Coronavirus in Indien: Gesundheitssystem vor dem Kollaps
Nothilfe dringend benötigt
Warteschlangen vor Krankenhäusern, Masseneinäscherungen von Verstorbenen in improvisierten Krematorien: Die zweite Welle der COVID-19-Pandemie erschüttert Indien. Hunderttausende Menschen stecken sich täglich mit dem Virus an. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps.
„Über 200 Kolleginnen und Kollegen aus unserem Team in Indien unterstützen die lokalen Gesundheitsbehörden bei der Eindämmung der Pandemie. Sie erleben aus erster Hand, wie dramatisch die Lage vor Ort ist. Unterstützung wird überall dringend gebraucht!”, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. Die humanitäre Organisation ist in 554 Dörfern und in 6 städtischen Slums in Indien tätig.
Aktion gegen den Hunger unterstützt die lokalen Behörden und Krankenhäuser beispielsweise mit Sauerstoffmessgeräten, über 8.000 Kits mit Schutzausrüstung zur Eindämmung von Infektionen sowie knapp 250.000 Hygienehilfsmittel, wie Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel. Angesichts der verzweifelten Lage benötigen viele Menschen zudem psychosoziale Unterstützung.
„Wenn keine Besuche vor Ort möglich sind, können sich Betroffene an einen von uns eingerichteten Telefondienst wenden. Seit Beginn der Pandemie hat unser Team daher rund 48.000 Telefongespräche geführt und den Menschen emotionalen Beistand geleistet. In diesen Gesprächen erklären wir auch, welche spezifischen Symptome die neue Corona-Mutation auslösen kann“, so Friedrich-Rust.
Medizinische Krise verschärft Armut und Hunger
In Indien lebten schon vor COVID-19 zwei Drittel aller Menschen in Armut: Mit fast 195 Millionen Menschen vereint das Land ein Viertel aller mangelernährten Menschen weltweit. Die Folgen der Pandemie vergrößern die Not vor allem für die Menschen, die bereits vorher von Armut und Hunger betroffen waren.
„Die Weltgemeinschaft muss dafür sorgen, dass die medizinische Krise in Indien nicht zusätzlich zur Hungerkrise wird. Es sind bereits 4 von 10 Kindern chronisch mangelernährt. Eine weitere Verschlechterung der Ernährungslage könnte zur Bedrohung für eine ganze Generation werden“, erklärt Friedrich-Rust. Besonders die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes sind ein wichtiger Grundstein für die weitere gesunde Entwicklung. Aktion gegen den Hunger legt in seinen Ernährungsprogrammen daher einen Fokus auf die Bekämpfung und die Prävention von Mangelernährung bei Müttern und Kleinkindern und schult Eltern darin, Mangelernährung bei Kindern zu erkennen. Bisher wurden bereits über 41.000 schwangere und stillende Frauen sowie 6.300 mangelernährte Kinder in Indien mit den Programmen erreicht.
Hinweis an die Redaktionen: Unsere Leiterin von Aktion gegen den Hunger in Indien steht für Interviews zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns gerne.
Aktion gegen den Hunger in Indien: Aktion gegen den Hunger ist seit dem Jahr 2010 in Indien aktiv und arbeitet derzeit in den Bundesstaaten Maharashtra, Madhya Pradesh, Rajasthan und Gujarat. Dabei werden Programme in 554 Dörfern und 6 städtische Slums durchgeführt.