Danas Zwillinge Nagham und Akram spielen mit einem Notizbuch von Aktion gegen den Hunger auf einem Teppich in ihrer Unterkunft im Südlibanon.

Zwillinge stillen: Dana aus dem Libanon ist jetzt ein Vorbild für andere Frauen

Dana hat schon viel erlebt. Die Syrerin musste ihre Heimat verlassen und kam vor zwölf Jahren in den Libanon. Zunächst lebte sie mit ihrer Familie in einem Dorf im Süden. Nach ihrer Hochzeit ist sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in eine Sammelunterkunft gezogen. Dort haben wir sie getroffen.  

Mangelernährung bekämpfen mit Stillberatung für Mütter im Libanon 

In dieser Sammelunterkunft leben rund 50 Familien verschiedener Nationalitäten – vor allem aus dem Libanon, Syrien und Palästina. Da sich hier viele Frauen und Kleinkinder aufhalten, haben sich Aktion gegen den Hunger und UNICEF zusammengetan, um Ernährungshilfe zu leisten. Die Mitarbeitenden im gemeinsamen Projekt sorgen für Ernährungssicherheit von gefährdeten schwangeren und stillenden Frauen und Betreuungspersonen von Kindern unter fünf Jahren. Die Menschen bekommen Informationen über Ernährungspraktiken für Säuglinge und Kleinkinder und lernen, wie sie Mangelernährung erkennen. Gleichzeitig arbeiten unsere Teams daran, dass gefährdete Kinder und Frauen im Bekaa-Tal – dort steht die Unterkunft – mit entsprechenden Nahrungs- und Ergänzungsmitteln für Mikronährstoffe versorgt werden.  

Während unseres Besuchs im Zentrum sprachen wir mit den Müttern und Erziehenden über die Aufklärungskurse für Gesundheit und Ernährung. Das Hauptziel der Unterstützung Schwangerer und Betreuender sowie von Kindern unter fünf Jahren ist es, alle in die Lage zu versetzen, die Kinder optimal zu ernähren. Dazu gehören das ausschließliche Stillen in den ersten sechs Monaten, eine rechtzeitige, angemessene und sichere Beikost ab dem sechsten Monat und das Weiterstillen bis zum Alter von mindestens zwei Jahren. Wir setzen alles daran, den stillenden Müttern die Stillerfahrung zu erleichtern und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Reise mit ihrem Kind zu genießen.   

Zwillinge gleichzeitig stillen – eine Herausforderung

Dana, eine syrische Geflüchtete, mit ihren Kindern Nagham (11 Monate), Akram (11 Monate) und Nour (4 Jahre), im Gespräch mit dem Team von Aktion gegen den Hunger im Südlibanon, Mai 2022.
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Dana, eine syrische Geflüchtete, mit ihren Kindern Nagham (11 Monate), Akram (11 Monate) und Nour (4 Jahre), im Gespräch mit dem Team von Aktion gegen den Hunger im Südlibanon, Mai 2022.

Dana blüht bei der Stillberatung richtig auf: Sie ist immer stolz und aufgeregt, ihre Erfahrungen über das Stillen von nicht nur einem Kind, sondern gar von Zwillingen zu teilen. Sie ist Mutter von vier Kindern, zwei davon sind Zwillinge: ein Mädchen und ein Junge, Nagham und Akram, geboren im Juni 2021. Dana erklärte uns, dass sie nach der Geburt ihrer Zwillinge kein Vertrauen in ihren Körper hatte und sich Sorgen machte, dass ihre Milch nicht für beide reichen würde.  

„Ich habe meine anderen Kinder schon gestillt. Für mich war das damals in Ordnung, weil ich nur ein Kind auf einmal hatte. Als ich meine Zwillinge zur Welt brachte, dachte ich erst, dass meine Milch nicht für beide reichen würde. Ich habe trotzdem versucht, Akram und Nagham zu stillen. Aber es war schwierig“, berichtet sie.

Dana und ihre Tochter Nagham (11 Monate) beim Stillen auf einer der Informationsveranstaltungen über Gesundheit und Ernährung in der Sammelunterkunft im Südlibanon.
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Dana und ihre Tochter Nagham (11 Monate) beim Stillen auf einer der Informationsveranstaltungen über Gesundheit und Ernährung in der Sammelunterkunft im Südlibanon.

Dann besuchte ein Ernährungsberater-Team von Aktion gegen den Hunger die Familie und untersuchte Danas vierjährige Tochter Nour auf Mangelernährung. Dabei erfuhr das Team von den Herausforderungen, denen sich Dana beim Stillen ihrer Zwillinge gegenübersah, und lud sie zur Stillberatung ein.

„In dieser Zeit besuchte uns Celina von Aktion gegen den Hunger, um uns über das Stillen aufzuklären und Stilltechniken zu vermitteln. Sie sagte mir, dass ich beide Kinder stillen kann, und ermutigte mich, dies auf der Grundlage ihrer Anweisungen und häufiger Beratungsgespräche zu tun. Ich hatte schon die Hoffnung verloren, aber die Gespräche haben den Unterschied ausgemacht.“ Nach der Stillberatung fand Dana endlich genügend Vertrauen und merkte, dass sie ihre Zwillinge mit der richtigen Technik problemlos stillen kann. 

