Stillen ist gesund – für Baby und Mutter. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Muttermilch die Gesundheit eines Kindes sogar langfristig stärkt, die Bindung zwischen Mutter und Kind festigt und auch die Mutter vor bestimmten Krankheiten wie Diabetes oder Herzproblemen schützen kann.
Obwohl weltweit mittlerweile mehr Mütter ausschließlich stillen – im Jahr 2019 bekamen 44 Prozent aller Babys unter sechs Monaten nur Muttermilch – ist das Ziel aus dem aktuellen Bericht „State of Food Security and Nutrition in the World“ der Vereinten Nationen (UN) noch lange nicht erreicht: Bis 2030 soll die Hälfte aller Babys unter sechs Monaten ausschließlich gestillt werden.
Das hat einen guten Grund: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass in vielen Regionen das Sterblichkeitsrisiko für nicht gestillte Kinder 14-mal höher ist als für jene, die gestillt werden. Wird ein Baby von seiner Mutter gestillt, sinkt das Risiko, dass es in den ersten fünf Lebensjahren stirbt, um 12 bis 20 Prozent – mehr als bei jeder anderen Präventionsmaßnahme. Dennoch gibt es je nach Kontext ganz unterschiedliche Schwierigkeiten beim Stillen. Die wollen wir hier genauer beleuchten:
Sichere Stillräume für Mütter weltweit
Es gibt Orte auf dieser Welt, an denen es für Frauen enorm schwierig ist, Ruhe und Privatsphäre oder auch Zeit zu finden – auch fürs Stillen. Sei es, weil sie lange arbeiten, weite Strecken zurücklegen müssen, an einem Konfliktort leben oder aufgrund kultureller Probleme kein Platz vorgesehen ist. An solchen Orten baut Aktion gegen den Hunger sichere Räume, in denen Mütter ihre Kinder jederzeit stillen können. Hier gibt es auch Expert*innen, die gesundheitliche und psychologische Unterstützung bieten und über die Vorteile des Stillens aufklären.
Einen solchen Stillraum gibt es auch im Klinikum Kapenguria in Kenia. Hier arbeitet die Ernährungsberaterin Miriam, die die stillenden Mitarbeiterinnen berät.
Still-Schulungen in Kolumbien
Stillschulungen räumen mit Vorurteilen auf – denn davon gibt es genug: So glauben Menschen etwa, dass das Stillen nur mit einer Brust möglich oder dass künstliche Babymilch gesünder für das Kind sei. In Stillschulungen lernen Mütter, wie wichtig das Stillen für sie und ihre Babys ist und welche Vorteile Muttermilch gegenüber gekauften Produkten hat, die dazu noch anfällig für Fehler bei der Zubereitung sind. Muttermilch ist steril und steckt voller wichtiger Nährstoffe. Darauf haben wir auch in unserer Kampagne "Nestlé: Stopp deine Werbung für künstliche Babymilch!" hingewiesen.
Auf dem Foto erklären ein Arzt und eine Ernährungsberaterin von Aktion gegen den Hunger in La Guajira einer Frau der kolumbianischen Volksgruppe der Wayúu, wie wichtig eine nährstoffreiche Ernährung für ihre Tochter ist. Die Kleine leidet an Anämie und Grippe. Neben der Stillberatung erhält die Mutter auch Medikamente für ihr Kind.
Die psychische Gesundheit von Müttern in Äthiopien
Viele Mütter haben Schwierigkeiten beim Stillen, die sich noch verschärfen, wenn sie unter posttraumatischem Stress leiden. Gerade in krisengebeutelten Ländern wie Äthiopien beeinträchtigen Konflikte oder Katastrophen die psychische Gesundheit der Menschen und damit auch der Mütter. Dies wirkt sich auch auf die Pflege des Kindes und das Stillen aus und das Risiko für Mangelernährung und andere gesundheitliche Probleme bei den Kleinsten steigt.
Nyalat Kuni hält ihr Baby im Arm, während sie in einer Einzeltherapiesitzung mit Mitarbeiter*innen von Aktion gegen den Hunger spricht. In Äthiopien führen wir ein Programm für psychische Gesundheit und Kinderpflege durch. Das Ziel: Die psychische Gesundheit der Eltern stärken und Mangelernährung der Kinder vorbeugen. Die Mitarbeitenden zeigen positive Beispiele wie Spielen und Stillen, die Babys und Kindern guttun. Gerade in Krisensituationen ist es elementar, dass Kinder liebevoll umsorgt werden.
Peru: Muttermilch für die ersten Monate
Die Weltgesundheitsorganisation empfhiehlt das ausschließliche Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten, bestärkt Mütter aber auch darin, noch darüber hinaus weiterzustillen. Begleitend zu ihren ersten Essversuchen sollen Babys weiter die gesunde Muttermilch bekommen – laut WHO-Empfehlung bis mindestens zum zweiten Geburtstag.
In Peru helfen eine Gesundheitsförderin und eine Krankenschwester aus Lucanamarca im Süden des Landes der 36-jährigen Idonia Panionia dabei, das jüngste ihrer drei Kinder zu stillen. Die acht Monate alte Keni Veronica leidet an Anämie, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung. Kurz darauf wird sie für einen weiteren Hämoglobintest ins Gesundheitszentrum gebracht, um zu sehen, ob sich ihr Ernährungszustand seit ihrem letzten Besuch verbessert hat.
Gesundheitsförderer als Akteure des Wandels
Freiwillige Gesundheitsberater*innen, die von Aktion gegen den Hunger ausgebildet werden, unterrichten Mütter wie die 20-jährige Agnes Lomukereng über die Bedeutung des Stillens und tauschen sich mit ihr über eine abwechslungsreiche Ernährung aus. Sie geben ihr Ratschläge mit, wie sie ihren derzeit neun Monate alten Sohn Filex zukünftig weiter stillen kann.
Filex ist ihr zweites Kind und Agnes bemerkte dank der Besuche von Irene, einer der von Aktion gegen den Hunger in Kenia ausgebildeten Gesundheitsförderinnen, eine deutliche Verbesserung des Gesundheitszustands und der Widerstandsfähigkeit ihres Sohnes. Er ist heute viel seltener krank als ihr erstgeborenes Kind.
Bis vor kurzem hörten die Frauen in diesem Dorf im Westen Kenias nach drei Monaten mit dem Stillen auf und begannen, ihren Babys Kuh- oder Ziegenmilch zu geben. Mittlerweile stillen sie ihre Kinder mindestens sechs Monate – und die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sind bei allen Kindern spürbar.