85 Prozent der Menschen, die an Hunger leiden, leben in Kriegsgebieten
Eine neue Studie von Aktion gegen den Hunger zeigt, wie Kriege, bewaffnete Konflikte und Gewalt den Hunger auf der Welt schüren. Die humanitäre und entwicklungspolitische Organisation appelliert an die internationale Weltgemeinschaft, dringend Maßnahmen umzusetzen, um den konfliktbedingten Hunger zu verhindern.
Neue Studie von Aktion gegen den Hunger: Krieg und Gewalt schüren Hunger
Mehr als 85 Prozent der 258 Millionen Menschen, die an akutem Hunger leiden, leben in Ländern, die von Kriegen und Konflikten und Gewalt betroffen sind, berichtet eine neue Studie von Aktion gegen den Hunger, die heute veröffentlicht wurde.
In dem Bericht „Im Krieg gewinnt immer der Hunger“ analysiert die in mehr als 50 Ländern weltweit tätige humanitäre Organisation Daten aus einer Vielzahl von Konflikten auf der ganzen Welt, um die spezifischen und komplexen Zusammenhänge zwischen Konflikten und Hunger aufzuzeigen.
„Der dramatische Anstieg des weltweiten Hungers steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der wachsenden Anzahl und der Intensität bewaffneter Konflikte und der eklatanten Missachtung des humanitären Völkerrechts durch Kriegsparteien. Darunter leidet vor allem die Zivilbevölkerung“, sagt Jan Sebastian Friedrich Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Trotz Resolution 2417: Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht bleiben oft ungestraft
Vor fünf Jahren verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig die Resolution 2417, die erstmals den tödlichen Zusammenhang zwischen Konflikten und Hunger anerkennt, und den Einsatz von Hunger als Waffe als Kriegsverbrechen verurteilt. Trotz dieser bahnbrechenden Resolution gab es bisher keine strafrechtliche Verfolgung von Hungerverbrechen, vielmehr hat der Hunger als Folge von Kriegen und Konflikten zugenommen.
Das humanitäre Völkerrecht verbietet Blockaden, Zwangsvertreibungen, die Nutzung von Landminen und Angriffe auf Ackerland, Nahrungsmittel, Wasser und humanitäre Helfer*innen. Dennoch berichten humanitäre Organisationen wie Aktion gegen den Hunger, dass diese Handlungen die Ernährungssicherheit unzähliger Menschen massiv gefährden – und ungestraft bleiben.
Die Studie von Aktion gegen den Hunger enthält Berichte aus erster Hand über die Auswirkungen von Konflikten auf die Ernährungssicherheit in der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und Syrien. Ein syrischer Teilnehmer berichtet: "Wir leiden unter den Konfliktparteien in diesem Land. Sie alle haben keinen Respekt vor der Bevölkerung. Wir haben in diesem Jahr Weizen und Gerste auf unseren Feldern angebaut, die Erntezeit ist bald. Aber wir können unsere Felder nicht mehr aus den Brunnen bewässern, da unsere technische Ausrüstung gestohlen wurde."
Der Bericht zeigt detailliert auf, wie Gewalttaten zu Hunger führen, und gibt Handlungsempfehlungen, wie Konfliktparteien und UN-Mitgliedsstaaten den konfliktbedingten Hunger reduzieren und in die Friedenskonsolidierung investieren können, um Ernährungsunsicherheit zu verhindern.
"Die internationale Weltgemeinschaft ist Verpflichtungen eingegangen und hat Rahmenbedingungen geschaffen, um Zivilbevölkerung zu schützen und zu verhindern, dass Hunger als Kriegswaffe eingesetzt wird. Es ist jetzt an der Zeit, diese Versprechen in konkrete Maßnahmen umzusetzen", sagte Friedrich-Rust. "Wir fordern die UN-Mitgliedsstaaten auf, ihren Einfluss und ihre Ressourcen zu nutzen, um Kriegsparteien für ihre Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht zur Rechenschaft zu ziehen, und dafür zu sorgen, dass der Zugang zu lebensrettender humanitärer Hilfe gewährleistet ist. Die internationale Gemeinschaft muss sich für Frieden und Ernährungssicherheit weltweit einsetzen.“
Begleitend zum Bericht führt Aktion gegen den Hunger die Kampagne „Im Krieg ist Hunger die tödlichste Waffe“ durch und fordert von den Staats- und Regierungschefs weltweit, hier in Deutschland von Bundeskanzler Olaf Scholz, endlich ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Hinweis an die Redaktion: Der Bericht „Im Krieg gewinnt immer der Hunger – Wie Konflikte und Gewalt zu Hunger führen“ kann hier heruntergeladen werden: