Gegen das Vergessen: Kampagne rückt vergessene Krisen im Libanon, Südsudan und Bangladesch zurück #InDenFokus – Fachkonferenz am 18. April in Berlin
Aktion gegen den Hunger macht sich gemeinsam mit rund 30 anderen deutschen Hilfsorganisationen dafür stark, bundesweit ein Bewusstsein für jene Krisen zu schaffen, die in Vergessenheit geraten sind. Im Fokus stehen dabei insbesondere Libanon, Südsudan und Bangladesch. Die Schirmherrschaft trägt Luise Amtsberg, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe. Zum Auftakt findet eine Fachkonferenz am 18. April im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Ab dem 6. Mai ist die breite Öffentlichkeit bundesweit zur Teilnahme an der Aktionswoche eingeladen.
„Viele Krisen in der Welt spielen sich weitgehend unbeobachtet und jenseits medialer Berichterstattung und öffentlicher Aufmerksamkeit ab. Ohne diese Aufmerksamkeit fehlt es am Verständnis für die Hintergründe und Zusammenhänge vieler Krisen. Das braucht es aber, um Lösungen zu entwickeln. Und auch die Spendenbereitschaft der internationalen Gemeinschaft wächst häufig erst mit dem öffentlichen Interesse und Verständnis“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Drei Länder stehen stellvertretend für vergessene Krisen weltweit im Fokus der Kampagne: Bangladesch, Libanon und Südsudan. In allen drei Ländern ist Aktion gegen den Hunger mit eigenen Hilfsprogrammen aktiv und arbeitet mit lokalen Teams vor Ort täglich daran, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern. „Mit der Kampagne #InDenFokus zu den sogenannten vergessenen Krisen wollen wir gemeinsam mit 30 Hilfsorganisationen und dem Auswärtigen Amt die Aufmerksamkeit auf diese Regionen lenken“, sagt Friedrich-Rust.
Fokus: Bangladesch, Libanon und Südsudan
Der Südsudan gehört global zu den ärmsten Ländern – obwohl der Staat über große Ölreserven verfügt und einige der ertragreichsten landwirtschaftlichen Gebiete Afrikas hat. Immer wieder wird das Land von Naturkatastrophen geplagt, die ganze Ernten vernichten. Insgesamt sind Schätzungen zufolge 7,2 Millionen der Bevölkerung im Südsudan von akutem Hunger bedroht. Allein 1,4 Millionen davon sind Kinder, die unter akuter Mangelernährung leiden und dringend behandelt werden müssen.
Obwohl die Wirtschaft wächst, leben in Bangladesch fast zwei Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Wiederkehrende Überschwemmungen als Folge der jährlichen Monsunzeit und des Klimawandels bedrohen die landwirtschaftlichen Erträge und damit die Nahrungsmittelvorräte des Landes. Rund 45 Millionen leiden unter akuter Mangelernährung. Über 54 Prozent der Vorschulkinder sind körperlich unterentwickelt, 56 Prozent untergewichtig und über 17 Prozent leiden unter Auszehrung.
Der Libanon befindet sich momentan in einer schweren Wirtschaftskrise. Immer wieder kommt es zu politischen Protesten und kleineren gewalttätigen Konflikten aufgrund der knappen Rohstoffe. Hinzu kommt der seit 12 Jahren andauernde Bürgerkrieg in Syrien, welcher extreme politische, soziale und wirtschaftliche Folgen für den Libanon hat. Kein anderes Land nimmt im Vergleich zur Einwohnerzahl so viele Geflüchtete auf. Das führt zu einer Überforderung der öffentlichen Infrastruktur und der Versorgungssysteme.
„Der Libanon kollabiert vor unseren Augen. 75 Prozent der Menschen haben nicht mehr genug zu essen für sich und ihre Familien“, berichtet Luise Amtsberg, die die Schirmherrschaft für die Kampagne übernommen hat. Sie ist seit 2022 Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe und reiste im März in den Libanon, um sich selbst ein aktuelles Bild zu machen: „Täglich fällt über Stunden landesweit der Strom aus, was auch die medizinische Versorgung und den Zugang zu Wasser beeinträchtigt. Staatliche Schulen sind seit Beginn des Jahres geschlossen. Menschen leiden, auch wenn wir sie nicht leiden sehen. Deswegen ist diese Kampagne so wichtig: Um Leid sichtbar zu machen, aber auch um einen Beitrag dazu zu leisten, es zu lindern.“
Studie zeigt : Krisen lediglich punktuell in den Medien
Mediale Berichte über diese Krisengebiete sieht man in Deutschland kaum. Das zeigt die für die Kampagne in Auftrag gegebene Studie „Spotlighting Humanitarian Crises: Mediale Berichterstattung zum Libanon, Bangladesch und dem Südsudan“ von pressrelations. Sie erlangen lediglich punktuell mediale Aufmerksamkeit, ohne ein längerfristiges Interesse, oder tiefere redaktionelle Aufbereitung zu erfahren.
Die Studie wird im Rahmen einer Fachkonferenz am 18.4.2023 ab 16 Uhr im Auswärtigen Amt vorgestellt. Gemeinsam mit Journalist*innen sowie Vertreter*innen von Zivilgesellschaft und Politik wird hier diskutiert, wie man vergessene Krisen wieder sichtbar machen und somit Verständnis und Solidarität fördern kann.
Anmeldung zur Fachkonferenz „Vergessene Krisen sichtbar machen“
18.4.2023 im Weltsaal des Auswärtigen Amts, Werderscher Markt 1, 10117 Berlin
Über Aktion gegen den Hunger
Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 51 Ländern und Regionen aktiv ist und über 24 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.331 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.