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Aktion gegen den Hunger – dekoloniales und rassismuskritisches Selbstverständnis

Aktion gegen den Hunger ist ein humanitäre und entwicklungspolitische Organisation, die sich mit ihrer programmatischen und politischen Arbeit weltweit für die endgültige Überwindung von Hunger einsetzt.[1]

Uns ist bewusst, dass Hunger seine Ursachen auch in globaler Ungerechtigkeit hat und diese aufgrund von kolonialen Kontinuitäten und rassistischen, diskriminierenden Systemen entstanden ist. Auch die heutigen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ländern des Globalen Nordens und Südens werden nach wie vor davon geprägt. Um unser Ziel der nachhaltigen Hungerbekämpfung wirkungsvoll zu verfolgen, müssen diese Unterdrückungsstrukturen identifiziert und langfristig überwunden werden.

Als internationale Organisation, die vor 45 Jahren im Globalen Norden gegründet wurde, wissen wir um das koloniale Vermächtnis von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe. Als zivilgesellschaftliche Organisation sind auch wir in die globalen Macht- und Wirtschaftssysteme eingebunden. Auch unser Tun wird trotz bester Absichten von diesem Erbe und dieser Verortung beeinflusst.

Um unsere Organisationsstrukturen und unsere Arbeitsweisen rassismuskritisch zu hinterfragen und uns diskriminierungssensibel aufzustellen, hat Aktion gegen den Hunger einen Antirassismus- und Dekolonialisierungsprozess gestartet, bei dem wir von externen Expert*innen unterstützt werden.

Wir stehen noch am Anfang des Prozesses. Die langfristigen Ziele sowie die ersten Schritte zur Zielerreichung wollen wir an dieser Stelle transparent machen.

  1. Erkennen von Rassismus: Wir verstehen Rassismus als globales Machtsystem in all seinen Formen und lehnen ihn ab. Wir verpflichten uns dazu, unser Handeln und unsere Organisationsstrukturen rassismuskritisch zu reflektieren und dabei zu überprüfen, inwiefern sie Rassismus begünstigen und/oder reproduzieren, um sie im nächsten Schritt zu verändern. Hierfür bilden wir uns kontinuierlich mithilfe von Expert*innen weiter.
  2. Bildung und Aufklärung: Wir nutzen unsere Arbeit und Reichweite auch dazu, um über rassistische Praktiken, bestehende Machtungleichgewichte und koloniale Kontinuitäten und ihre Auswirkungen aufzuklären. Dazu nutzen wir insbesondere unsere Projekte in Deutschland: Schulen gegen den Hunger und das Human Rights Film Festival Berlin.
  3. Kommunikation: Unser Kommunikationsleitfaden wird aktuell von externen und internen Expert*innen rassismuskritisch überprüft mit dem Ziel, unsere Kommunikation machtkritisch und diskriminierungssensibel weiterzuentwickeln. Der Leitfaden wird wichtige Impulse zum Thema liefern und Beispiele zur Orientierung geben.
  4. Vielfalt und Inklusion: Wir überprüfen unsere internen Strukturen und Stellenbesetzungsprozesse, um die Diversität in der Belegschaft zu erhöhen und Barrieren für Menschen mit Diskriminierungserfahrung abzubauen. Gleichzeitig setzen wir mithilfe von Expert*innen konkrete Maßnahmen um, damit sich insbesondere Menschen mit eigener Rassismuserfahrung in unserem Team sicher fühlen können. Dazu zählt beispielsweise ein Supervisionsangebot für BI_POC[2], ein regelmäßiges Sensibilisierungsangebot für alle Teammitglieder und die interne und externe Unterstützung des organisationsinternen Anti-Rassismus-Zirkels. Zusätzlich überprüfen wir unsere internen Beschwerdeverfahren rassismuskritisch und passen sie entsprechend auf allen Ebenen an. Für die konsequente Anwendung dieser Maßnahmen werden alle Führungskräfte der Organisation regelmäßig geschult.
  5. Partnerschaften und Zusammenarbeit: In der Zusammenarbeit mit den Länderbüros, unseren lokalen Partner*innen und insbesondere mit den Menschen in den Einsatzgebieten machen wir unsere rassismuskritische und dekoloniale Haltung deutlich und stellen uns unserer Verantwortung auch in unserem eigenen internationalen Netzwerk. Für eine wirkungsvolle Umsetzung und für die regelmäßige kritische Reflexion unseres Handelns bilden wir uns stetig weiter. In unseren Kooperationen platzieren wir bewusst rassismuskritische und dekoloniale Perspektiven und Themen, wie beispielsweise beim Human Rights Film Festival Berlin oder in unserem Bildungsprojekt Schulen gegen den Hunger. Gleichzeitig erwarten wir von unseren aktuellen und zukünftigen Kooperationspartner*innen, unsere Werte und Prinzipien zu teilen und diese zu befolgen. Zusätzlich wollen wir langfristig unsere Netzwerke und Beziehungen zu Migrantischen Selbstorganisationen und Diasporen ausbauen, um die Expertise und das Erfahrungswissen aus den Communities in unserer Arbeit sichtbarer zu machen.
  6. Verantwortlichkeit und Transparenz: Wir machen unsere Bemühungen, Erfolge, aber auch Rückschläge transparent und berichten regelmäßig an die Belegschaft und unsere Unterstützer*innen über den Fortschritt des Prozesses.

Unser Selbstverständnis ist Teil des (Lern-)Prozesses. Es wird periodisch überprüft und stetig weiterentwickelt.

Mehr über die Werte und Prinzipien von Aktion gegen den Hunger:
[1] https://www.aktiongegendenhunger.de/wer-wir-sind/vision-und-werte 
[1] https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/humanitaere-hilfe/huhi/205108  

BI_PoC steht für "Black, Indigenous and People of Colour" und ist eine Selbstbezeichnung rassistisch diskriminierter Personen. Weitere Informationen:
[2] https://www.fes.de/wissen/gender-glossar/people-of-color

 

20. MÄRZ 2025
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