Ukraine: Der Krieg in Europa verschärft den Hunger auf der Welt
G7-Staaten müssen globale Hungerkrise verhindern
Der Ukraine-Krieg hat nicht nur eine dramatische humanitäre Krise im Land ausgelöst – er könnte auch katastrophale Folgen für die globale Ernährungssicherheit haben, warnt Aktion gegen den Hunger. Die entwicklungspolitische und humanitäre Organisation begrüßt, dass ein Krisentreffen der G7-Agrarministerinnen und -minister in Berlin einberufen wurde, um das Thema der weltweiten Ernährungssicherung zu adressieren.
Der Krieg in der Ukraine wird schwerwiegende Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in anderen Regionen der Welt haben. Rund 40 Prozent der ukrainischen Exporte von Weizen, Mais und pflanzlichen Ölen gehen nach Afrika und in den Mittleren Osten. Russland wiederum liefert als größter Weizenexporteur der Welt unter anderem in den Jemen, nach Nigeria und Indonesien.
Für mehrere westafrikanische Länder stellt die hohe Abhängigkeit von Weizenimporten aus Russland oder der Ukraine eine große Herausforderung dar. Nach Schätzungen der FAO stammen 30 Prozent des in Afrika verbrauchten Weizens aus diesen beiden Ländern. Durch unterbrochene Lieferketten und steigende Lebensmittelpreise wird die Ernährungsunsicherheit in den betroffenen Regionen signifikant ansteigen.
G7 müssen ihren humanitären Verpflichtungen nachkommen
„Wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass die Ukraine-Krise zu einer globalen Hungerkrise wird – denn Kriege befeuern Hunger. Bereits heute leiden 811 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, um einer Ernährungskrise ungekannten Ausmaßes vorzubeugen!“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Die Hilfsorganisation fordert zudem Deutschland im Zuge der G7-Präsidentschaft dazu auf, den Zusammenhang von gewaltsamen Konflikten und dem Anstieg von Hungersnöten gezielt zu adressieren und die Bekämpfung des Hungers ganz oben auf die internationale Agenda zu setzen.
„Zu diesem kritischen Zeitpunkt müssen die G7-Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen gemäß dem Pakt zur Verhinderung von Hungersnöten und humanitären Krisen nachkommen. Die internationale Gemeinschaft muss unbedingt stärker in Konfliktlösung und humanitäre Diplomatie investieren, um das Entstehen von gewaltsamen Konflikten vorauszusehen und effektiv zu verhindern“, so Friedrich-Rust. In bereits fragilen Kontexten wie dem Horn von Afrika, der zentralen Sahelzone oder dem Nahen Osten muss auf vorausschauende humanitäre Hilfe gesetzt werden, um drohende Hungerkrisen rechtzeitig zu erkennen und einer solchen Entwicklung frühzeitig entgegenzusteuern.
Hilfe in den Nachbarländern und im Land
Der verheerende Konflikt in der Ukraine hat in kürzester Zeit eine humanitäre Krise verursacht. Innerhalb von zwei Wochen sind rund 2,3 Millionen Menschen in die Nachbarländer geflohen. Prognosen zufolge werden in den kommenden Wochen bis zu 7 Millionen Menschen auf der Flucht sein. Die Lage in den umkämpften Gebieten ist besorgniserregend: Berichte über zivile Opfer und die Zerstörung überlebenswichtiger Infrastruktur häufen sich. Die UN schätzt, dass bis zu 18 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer im Land und in den Nachbarländern humanitäre Hilfe benötigen werden.
Aktion gegen den Hunger hat erste Hilfslieferungen an die polnisch-ukrainische Grenze unterstützt. Aktuell befinden sich die Nothilfe-Teams in Polen, Moldawien und Rumänien. Von dort aus koordinieren sie unsere humanitäre Hilfe für ukrainische Familien. Zudem wird Aktion gegen den Hunger schnellstmöglich umfassende humanitäre Hilfe in der Ukraine leisten und u.a. Trinkwasser, Lebensmittel, Medikamente und Hygieneprodukte bereitstellen.