Humanitäre Katastrophe im Sudan: Jeder zweite Mensch von Hunger bedroht

Humanitäre Katastrophe im Sudan: Jeder zweite Mensch von Hunger bedroht

Pressemitteilung vom: 27.06.2024

Die humanitäre Organisation Aktion gegen den Hunger ist alarmiert über die eskalierende humanitäre Krise im Sudan. Laut dem heute erscheinenden IPC-Bericht steht der Sudan vor der schwersten Ernährungskrise, die jemals im Land verzeichnet wurde. Mehr als 25,6 Millionen Menschen sind von Hunger bedroht.  Seit 14 Monaten hält der Konflikt an und hat zu Zerstörungen der Infrastruktur  und zu Engpässen bei der Lebensmittelversorgung geführt. Zugleich spielt sich im Sudan die größte Geflüchtetenkrise weltweit ab.

„Wir sind zutiefst schockiert über die katastrophale Lage, in der sich Millionen Menschen im Sudan befinden", sagt Samy Guessabi, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger im Sudan. „Die Eskalation des Konflikts und die organisierte Gewalt haben zu einer beispiellosen Verschlechterung der Ernährungssicherheit geführt. Besonders kritisch ist die Lage für Menschen, die in Konfliktgebieten gefangen sind und keinen Schutz haben", fügt Guessabi hinzu.

Mehr als 25,6 Millionen Menschen, die Hälfte der Bevölkerung des Landes, droht zwischen Juni und September 2024, der Jahreszeit zwischen den Ernten, eine Ernährungskrise oder schlimmeren Bedingungen (IPC-Phase 3 oder höher). Laut aktuellem IPC-Bericht* sind 755 000 Menschen in zehn Bundesstaaten, darunter die fünf Bundesstaaten Groß-Darfur, Süd- und Nord-Kordofan, Blue Nile, Al Jazirah und Khartum, von einer Katastrophe (IPC-Phase 5) oder Hungersnot betroffen. Darüber hinaus befinden sich 8,5 Millionen Menschen in Notsituationen (IPC-Phase 4), und in 14 Gebieten besteht bei einer Eskalation des Konflikts die reale Gefahr einer Hungersnot.

Der seit 14 Monaten anhaltende Konflikt hat die Ernährungsunsicherheit durch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit und des Zugangs zu Märkten und grundlegenden Dienstleistungen sowie durch die Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen verschärft. Dies hat zur weltweit schlimmsten internen Vertreibungskrise geführt, mit mehr als 10 Millionen Vertriebenen und über 2 Millionen Menschen, die in die Nachbarländer geflohen sind. Hinzu kommen Inflation und stark steigende Lebensmittelpreise, die bei einigen Rohstoffen um bis zu 296 Prozent gestiegen sind.

Aktion gegen den Hunger appelliert an die internationale Gemeinschaft, ihre Unterstützung mit dem Sudan zu verstärken. "Das Ausmaß dieser Krise erfordert eine koordinierte und nachhaltige Reaktion, um eine noch größere humanitäre Katastrophe zu verhindern", so Samy Guessabi.

Unsere Arbeit im Sudan

Aktion gegen den Hunger ist seit 2018 im Sudan tätig und hat die humanitäre Hilfe seit dem Ausbruch des Konflikts verstärkt. In den Regionen Weißer Nil, Blauer Nil, Süd-Kordofan und Zentral-Darfur hat die Organisation im vergangenen Jahr fast 500 000 Menschen unterstützt. Trotz der schwierigen Sicherheitslage stellt Aktion gegen den Hunger weiterhin Nahrungsmittelhilfe, Ernährung, Wasser-, Sanitär- und Hygienedienstleistungen sowie Schutz bereit. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Schutz von Frauen und Mädchen, da diese beim Versuch, Zugang zu Ressourcen und humanitärer Hilfe zu erhalten, einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer und sexueller Gewalt ausgesetzt sind.

*Der IPC-Bericht wird von einem Gremium unabhängiger internationaler Experten - darunter Regierungen, UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen wie Aktion gegen den Hunger - erstellt. Zur Bewertung der Ernährungsunsicherheit das Gremium eine fünfstufige Skala, die als Integrierte Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen (IPC) bekannt ist.  

Hinweis an die Redaktionen  

Ansprechpartner und Fotos verfügbar. Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche.  

12. AUGUST 2024
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