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Waffenruhe in Gaza: 60.000 Notunterkünfte und sauberes Wasser werden jetzt dringend benötigt
Auch nach der Vereinbarung über eine vorübergehende Waffenruhe bleibt die humanitäre Lage weiterhin kritisch. Der Bedarf an Unterkünften ist enorm, da viele Menschen in ihre zerstörten Häuser zurückkehren. Es werden mindestens 60.000 Notunterkünfte und 200.000 Zelte benötigt.
„Die Menschen freuen sich und trauern zugleich. Sie sehnen sich nach Sicherheit, Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Sie wollen sich frei und sicher bewegen”, sagt Natalia Anguera, Einsatzleiterin von Aktion gegen den Hunger für den Nahen Osten. „Sie blicken auch mit Sorge dem entgegen, was nach der ersten Phase der Waffenruhe passieren wird.”
Gaza: Hunger, Mangelernährung und fehlende Existenzgrundlagen
Die Not in Gaza ist trotz der Waffenruhe ungebrochen. Viele Menschen leiden unter schwerer Mangelernährung, einige stehen am Rande des Hungertods. Haushalte können ihren Nahrungsmittelbedarf nicht sichern. Die Landwirtschaft ist massiv geschädigt, einschließlich der fast vollständigen Zerstörung der Viehzucht und des Fischereisektors.
„Kurzfristig brauchen die Menschen Bargeld, um sich auf den Märkten mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Zudem ist die Einfuhr von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln wichtig, damit Landwirte wieder ihre Felder bestellen können“, erklärt Natalia Anguera.
Rückkehr und Beseitigung von Trümmern
Rund 92 Prozent der Häuser in Gaza sind zerstört oder schwer beschädigt. Der Gazastreifen ist mit 42 Millionen Tonnen Schutt bedeckt, unter dem unzählige nicht explodierte Bomben und Leichen begraben sind. Um Gaza bewohnbar zu machen, müssen diese Trümmer beseitigt werden. Schätzungen zufolge könnte dies bis zu 15 Jahre dauern und 500 bis 700 Millionen Dollar kosten. Nicht explodierte Munition und Abfälle bergen zusätzliche Gefahren.
„Obwohl die Vorbereitungen für die Instandsetzung und den Wiederaufbau wichtiger Infrastrukturen wie Unterkünften bereits im Gange sind, können diese Aktivitäten nicht durchgeführt werden, ohne dass wichtige Materialien, wie zum Beispiel Treibstoff, angeliefert und Zehntausende von Tonnen Schutt und nicht explodierter Munition entfernt werden“, erklärt Natalia Anguera.
Der Bedarf an Unterkünften ist und bleibt enorm, da viele Menschen in ihre Häuser zurückkehren, die derzeit unbewohnbar sind. Mindestens 60.000 Notunterkünfte und 200.000 Zelte werden benötigt.
Dringender Bedarf an Trinkwasser
Fast 70 Prozent der Wasser- und Sanitäreinrichtungen in Gaza sind beschädigt oder zerstört. Wasserreinigungs- und Entsalzungsanlagen sind entscheidend für sauberes Trinkwasser. Hierfür werden täglich mindestens 70.000 Liter Treibstoff benötigt.
„Letztes Jahr hatten die Menschen in Gaza zeitweise weniger als zwei Liter sauberes Wasser am Tag. Derzeit trinken die Menschen hauptsächlich verunreinigtes Wasser. Die Wasserressourcen sind durch Abfälle verschmutzt, für die es kaum Entsorgungsmöglichkeiten gibt“, berichtet Natalia Anguera. „Im Winter verschlimmern Überschwemmungen die Lage der Abwasserinfrastruktur. Laut Vereinten Nationen sind eine Million Menschen abwasserbedingten Gefahren ausgesetzt“, fügt Anguera hinzu.
Wie hilft Aktion gegen den Hunger
Aktion gegen den Hunger ist seit mehr als 20 Jahren in Gaza tätig. Seit Oktober 2023 haben die Teams der humanitären Organisation unter schwierigsten Bedingungen die Hilfsaktivitäten ausgeweitet. Seit Kriegsbeginn konnte Aktion gegen den Hunger mehr als eine Million Menschen in Gaza und im Westjordanland unterstützen. Dazu gehören Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Mangelernährung bei Frauen und Kindern, die Verteilung von Mahlzeiten und sauberem Wasser sowie die Unterstützung von Landwirt*innen und Kleinunternehmen, um deren Lebensunterhalt und die Produktion von frischen Lebensmitteln und Gemüse in Gaza zu sichern.
Hinweis an die Redaktionen
Sprecher*innen verfügbar: Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche.
Über Aktion gegen den Hunger
Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 56 Ländern und Regionen aktiv ist und über 21 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 45 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.987 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.
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