Weltstillwoche: Aktion gegen den Hunger fordert Werbestopp für Babymilch von Nestlé
Zur diesjährigen Weltstillwoche lanciert Aktion gegen den Hunger die neue Kampagne „Nestlé: Stopp deine Werbung für künstliche Babymilch!“. Unter dem Motto „Dein Produkt, Deine Verantwortung“ fordert die humanitäre und entwicklungspolitische Organisation den multinationalen Lebensmittelkonzern dazu auf, seine weltweite Werbung für künstliche Flaschennahrung einzustellen – wie es der Milchkodex der Weltgesundheitsorganisation seit über 40 Jahren vorschreibt. In vielen Regionen ist künstliche Babymilch hochgefährlich: Wird das Pulver mit bakteriell verunreinigtem Wasser angerührt, können Babys lebensgefährliche Durchfallerkrankungen bekommen.
„Nestlé und andere Großkonzerne gefährden mit verantwortungsloser Werbung das Leben von hunderttausenden Kleinkindern. Mit irreführenden Werbeaussagen verunsichern die Konzerne Mütter auf der ganzen Welt. Statt zu stillen, greifen diese dann zu künstlicher Babynahrung und Milchpulver. Rund 600.000 Babys sterben jedes Jahr, weil sie nicht gestillt werden“, sagt Vassilios Saroglou, Pressesprecher von Aktion gegen den Hunger.
Gefährlicher Durchfall durch verunreinigte Flaschennahrung
Der Grund: Über zwei Milliarden Menschen auf der Welt, vor allem im Globalen Süden, haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Wenn an diesen Orten künstliche Babymilch mit verunreinigtem Wasser angerührt wird oder Flaschen und Sauger nicht wie notwendig desinfiziert werden, können Durchfallerkrankungen die Folge sein. Besonders für Säuglinge und Kleinkinder ist das lebensgefährlich: Durchfallerkrankungen sind nach der Lungenentzündung die zweithäufigste infektiöse Todesursache bei Kleinkindern im Alter von fünf Wochen bis fünf Jahren weltweit.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher das ausschließliche Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten und das zusätzliche Stillen bis zum zweiten Lebensjahr. Beim Stillen geben Mütter Antikörper an ihre Kinder weiter und stärken so ihr Immunsystem. Nicht voll gestillte Säuglinge sind anfälliger für gefährliche Krankheiten wie Lungenentzündungen.
Verantwortungslose Werbung verunsichert Mütter weltweit
Trotzdem bewerben Nestlé und Co. ihre künstlichen Babymilchprodukte auch dort, wo sie nicht sicher und hygienisch zubereitet werden können. Mit irreführenden Beschreibungen wie „Immunsystem-fördernd“ oder „das Beste für das Kind“ suggeriert diese Werbung besonders gesundheitsfördernde Eigenschaften der Flaschenmilch und verleitet Eltern weltweit so dazu, diese Produkte zu kaufen.
Eine aktuelle internationale Studie von WHO und UNICEF zeigt, wie wirkungsvoll Babymilch-Werbung auf der ganzen Welt ist und Mütter verunsichert: Über die Hälfte der befragten Frauen gaben an, im vorangegangenen Jahr Werbung für Muttermilchersatzprodukte begegnet zu sein – über 80 Prozent davon online. Gerade in den sozialen Medien gelingt den Unternehmen eine zielgruppengenaue und effektive Ansprache, die oft gar nicht als Werbung erkennbar ist.
Milchkodex verbietet Werbemaßnahmen für künstliche Babymilch
Bereits im Jahr 1981 hat die Weltgesundheitsorganisation den Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten verabschiedet, der Werbung für Muttermilchersatzprodukte in der breiten Öffentlichkeit verbietet. Denn während diese Produkte eine medizinische Berechtigung haben, darf Werbung für künstliche Flaschenmilch keinesfalls mit irreführenden Beschreibungen zur Verunsicherung von Eltern beitragen und Mütter vom Stillen abhalten.
„Auch 40 Jahre nach dem Erlass des Werbeverbots verstoßen Großkonzerne wie Nestlé weiterhin gegen den Milchkodex der Weltgesundheitsorganisation – und streichen Milliardengewinne ein. In den letzten 15 Jahren haben sich die weltweiten Verkäufe von Babynahrung mehr als verdoppelt“, so Vassilios Saroglou. „Deshalb fordern wir von Nestlé, die verantwortungslose und irreführende Werbung zu beenden und endlich den Milchkodex der Weltgesundheitsorganisation vollständig umzusetzen!”
Aktion gegen den Hunger richtet sich mit zahlreichen Hilfsprogrammen explizit an schwangere und stillende Mütter sowie kleine Kinder und setzt sich weltweit dafür ein, das Stillen von Säuglingen zu fördern, Stillbarrieren abzubauen und Mangelernährung bei kleinen Kindern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Außerdem setzen wir uns in unseren Projektländern dafür ein, dass der Milchkodex in nationales Recht umgesetzt wird: Zuletzt wurden in mehreren afrikanischen Ländern – unter anderem Burkina Faso, Kamerun und Tschad – mit unserer Unterstützung die Gesetze zum Marketing für künstliche Babymilch verschärft.
Hinweis an die Redaktionen: Vassilios Saroglou, Pressesprecher von Aktion gegen den Hunger, steht für Interviews zur Verfügung. Bildmaterial für die redaktionelle Berichterstattung steht hier zum Download bereit. Bitte beachten Sie das im Bildtitel vermerkte Urheberrecht.
Hier geht es zur Petition: www.DeinProduktDeineVerantwortung.de
Mehr Hintergrundinformationen finden Sie in unserer Broschüre zur Kampagne.