Nigeria: Die Selbstständigkeit erhalten
Ya Fati Goni lebte mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in der Gemeinde Bulturum im Bundestaat Yobe im Nordosten Nigerias. Die 52-Jährige hatte kein einfaches Leben, doch gemeinsam mit ihrem Mann verdiente sie genug Geld, um die Grundversorgung ihrer Familie sicherzustellen.
Im Dezember 2015 veränderte sich ihr Leben jedoch schlagartig: der gewaltsame Konflikt erreichte ihre Heimat. Ein Großteil ihres Dorfes, darunter auch ihr Haus, wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Sie musste alles zurücklassen, um ihr Leben zu retten. Ihre Familie hatte Glück und wurde von Verwandten in der Stadt Damaturu aufgenommen. „Hier gibt es jedoch keine Arbeit und wir können kein Geld verdienen. Wir sind von der Unterstützung unserer Verwandten abhängig und keiner weiß, wie lange wir so noch überleben können.“
Ya Fati ist nicht allein: Ein Großteil der Bevölkerung im Nordosten des Landes war bereits vor Ausbruch des Konflikts von extremer Armut betroffen. Die Gewalt hat nun mehr als eineinhalb Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und das Land in eine humanitäre Krise gestürzt. Etwa 92 Prozent der Vertriebenen wurden in Gastgemeinden aufgenommen.
Nachbarn sind oftmals die letzte Reißleine für vertriebene Familien
Die Bereitschaft fremde Personen bei sich aufzunehmen und die ohnehin begrenzten Vorräte mit ihnen zu teilen, ist mehr als nur eine freundliche Geste. Für viele Familien ist diese Unterstützung überlebenswichtig. Der andauernde Strom der Vertriebenen strapaziert jedoch die knappen Ressourcen der Gastgemeinden und führt die Region in eine immer tiefere Krise.
2015 hat Aktion gegen den Hunger ein Nothilfeprogramm gestartet, um die von dem Konflikt betroffenen Gemeinden im Bundesstaat Yobe zu unterstützen. Im Fokus der Arbeit stehen neben den überlasteten Gastgemeinden vertriebene Mütter und kleine Kinder, die in Konflikten besonders gefährdet sind. Viele der Vertriebenen und ihrer aufnehmenden Familien können sich die Lebensmittel auf lokalen Märkten nicht mehr leisten. Anstatt großflächiger Lebensmittelverteilungen, die die lokale Wirtschaft schwächen würden, unterstützt Aktion gegen den Hunger die Betroffenen mit monatlichen Bargeldhilfen und Lebensmittelgutscheinen.
„Nun kann ich meine Familie wieder ernähren.“ Dank dieser Unterstützung und der Entscheidungsfreiheit über die Verwendung der finanziellen Mittel erhalten die Familien, die alles verloren haben, ein Stück Selbstbestimmung und Würde zurück. Durch die Bargeldhilfen kann auch Ya Fati Lebensmittel für ihre Familie kaufen. „Nun kann ich meine Familie wieder ernähren“, berichtet sie. Einen Teil des Geldes konnte sie bereits ansparen und so zwei Schafe kaufen. Diese sollen der Familie später ein unabhängiges Einkommen sichern.
Aktion gegen den Hunger unterstützt durch die Bargeldhilfen und Lebensmittelgutscheine 21.000 Menschen, die von dem Konflikt im Norden Nigerias betroffen sind.
Fotos: Rosie Collyer/IRIN