Hunger und dessen Folgen greifbar machen, das Bewusstsein für Menschenrechtsverletzungen stärken und vor allem: Menschen inspirieren. All das sind Gründe, warum das Human Rights Film Festival Berlin ins Leben gerufen wurde. Im Vordergrund stehen Geschichten aus aller Welt, die einen Blick auf Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit und Umweltschutz sowie deren und den gesellschaftspolitischen Status Quo in den Vordergrund stellen. Im Mittelpunkt all dessen: Menschen, die sich für jene Themen einsetzen und dabei nicht selten ihre eigenen Grenzen überschreiten – alles für den Kampf für das Gute.
Unter dem Titel "The Good Fight" geht das Festival vom 11. bis 22. Oktober 2023 mit über 40 Filmen in die nunmehr sechste Runde. Auch Aktion gegen den Hunger präsentiert in diesem Jahr wieder sechs Filme. Begleiten Sie uns auf eine filmische Reise über Ländergrenzen hinweg:
Against the Tide
Rakesh und Ganesh sind wie Brüder. Die beiden Fischer sind Teil der indigenen Koli-Gemeinschaft in Mumbai. Dennoch haben sie jeder einen anderen Weg eingeschlagen: Rakesh ist erst vor kurzem Vater geworden – und wandelt auf den Wegen seines eigenen Vaters. Mit dessen altem Boot fischt er ganz traditionell in der Bucht und fängt die Fische mit der Hand. Währenddessen setzt Ganesh auf ein moderneres Motorboot weiter raus – und fischt auch manchmal nicht ganz legal.
Doch beide plagt dasselbe Problem: Aufgrund von Umweltverschmutzung und invasiven Arten gehen die Fischbestände kontinuierlich zurück. Rakesh und Ganesh kämpfen darum, ihre Familien zu ernähren – und ihre brüderliche Freundschaft zu bewahren. Zum Film geht's hier.
Between the Rains
Die Menschen in Kenia leiden seit Jahren unter einer nicht enden wollenden Dürre. Sie bedroht auch das Land und die Kultur der Turkana-Ngaremara im Norden. Sie lässt Rivalitäten zwischen den Menschen wachsen, während nach Nahrung suchende Wildtiere immer näher in ihren Lebensraum eindringen.
Mittendrin steckt der verwaiste Hirtenjunge Kolei. Bald soll er seinen Weg als traditioneller Krieger antreten. Die entscheidende Prüfung kommt. Doch er besteht nicht – und verliert damit den Respekt der älteren Krieger. Während der Regen noch immer ausbleibt, wird Kolei mit beißender Isolation aus der Gemeinschaft konfrontiert. Als immer mehr wilde Raubtiere das Vieh seiner Familie reißen, entschließt er sich, zu handeln. Eine Chance, auch das Ansehen in der Gemeinschaft zurückzuerlangen? Zum Film geht's hier.
Colette and Justin
Alain Kassandra stellt sie sich immer und immer wieder, diese eine Frage: Wie gut kennst du deine Familie wirklich? Er ist Teil einer Familie mit Geschichte in der Demokratischen Republik Kongo. Doch seine Großeltern, Justin und Colette, haben kaum etwas erzählt. Bis jetzt: Mit viel Geduld schafft Alain es, ihre Geschichten mit einer Kamera festzuhalten. Von ihrer Jugend bis hin zur Unabhängigkeit des Kongo – politisch sehr komplizierte Jahre – berichten sie und öffnen damit eine Tür in einen schweren Teil der Geschichte. Die Spuren der belgischen Kolonialisierung sind noch heute allgegenwärtig, und sie sind tief. Wer war gut, wer war böse? Welche Rolle spielte Justin damals? Existiert Alains Heimat wirklich so, wie er sie sich immer vorgestellt hat? Zum Film geht's hier.
Free Money
Jeden Monat Geld auf dem Konto – ohne dafür zu arbeiten. Kann das funktionieren? Experimentiert wird immer wieder mit dem bedingungslosen Grundeinkommen. Das wohl größte und kühnste dieser sozialen Experimente führt uns in ein kleines Dorf in Kenia.
Die US-amerikanische Organisation GiveDirectly hat es gewagt: Zwölf Jahre lang zahlt sie den Menschen in Kogutu jeden Monat umgerechnet 22 Dollar auf ihr Konto. Was wird passieren? Fortschritt oder Chaos? Neid von den Menschen im Nachbarsdorf? In den gläsernen Büros Manhattans beobachten Ökonomen die Entwicklungen unterdessen aus sicherer Entfernung. Sie sind überzeugt, einen unfehlbaren Algorithmus zur Beendigung aller Armut in der Welt gefunden zu haben. Doch ist Geld immer ein Segen? Zum Film geht's hier.
Holy Shit
Wir brauchen Nahrung zum Leben. Doch was passiert eigentlich danach? Wenn unser Körper sie verwertet hat und wir die Reste ausscheiden? Fäkalien haben keinen guten Ruf, dabei gehören sie zum Leben dazu. Was, wenn wir sie nutzen? Diese Frage stellt sich Rubén Abruña auf seiner Reise durch 16 Städte auf vier Kontinenten. Die vermeintliche Lösung ist naheliegend: Dünger. Doch die entpuppt sich als lebender Albtraum.
Die Überreste aus den Kläranlagen mögen voller Nährstoffe für Pflanzen stecken. Doch sie sind auch voller Schwermetalle und giftiger Chemikalien. Was also tun? Rubéns Reise bringt ihn unter anderem zu den Poop Pirates in Uganda oder zu den dezentralen Kläranlagen in Hamburg. Lässt sich aus unseren Überbleibseln nicht doch sauberer Dünger herstellen – oder sogar Strom? Können wir mithilfe unserer Ausscheidungen vielleicht doch die ganze Welt ernähren und sogar die Klimakrise bezwingen? Zum Film geht's hier.
Le spectre de Boko Haram
Schule in Zeiten drohender Gewalt: Falta liebt es, zu lernen. Doch manchmal schweift ihr Blick ab, aus dem Fenster, während ihre Klassenkamerad*innen gerade um sie herum spielen. Immer dann, wenn in der Ferne wieder Schüsse ertönen, fallen ihr die Soldaten auf dem Schulhof besonders ins Auge, ihre Maschinengewehre, ihre Präsenz.
Falta lebt im Norden Kameruns, im Dorf Kolofata, das seit 2014 immer wieder von der Terrororganisation Boko Haram angegriffen wird. Ihren Vater hat sie bereits verloren, er wurde ermordet. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie möchte lernen und sich weiterentwickeln – anders als ihre beiden Brüder Mohammed und Ibrahim, die lieber herumtoben oder wie die Soldaten über die Felder marschieren. Nur wenn sie jemand nach ihren Eltern fragt, werden sie still. Bis sie selbst verschwinden. Zum Film geht's hier.