In Dindrow, in der Gemeinde Kurmuk im Südosten des Sudan, gaben Aktion gegen den Hunger zusammen mit einer lokalen Partner-Organisation im April 2023 eine Schulung zur Unterstützung von Müttern bei der Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern.

Sudan: Behandlung schwerer Unterernährung bei mehr als 50.000 Kindern durch den Konflikt unterbrochen 

Pressemitteilung vom: 16.06.2023

Berlin, 16. Juni 2023. Die eskalierende Gewalt im Sudan verschärft die bereits bestehende Ernährungsunsicherheit im Land. Bei Tausenden von Kindern musste die Behandlung von schwerer akuter Unterernährung unterbrochen werden. Sie leiden unter gesundheitlichen Problemen wie Lungenentzündung, akutem wässrigen Durchfall, Cholera, Malaria und anderen Infektionen. Die humanitäre Hilfe wird behindert. Das Büro von Aktion gegen den Hunger in Zalingei, Zentral-Darfur, wurde geplündert.

Zwei Monate dauern die Kampfhandlungen im Sudan nun an. In Khartum, Darfur und mehreren Gebieten des Landes kommt es weiterhin zu Zusammenstößen zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den sogenannten Rapid Support Forces (RSF).

Der Konflikt und die gewaltsamen Vertreibungen lassen die Unterernährungsraten in die Höhe schnellen. Mehr als 1,8 Millionen Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Laut dem Gesundheits- und Ernährungskoordinator von Aktion gegen den Hunger Sudan, Samson Wolderufael, „haben selbst diejenigen, die etwas Geld haben, keinen Zugang mehr zu Nahrungsmitteln. Die Märkte sind geschlossen. Viele landwirtschaftliche Aktivitäten wurden unterbrochen, gerade als die Pflanzsaison im Sudan begann. Das Bankensystem ist zusammengebrochen. Die Preise haben sich verdoppelt, der Verkehr und die Straßen sind unsicher. All dies beeinträchtigt den Zugang von Familien zu Nahrungsmitteln.“

Keine Ernährungssicherheit und Zugang zu Gesundheitsversorgung  

48 Millionen Menschen sind von der aktuellen Krise betroffen. Kinder, Frauen, ältere Menschen, Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, Vertriebene und Menschen mit chronischen Krankheiten sind am stärksten gefährdet. Sie alle benötigen dringend Zugang zu Grundnahrungsmitteln. Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung benötigen zur Behandlung dringend therapeutische Nahrung. Wolderufael erklärt: „Berichte bestätigen, dass die Behandlung von mehr als 50.000 Kindern in Programmen zur schweren akuten Unterernährung aufgrund des Konflikts unterbrochen wurde. Bei Aktion gegen den Hunger haben wir die Verteilung therapeutischer Nahrungsmittel in White Nile, einem der Bundesstaaten, mit der höchsten Dichte von Binnenvertriebenen wieder aufgenommen, auch im Gebiet Blue Nile.“

Zudem hat die Bevölkerung keinen sicheren Zugang zur Gesundheitsversorgung. Gesundheitszentren wurden beschädigt oder geplündert. Laut der Vereinten Nationen sind 67 Prozent der Krankenhäuser in der Nähe von Gebieten mit aktiven Kämpfen nicht funktionsfähig. „Kinder sterben an Unterernährung und gesundheitliche Probleme wie Lungenentzündung, akuten wässrigen Durchfall, Cholera, Malaria und anderen Infektionen“, so Samson Wolderufael.

Humanitäre Hilfe eingeschränkt - Büro von Aktion gegen den Hunger geplündert

Mindestens 162 Fahrzeuge humanitärer Organisationen wurden gestohlen und 61 Büros und 57 Lagerhäuser geplündert. Jody Paulson Cormack, globaler Sicherheitsbeauftragter von Aktion gegen den Hunger in Spanien, sagt: „Diese Praxis ist in Konfliktgebieten weit verbreitet. Wir erleben sie erneut im Sudan. Humanitäre Helfer werden an ihrer Arbeit gehindert.“ Nach mehreren gescheiterten Waffenstillständen sagt Cormack: „Es scheint keine Anzeichen dafür zu geben, dass die Konfliktparteien humanitäre Hilfe zulassen werden. Gemeinsam mit weiteren Organisationen fordern wir, dass humanitäre Hilfe ermöglicht wird, damit wir alle Betroffenen des Konflikts erreichen können. Wir konnten Lebensmittel und Medikamente in einige wenige Gebiete transportieren, aber das reicht angesichts des wachsenden Bedarfs nicht aus.“

Das Büro von Aktion gegen den Hunger im Zalingei-Gebiet in Zentral-Darfur wurde kürzlich geplündert. Cormack erklärt: „Sie haben Medikamente, therapeutische Nahrung, Computer und viele weitere Dinge mitgenommen, die wir benötigen, um auf die Krise zu reagieren und die betroffenen Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Unsere Teams im Sudan sind bereit zu helfen, alle sind in Bereitschaft. Aber wir brauchen ein Signal, dass es uns ermöglicht wird, Hilfe leisten zu können.”  

Hinweis an die Redaktionen
Gerne vermitteln wir Interviews mit Ansprechpartner*innen vor Ort.

26. JUNI 2023
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