des täglichen Bedarfs gibt, diese aber aufgrund von Knappheit oder Spekulation unerschwinglich geworden sind. Barmittel werden unterschiedlich ausgegeben: etwa in Form von Geldkarten, über Handyguthaben oder als Gutscheine. Auf diese Weise kann im Katastrophenfall schnell und effektiv geholfen werden.
Wie sich Geldtransfers an die Eltern auf die Gesundheit von Kindern auswirken, hat Aktion gegen den Hunger unter anderem in einem zweijährigen Forschungsprojekt in Burkina Faso untersucht. Mehr als 30 Dörfer haben daran teilgenommen. Mittellose Haushalte mit wenigstens einem Kleinkind erhielten monatlich umgerechnet 10 Euro. Die Mütter konnten damit kaufen, was sie für nötig hielten. Es werden also an die Ausgabe der Barmittel keinerlei Bedingungen geknüpft. Anhand der Kontrollgruppe hat Aktion gegen den Hunger herausgefunden, dass Kinder weniger unter Mangelernährung leiden, wenn ihre Eltern Bargeld erhalten.
Die meisten Empfänger geben das Geld für Nahrungsmittel und Dinge des alltäglichen Bedarfs wie Hygieneartikel, Windeln oder Medikamente aus. Insgesamt werden die Kinder der unterstützten Haushalte abwechslungsreicher und damit auch gesünder ernährt.
Ganze Familienverbünde profitieren von Barmitteltransfers. Es lässt sich im Nachhinein zwar nur eingeschränkt feststellen, wie viel der Barmittel den Kindern direkt zugutegekommen sind. Letztlich wirken sie sich aber auch positiv auf Mütter, Väter und weitere Verwandte aus, die Hunger leiden.
Barmitteltransfers haben nicht dazu geführt, drohende Mangelernährung im Vorfeld abzuwenden, sie haben aber die Folgen von Hungerkrisen abgefedert. Insgesamt wirkten sich die Barmittel in Dörfern, die schon vorher Hilfe von Aktion gegen den Hunger erhalten hatten, besonders positiv aus. So gab es dort insgesamt weniger Fälle von Mangelernährung.