Zwei MItarbeitende von Aktion gegen den Hunger tragen Desinfektionsmittel durch ein Dorf im Libanon, um Cholera-Bakterien zu beseitigen.

Was ist eigentlich Cholera?

Cholera – eine Krankheit, die eigentlich sehr gut behandelbar ist, führt weltweit trotzdem immer wieder zu Epidemien mit Todesfällen. Besonders Kleinkinder und ältere Menschen sind gefährdet. Aber was macht die Durchfallerkrankung so gefährlich – und warum ist es in manchen Gegenden schwer, Ausbrüche zu verhindern und einzudämmen? 

Was ist eigentlich Cholera?

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Was ist Cholera?

Cholera ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium „Vibrio cholerae“ ausgelöst wird. Das Bakterium bildet ein Gift im Darm und kann akuten Durchfall auslösen, oft gepaart mit Erbrechen, was zu lebensgefährlichem Flüssigkeitsverlust bis hin zum Herz-Kreislauf-Stillstand führen kann. Cholera wird durch verunreinigtes Trinkwasser, verseuchte Nahrung und in seltenen Fällen durch direkten Kontakt zu Erkrankten übertragen.  

Das Bakterium kann sich schnell verbreiten und auch Menschen ohne Symptome, etwa Erwachsene, können ansteckend sein – bis zu vier Wochen lang. Die Inkubationszeit beträgt zwischen wenigen Stunden bis zu fünf Tagen, meist dauert es zwei bis drei Tage, bis Symptome auftreten.

Wie äußert sich Cholera und wie gefährlich ist die Krankheit?

Typische Symptome für die Infektionskrankheit sind wässriger, oft geruch- und schleimloser Durchfall, der aussieht wie Reiswasser, sowie Erbrechen. Oft zeigen sich schon Anzeichen von Dehydrierung wie trockene Augen, trockene Zunge oder schlaffe Bauchfalten. Bei massivem Flüssigkeitsverlust kann der Verlauf der Krankheit innerhalb weniger Stunden zum Tod führen, wenn nicht direkt behandelt wird. Darum ist das Risiko für mangelernährte Menschen oder solche mit einem schwachen Immunsystem, an Cholera zu sterben, besonders hoch. Eine schwere, unbehandelte Choleraerkrankung ist in 50 bis 60 Prozent der Fälle tödlich. Werden rechtzeitig Flüssigkeit und Elektrolyte verabreicht, sinkt die Sterblichkeit jedoch auf unter ein Prozent. 

Vor allem sind Babys und Kleinkinder sowie ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährdet, schwer an Cholera zu erkranken. Gerade Babys verlieren bei Durchfall und Erbrechen extrem schnell zu viel Flüssigkeit und müssen schnellstmöglich behandelt werden. Erwachsenen, gesunden Menschen macht das Bakterium dagegen oft nichts oder nur wenig aus.  

70 bis 85 Prozent der Fälle laufen symptomfrei ab oder lösen nur leichten Durchfall aus. Schwere Erkrankungen aber können dazu führen, dass Erkrankte zehn bis 20 Liter Flüssigkeit pro Tag verlieren.  

Wo entsteht Cholera?

Vibrio-Bakterien, auch Vibrionen genannt, gehören zu den am häufigsten vorkommenden Organismen in Oberflächenwasser – also etwa in Seen, aber auch im Meer. Es gibt rund 200 verschiedene Sorten, aber nur zwölf davon sind schädlich für den Menschen – und nur Vibrio Cholerae löst die Krankheit Cholera aus. Vibrio-Bakterien können fünf bis zehn Tage im Freien überleben. 

Auch in Deutschland gibt es Vibrionen: Wer sich oft an Nord- und Ostsee oder Badeseen aufhält, hat möglicherweise bereits davon gehört. Dabei handelt es sich nicht um Vibrio cholerae, sondern um Vibrio vulnificus, oft auch „Nicht-Cholera-Vibrionen“ genannt. Sie kommen natürlicherweise in Süß- und Salzgewässern vor, vermehren sich jedoch bei höherer Wassertemperatur. Diese Bakterien können bei Kontakt mit offenen Wunden Wundinfektionen auslösen. Gefährlich sind sie vor allem für geschwächte Menschen – Kranke, Ältere oder immungeschwächte Personen. Gesunde Menschen erkranken sehr selten und eher leicht. Es gibt jährlich Infektionen im niedrigeren zweistelligen Bereich, die sich meist aber gut behandeln lassen.

Cholera verbreitet sich wiederum vor allem dort, wo Menschen unter schwierigen Lebensumständen leiden. Dort, wo viele Menschen auf engstem Raum, unter unzumutbaren hygienischen Verhältnissen zusammenleben, gibt es oft nur mangelhafte sanitäre Anlagen. Ein Missstand, der lebensbedrohlich werden kann. Niedrige Hygienestandards, unzureichender Zugang zu sauberem Trinkwasser, schlechte Abwasserentsorgung und Krisengebiete mit fehlender Infrastruktur begünstigen die Verbreitung des Krankheitserregers. In Regionen, wo die Wasserversorgung schlecht ist, fließt choleraverseuchtes Abwasser mitunter direkt dorthin, wo Menschen ihr Wasser zum Kochen, für die Körperpflege und zum Trinken schöpfen. 

