Aktion gegen den Hunger begrüßt die Ankündigung der Waffenruhe im Gazastreifen und in Israel. Das israelische Militär hat am 9. Mai 2023 die Operation „Schild und Pfeil“ in Gaza gestartet. Die anschließende fünftägige Eskalation des Konflikts im Gazastreifen und in Israel führte zum Tod von 33 Palästinenser*innen, darunter sechs Kinder, und 190 Verletzten, darunter 64 Kinder und 38 Frauen (Quelle: Palästinensisches Gesundheitsministerium). Eine israelische Frau wurde in Israel getötet, 37 Personen wurden wegen Verletzungen und Schock behandelt. (Quelle: OCHA).
Eskalation in Gaza und Israel beeinflusste humanitäre Maßnahmen
Aktion gegen den Hunger musste während der fünftägigen Eskalation alle humanitären Maßnahmen aussetzen. Dadurch verzögerten sich unsere Fortschritte bei der Bereitstellung lebenswichtiger Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste (WASH) sowie von Beschäftigungsmöglichkeiten für über 65.000 Menschen im Gazastreifen. Diese Hilfe ist von entscheidender Bedeutung, da 45 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen arbeitslos sind (39 Prozent Arbeitslosigkeit bei Männern, 65 Prozent bei Frauen) und 0,65 Millionen Menschen keinen Zugang zu Wasser von ausreichender Qualität haben (Quelle: PCBS und OCHA 2023 HNO). Darüber hinaus berichtete das palästinensische Wirtschaftsministerium, dass die wirtschaftlichen Verluste im Gazastreifen aufgrund des eingeschränkten Zugangs zu Arbeitsplätzen und Existenzgrundlagen insgesamt 10 Millionen USD pro Eskalationstag erreichen.
„Jede Eskalation bringt enorme Rückschläge für die Menschen in Gaza mit sich. Durch unsere Arbeit sehen wir das große Potenzial für wirtschaftliches Wachstum von Frauen, florierendes Akademikertum und einen WASH-Sektor, der internationalen Standards entspricht. All dies wird durch die Gewalt und die Blockade gebremst oder sogar ins Gegenteil gekehrt“, sagt Svetlana Kapustian, Landesdirektorin von Aktion gegen den Hunger in den besetzten palästinensischen Gebieten.
Der WASH-Sektor im Gazastreifen ist aufgrund der fast 16 Jahre andauernden Blockade bereits äußerst anfällig. Mit jeder Eskalation wird der Sektor weiter an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Vor der Ankündigung des Waffenstillstands war der Treibstoff im Gaza-Kraftwerk gefährlich knapp, so dass eine der drei in Betrieb befindlichen Turbinen am zweiten Tag der Eskalation abgeschaltet werden musste. Dies beeinträchtige den Betrieb von mehr als 600 Wasser- und Sanitärdiensten im Gazastreifen (Quelle: WASH-Cluster). Die Beschaffung von Treibstoff und Material für den WASH-Sektor muss nun Vorrang haben, um die Aufrechterhaltung der WASH-Dienste zu gewährleisten. Aktion gegen den Hunger fordert die Geber außerdem auf, die Mittel für den WASH-Sektor aufzustocken, die viel zu niedrig sind. Bis einschließlich Mai 2023 sind nur 17 Prozent der für die Deckung des WASH-Bedarfs in den besetzten palästinensischen Gebieten erforderlichen Mittel aufgebracht worden. (Quelle: WASH-Cluster).
„Damit wir die Menschen nachhaltig unterstützen können, brauchen wir mehr finanzielle Mittel für den „Building Back Better“-Ansatz im Gazastreifen sowie Investitionen in den Betrieb und die Instandhaltung der WASH-Infrastruktur und den Kapazitätsaufbau der Wasserdienstleister. Bislang beeinträchtigt die begrenzte Bereitschaftskapazität die Widerstandsfähigkeit des WASH-Sektors, insbesondere im Falle einer Eskalation der Gewalt“, sagt Chiara Saccardi, Leiterin der Region in der Zentrale in Madrid.