Neue Studie bestätigt: Babymilch-Werbung gefährdet Mütter und Babys weltweit
Irreführende Werbung für künstliche Babymilch manipuliert gezielt Eltern auf der ganzen Welt. Das ist das Ergebnis der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“, die heute ihre neue Studienreihe „Lancet Breastfeeding Series“ präsentiert. Durch jahrzehntelanges aggressives Marketing sei der Konsum von künstlicher Flaschennahrung auf der ganzen Welt massiv angestiegen: Nur knapp die Hälfte aller Kinder werden entsprechend der WHO-Empfehlungen gestillt. Die humanitäre und entwicklungspolitische NGO Aktion gegen den Hunger sieht besondere Verantwortung bei dem Schweizer Unternehmen Nestlé – dem globalen Marktführer für Muttermilchersatzprodukte.
„Die neue Studie belegt, was Nestlé seit Jahrzehnten beharrlich zu verschleiern versucht: Je mehr Werbung für künstliches Milchpulver gemacht wird, desto weniger Babys werden gestillt“, erklärt Lisa Paping, Leiterin der Kampagne „Nestlé: Stopp deine Werbung für Babymilch!“ bei Aktion gegen den Hunger. „Nestlé als weltweit größter Produzent von Muttermilchersatzprodukten trägt hier besondere Verantwortung.“
Während in den letzten zehn Jahren die Werbe-Etats der Babynahrungs-Hersteller um ganze 164 Prozent gestiegen sind, erhalten heute mehr Babys und Kinder künstliche Flaschennahrung als je zuvor. Dabei ist wissenschaftlich unstrittig, dass Muttermilch die gesündeste Nahrung für Babys ist und sich positiv auf die langfristige gesundheitliche Entwicklung eines Menschen auswirkt.
Lobbyarbeit der Food-Giganten kostet weltweit Kinderleben
Um Mütter und Babys vor der Einflussnahme durch Marketingaktivitäten zu schützen, untersagt der Muttermilchkodex der Weltgesundheitsorganisation seit 1981 Werbung für Muttermilchersatzprodukte. Auch nach mehr als 40 Jahren hält sich kein einziger Hersteller vollständig an diese Vorgaben.
„Was im europäischen Kontext erst einmal vor allem unethisch erscheint, kostet weltweit ganz real Leben. 2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – doch auch dort wirkt die Werbung von Nestlé und Co. Hunderttausende Babys sterben jedes Jahr an den Folgen verunreinigter Flaschennahrung“, so Paping.
Die Autor*innen der „Lancet Breastfeeding Series“ belegen, wie Großkonzerne wie Nestlé Einfluss auf Regierungen, Gesundheitspersonal, wissenschaftliche Forschung und Eltern ausüben. Sie beleuchten, wie Unternehmen durch erfolgreiches Lobbying ihren wirtschaftlichen Spielraum erweitern und eine wirksame gesetzliche Regulierung von Milchpulver-Werbung verhindern.
Werbung für künstliche Babymilch jetzt stoppen
Ebenso wie Aktion gegen den Hunger fordern die Autor*innen der Studien daher, dass Marketingaktivitäten für künstliche Milchpulver für Kinder bis drei Jahren unterbunden werden müssen und fordern dafür einen bindenden rechtlichen Vertrag.
„Eine gesetzliche Regelung ist unumgänglich, um Kinder und Eltern vor der irreführenden Einflussnahme von Werbung rund um künstliche Babymilch zu schützen“, bekräftigt Lisa Paping. „Bis ein solches Rahmenwerk durchgesetzt ist, erwarten wir von Unternehmen wie Nestlé, dass sie endlich Verantwortung übernehmen und Kinderleben über Profite stellen. Die Weltgesundheitsorganisation macht klare Vorgaben: Alle Marketingmaßnahmen für Milchpulver für Kinder bis 3 Jahren müssen eingestellt werden.“
Hinweis an die Redaktionen
Mehr Informationen zur Kampagne „Nestlé: Stopp deine Werbung für Babymilch!“ finden Sie hier. Lisa Paping von Aktion gegen den Hunger steht für Interviews zur Verfügung.