Chepengat ist 18 Monate alt. Als wir das kleine Mädchen kennenlernten, lebte es mit seiner fünf Jahre alten Schwester Chepoisho bereits seit vier Monaten bei seiner Tante Jackline im Dorf Kiwawa im Nordwesten Kenias – zum Glück! Denn diese vier Monate haben Chepengats Leben verändert.
Schwere Mangelernährung: Wie Erdnusspaste helfen kann
Als ihre Tante die beiden aufnahm, war Chepengat in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. „Ich beschloss, mich um die beiden zu kümmern. Ihre Eltern konnten nicht mehr für sie sorgen“, erzählt Jackline. Sie ist selbst Mutter von vier Kindern. Um ihre Familie ernähren zu können, holt sie Holz und Wasser für sich und andere im Dorf und flechtet anderen Frauen die Haare. Jede Arbeit hilft ihr dabei, die Familie zu versorgen und etwas zu Essen auf den Tisch zu bringen. Trotz dieser schwierigen Umstände hat sie nicht gezögert, ihre beiden Nichten bei sich aufzunehmen. „Ich war am Boden zerstört, als ich Chepengat sah – ich habe fast geweint, weil es dem Mädchen so schlecht ging“, sagt Jackline. „Als Chepengat zu mir gebracht wurde, war sie sehr schwach. Sie hatte nicht einmal die Kraft, zu laufen. Ein über ein Jahr altes Kind sollte laufen können. Doch Chepengat konnte nur mit sehr viel Mühe krabbeln.“
Glücklicherweise befindet sich in Jacklines Dorf ein Gesundheitszentrum, das auch von Aktion gegen den Hunger betreut wird. Jackline zögerte nicht lange und brachte ihre kleine Nichte direkt dorthin. Unsere Mitarbeitenden diagnostizierten bei dem Mädchen eine schwere akute Mangelernährung. Wissenschaftler*innen sind sich einig, dass die Ernährung in den ersten 1000 Tagen im Leben eines Kindes entscheidet, ob es gesund und mit einem starken Immunsystem aufwachsen wird. Leidet ein Kind in diesem ersten Lebenszeitraum an Mangelernährung, kann das die körperliche und intellektuelle Entwicklung und die Gesundheit für den Rest seines Lebens beeinflussen. Aber Chepengat hatte Glück.
„Im Gesundheitszentrum wurde meine Nichte mit einer therapeutischen Erdnusspaste behandelt“, freut sich Jackline. „Ich bringe sie immer wieder her. Die Krankenschwestern und Pfleger untersuchen sie dann und geben ihr diese nährstoffreiche Nahrung. Wir sehen schon große Fortschritte.“ Chepengats große Schwester Chepoisho ist immer dabei und weicht dem kleinen Mädchen nicht von der Seite.
Nährstoffreiche Erdnusspaste birgt immense Kräfte
Ein Kind, das behandelt wird, erhält in der Regel täglich drei Portionen Erdnusspaste. Mangelernährte Babys werden hingegen meist mit einer therapeutischen Spezialmilch behandelt, damit auch die Kleinsten wieder zu Kräften kommen.
Dieses sogenannte „Ready to use Therapeutic Food“, kurz RUTF, gehört zu den wichtigsten Mitteln in unserem Kampf gegen den Hunger weltweit. Insbesondere die energiereiche Erdnusspaste hilft dabei, Millionen von Kindern gegen akute Mangelernährung zu behandeln. Die Paste besteht aus Erdnussbutter, Milchpulver, Öl und Zucker sowie zugesetzten Vitaminen und Mineralien, die für eine gesunde Entwicklung wichtig sind. Sie muss nicht gekühlt oder erhitzt werden und muss im Gegensatz zur Spezialmilch nicht mit sauberem Wasser angerührt werden. So besteht keine Gefahr, dass die Nahrung mit Bakterien aus schmutzigem Wasser kontaminiert wird. Kinder können sie direkt aus der Verpackung essen – und lieben sie meist, da sie wie süße Erdnussbutter schmeckt. Familien können die Packungen leicht mit nach Hause nehmen, um ihre Kinder selbst zu behandeln.
Die kalorienreiche Erdnusspaste besteht aus Erdnussbutter, Milchpulver, Öl, Zucker sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Sie ist eines unserer wichtigsten Mittel gegen Mangelernährung bei Kindern und besonders praktisch und sicher, weil die Kinder sie so, wie sie ist, verzehren können.
Chepengat geht es bereits nach den ersten Behandlung viel besser – und sie nutzt ihre neue Kraft zum Laufen lernen. Ihre große Schwester gibt ihr dabei viel Halt. Sie wird weiter behandelt, bis sie die Mangelernährung ganz überwunden hat. „Sie ist eine kleine Kämpferin. Aber würde es diese Einrichtung hier nicht geben, wäre sie wahrscheinlich gestorben“, erklärt ihre Tante Jackline. „Ich danke den Menschen vom Gesundheitszentrum aus tiefstem Herzen“, sagt sie. „Endlich habe ich das Gefühl, dass die Kinder bei mir sicher sind und zusammen mit meinen eigenen Kindern gesund aufwachsen können.“
Besonders in ländlichen Regionen ist es für unsere Mitarbeitenden nicht immer einfach, die Menschen vom Mehrwert klassischer medizinischer Behandlungen zu überzeugen. Hilfreich dabei ist, dass ein Großteil unserer Fachkräfte, wie in unserem Gesundheitszentrum in Kiwawa in Kenia, aus der Region stammen und Mythen und kulturelles Verständnis gut kennen. Sie begegnen den Patient*innen und ihren Familien auf Augenhöhe und helfen ihnen dabei, Vertrauen in unsere Ratschläge und Behandlungen zu fassen. Neben Kindern werden in Gesundheitszentren und von mobilen Kliniken auch Erwachsene und vor allem Schwangere und stillende Mütter medizinisch versorgt.
Eine vollständige Behandlung mangelernährter Kinder umfasst etwa den Zeitraum von sechs bis sieben Wochen. Anschließend sind sie in aller Regel wieder kräftig genug, um normale Nahrung bei sich zu behalten und sich gesund zu entwickeln. Die therapeutische Fertignahrung in Form von kalorienreicher Erdnusspaste und therapeutischer Milch steht dabei im Zentrum unserer Arbeit. Leider sind auch diese Produkte stark von den weltweiten Preissteigerungen betroffen. Unterstützen Sie uns dabei, so viele Kinder wie möglich zu behandeln?