Im Grundwasser finden sich Cholera-Bakterien nicht, daher ist die Krankheit bei einer guten Versorgung mit Grundwasser eigentlich kein Problem – solange Brunnen intakt gehalten werden und ein funktionierendes Abwassersystem besteht. 

Jemand hält eine pH-Messtabelle vor die Kamera, im unscharfen Hintergrund säubert ein Mitarbeiter einen Wassertank.
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Tests zur Wasseranalyse helfen dabei, nur sicheres Trinkwasser frei von Cholera-Bakterien an die Bevölkerung zu verteilen.

Wie verbreitet sich die Krankheit?

Meist beginnt ein Ausbruch mit einer erkrankten Person und verbreitet sich dann rasant. Denn nicht jede*r, die oder der mit dem Bakterium in Kontakt kommt, erkrankt auch. Asymptomatisch Infizierte können andere fast genauso schnell anstecken wie Erkrankte mit Symptomen. Die Bakterien stecken dabei vor allem in Kot und Erbrochenem. Und auch an Cholera Verstorbene sind noch hochinfektiös.  

Übertragen wird die Krankheit aber meist über kontaminiertes Essen und Wasser, etwa wenn es mit schmutzigen Händen angefasst wird oder Lebensmittel mit schmutzigem Wasser in Berührung kommen.  

Tiere können sich übrigens nicht anstecken und die Krankheit auch nicht weitergeben. Cholera befällt ausschließlich Menschen. 

Warum verschlechtert Mangelernährung die Genesungsschancen bei Cholera? 

Menschen, die unter Mangelernährung leiden, haben ein weit größeres Risiko, dass die Krankheit bei ihnen schwer verläuft. Das liegt daran, dass die unzureichende Nährstoffaufnahme den Magen-Darm-Trakt verändert. Die “guten” Darmbakterien werden in ihrer Funktion gestört und die Darmwände können Nährstoffe nicht mehr so gut aufnehmen. Insgesamt wirkt sich Mangelernährung auf das Immunsystem aus und schwächt es. Menschen mit Mangelernährung sind daher anfälliger für Infekte – und durch ihren geschwächten Magen-Darm-Trakt besonders für Krankheiten wie Cholera. Cholera wiederum kann das Immunsystem ebenfalls nachhaltig schädigen und der starke Wasserverlust verringert den Appetit. Ein Teufelskreis entsteht. 

Wie wird Cholera behandelt?

Erkrankte müssen schnellstmöglich mit einer Salz-Zucker-Lösung versorgt werden, die intravenös oder oral verabreicht wird. Mit Hilfe dieser kann Cholera mittlerweile gut behandelt werden. Bei besonders schlimmen Fällen gibt man Antibiotika. Zudem bieten einige Impfstoffe für einen begrenzten Zeitraum Schutz vor einer Infektion. Doch nicht überall haben die Menschen Zugang zu diesen lebensrettenden Medikamenten.

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Wie lässt sich ein Cholera-Ausbruch eindämmen?

Sauberes Wasser, ein funktionierendes Abwassersystem und strenge, routinierte Hygienemaßnahmen, etwa richtiges Händewaschen und strenge Hygiene beim Stillen und beim Füttern von Babys und Kleinkindern können dabei helfen, Seuchen wie der Cholera vorzubeugen und eine Verbreitung einzudämmen.

Wer an Cholera erkrankt war und wieder gesund geworden ist, entwickelt eine sechs Monate bis zwei Jahre anhaltende Immunität.  

Wann spricht man von einer Cholera-Epidemie? 

Allgemein spricht man von einer Epidemie, wenn Krankheiten – wie etwa Cholera – gehäuft sowie örtlich und zeitlich begrenzt auftreten. Erstreckt sich eine Epidemie über Ländergrenzen hinweg, spricht man von einer Pandemie. Die letzte Pandemie war die Covid-19-Pandemie.

Ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger aus Haiti desinfiziert einen Wohnraum nach einem Cholera-Ausbruch.
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Desinfektion von Wohnräumen, in denen sich Erkrankte aufhalten oder aufgehalten haben, sowie von Bädern, Latrinen und Wasserstellen, hilft zu verhindern, dass sich das Bakterium weiter ausbreitet. So können unsere Teams die Bevölkerung vor der Krankheit schützen.

Wo gibt es Cholera-Ausbrüche? 

Cholera-Epidemien gibt es gerade in Krisengebieten leider immer wieder, und obwohl die Krankheit eigentlich gut behandelbar wäre, werden noch heute Todesfälle verzeichnet. 

Im Jahr 2022 gab es mehrere Ausbrüche in Ländern in Afrika und Asien. Mit am schlimmsten traf es in diesem Jahr Bangladesch, Afghanistan und Syrien. 

Wie hilft Aktion gegen den Hunger bei Cholera-Ausbrüchen? 

Unsere Nothilfeteams werden auch in der Soforthilfe bei Cholera-Ausbrüchen geschult. In unseren Gesundheitseinrichtungen können erkrankte Menschen behandelt werden, insbesondere Kinder schützen wir vor schweren Verläufen, indem wir sie gegen Mangelernährung behandeln. Zudem unterstützen wir bei der Desinfektion von Sanitäranlagen und bauen Latrinen sowie helfen beim Bau von Abwassersystemen, um Ausbrüche zu verhindern. Unsere Mitarbeiter*innen schulen die Bevölkerung in Hygienemaßnahmen.

22. AUGUST 2024
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