„Ich habe mehr Selbstvertrauen gewonnen. Ich war so froh, diese Verbesserung zu sehen. Ich hatte Angst, dass eines meiner Kinder hungern müsse, aber ich habe gelernt, dass meine Milch ausreicht und gut für die Immunität meiner Kinder ist. Ich will nichts anderes als zu wissen, dass es meinen Babys gut geht!“

Dana, syrische Mutter, die im Südlibanon lebt
Dana füttert ihre Zwillinge Nagham (11 Monate) und Akram (11 Monate) gleichzeitig in ihrem Haus in der Sammelunterkunft im Südlibanon im Mai 2022.
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Dana füttert ihre Zwillinge Nagham und Akram gleichzeitig in ihrem Haus in der Sammelunterkunft.

Dana kann dank Stillberatung ihre Zwillinge gesund ernähren 

Das Stillen ist in verschiedenen Positionen möglich. Mütter sollten ausprobieren, welche Positionen für sie und ihr Baby am bequemsten sind. Aber es gibt einige Dinge zu beachten, die ein gutes Anlegen ermöglichen – etwa indem sie sicherstellen, dass die Ohren, die Schultern und die Hüften so ausgerichtet sind, dass das Baby und die Mutter Bauch an Bauch liegen und das Baby nahe bei der Mutter ist. Dana hat eine Technik und Position erlernt, die es ihr ermöglicht, zwei Kinder gleichzeitig zu stillen. Sie hatte mehrere falsche Vorstellungen über das Stillen und die Muttermilch, z. B. in Bezug auf die Auswirkungen des Kolostrums – also die erste Milch – auf die Gesundheit des Babys. Sie wusste damals nicht, wie wichtig diese erste Muttermilch für die spätere Gesundheit ihrer Kinder ist.  

Freie Entscheidung für alle Eltern

Mit einer frühen und regelmäßigen Stillberatung kann eine große Mehrheit der Frauen ihre Babys stillen. Es gibt jedoch Frauen, die aus medizinischen oder persönlichen Gründen nicht stillen können oder wollen. Diese Familien können ihr Kind mit Säuglingsanfangsnahrung versorgen. In jedem Fall ist eine unabhängige und persönliche Beratung wichtig, damit Eltern frei entscheiden können, wie sie ihre Kinder ernähren möchten.

„Die Besuche waren wichtig, um die vielen Klischees zu durchbrechen, die meine Nachbarinnen und ich über das Stillen und die Milch hatten. Früher glaubte ich, dass das Kolostrum die Gesundheit meines Babys beeinträchtigen und Gelbsucht verursachen könnte, aber jetzt bin ich mir seiner Bedeutung und seiner Vorteile bewusst“, sagt sie.

Dana gibt ihrem Sohn Akram (11 Monate) eine Aprikose.
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Seit die Kinder sechs Monate alt sind, bekommen sie auch Beikost, werden aber weiter von Dana gestillt.

Als die Zwillinge sechs Monate alt waren, fing Dana langsam an, ihnen Beikost zu geben. Sie stillt sie aber trotzdem weiter.  

Danas Erfolgsgeschichte mit ihren Zwillingen ist nun innerhalb der Unterkunft eine Quelle der Inspiration für andere Frauen. Dana hat volles Vertrauen in das Wissen und die Techniken, die sie erlernt hat, und sie glaubt, dass die Muttermilch unverzichtbar ist. Dieses Wissen gibt sie nun gerne weiter.   

Akram und Nagham spielen vor ihrem Haus in der Sammelunterkunft im Südlibanon.
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Akram und Nagham spielen vor ihrem Haus in der Sammelunterkunft. Sie wachsen zu zwei aufgeweckten Kindern heran.

„Wenn mir jetzt einige meiner Verwandten und Freunde erzählen, dass sie nicht genug Milch zum Stillen haben, erzähle ich ihnen, was ich in den Beratungsgesprächen gelernt habe, und rate ihnen, sich an das Team von Aktion gegen den Hunger zu wenden.“  

Jetzt hilft Dana anderen Müttern 

Dana erzählt stolz einige Beispiele auf, wie sie anderen Frauen schon helfen konnte und strahlt: „Ich bin stolz auf mich. Es ist mir gelungen, meine Schwester zu überzeugen, ihr Neugeborenes zu stillen. Als meine Schwester entbunden hat, habe ich sie besucht und festgestellt, dass sie nicht stillt. Ich hörte mir ihre Sorgen an, und sie erinnerte mich wirklich an mich selbst, da ich früher fast die gleichen Gedanken hatte. Daher fühlte ich mich verpflichtet, ihr das Wissen, das ich in der Stillberatung erworben hatte, weiterzugeben. Und ich habe mich gefreut, dass sie ihr Baby danach gestillt hat.“ 

27. MÄRZ 2023
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