Welche Auswirkungen die Wetterphänomene für Menschen weltweit haben und wie Aktion gegen den Hunger dem entgegenwirkt
Das kürzliche El-Niño-Ereignis begann im Juni 2023 und erreichte von November 2023 bis Januar 2024 seinen Höhepunkt, bevor es sich auflöste. In den vergangenen drei Monaten herrschten neutrale Bedingungen – also weder El Niño noch La Niña. Derzeit deuten die Prognosen der World Meteorological Organization (WMO) auf eine 55-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen Übergang zu La-Niña-Bedingungen im Zeitraum September bis November 2024 hin. Diese Wahrscheinlichkeit steigt von Oktober 2024 bis Februar 2025 auf 60 Prozent. La Niña soll voraussichtlich von Januar bis März 2025 andauern. Es wird erwartet, dass das Wetterereignis schwerwiegende Folgen für die Ernährungssicherheit mit sich bringt.
Jedes Mal, wenn die Wetterphänomene auftauchen, beeinträchtigen sie das Leben und die Existenzgrundlage von Menschen auf der ganzen Welt. Regionen, die bereits unter Klimaschocks leiden, sind davon besonders betroffen. Humanitäre Organisationen wie Aktion gegen den Hunger bereiten sich auf einen Anstieg des Hungers vor, insbesondere in ländlichen und von der Landwirtschaft abhängigen Gemeinden.
Woher kommt der Name El Niño?
Der Begriff El Niño, oder auf Deutsch "der kleine Junge/Jesuskind" wurde erstmals vor einigen Jahrhunderten von Fischern in Peru und Ecuador verwendet, um die ungewöhnlich warmen Gewässer zu bezeichnen, die ihre Fänge kurz vor Weihnachten verringerten.
Was ist der Unterschied zwischen El Niño und La Niña und wie entstehen sie?
Mit einer Frequenz von einigen Jahren tritt das Wetterphänomen El Niño für ein Jahr in Erscheinung und verursacht tropische Stürme, Dürren und unvorhersehbare Wetterbedingungen im zentralen und östlichen tropischen Pazifik. Es ist Teil eines größeren Klimaereignisses, das als El-Niño-Südliche-Oszillation bezeichnet wird. Während El Niño eine Erwärmung der Meeresoberfläche bewirkt, bewirkt sein Gegenstück La Niña eine Abkühlung. Die Südliche Oszillation entspricht den atmosphärischen Veränderungen, die mit den Temperaturänderungen der Ozeane einhergehen.
El Niño kann bis zu 18 Monate und La Niña bis zu drei Jahre andauern. Wodurch die Wetterphänomene ausgelöst werden, kann niemand genau sagen, denn das Wetter ist ein chaotisches System, wie Mojib Latif, Professor am GEOMAR Helmholtz-Zentrum, der ARD sagte.
Was hat der Klimawandel damit zu tun?
Es gibt nach Angaben der WMO noch keine schlüssigen Beweise für die Auswirkungen des Klimawandels auf El-Niño/La-Niña-Ereignisse, man hält es jedoch für wahrscheinlich, dass er die Häufigkeit und Intensität dieser beeinflusst.
Welche Länder sind von El Niño und La Niña betroffen?
Kein El-Niño/La-Niña-Ereignis ist wie das andere. Die Auswirkungen variieren je nach Intensität, Dauer, Jahreszeit, in der es auftritt, und der Wechselwirkung mit anderen Formen der Klimavariabilität. Nicht alle Regionen der Welt sind davon betroffen, und selbst innerhalb einer Region können die Auswirkungen unterschiedlich sein.
El Niño erhöht laut dem Famine Early Warnung Systems Network (FEWS Net) vielerorts die Wahrscheinlichkeit von über- und unterdurchschnittlichen Niederschlägen. Diese Veränderungen treten zu bestimmten Zeiten des Jahres auf. Ungewöhnlich trockene Regenzeiten kommen in der zentralen und östlichen Sahelzone von Juni bis September und im südlichen Afrika von Oktober bis April vor. Über Zentralamerika und der Karibik steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es von Juni bis Oktober trockener als normal ist. Insbesondere die Länder, die den zentralamerikanischen Trockenkorridor bilden, darunter Guatemala und Honduras, erleben während El Niño trockenere und wärmere Bedingungen als üblich.
Nasse Bedingungen sind am wahrscheinlichsten in den Regionen zwischen dem Horn von Afrika und bis zum Norden von Madagaskar von September bis Dezember. Über Zentralasien treten feuchte Bedingungen im Winter am häufigsten auf.
La Niña erhöht nach Angaben des FEWS Net in Afrika südlich der Sahara den Niederschlag in der zentralen und östlichen Sahelzone von Juni bis September und im südlichen Afrika von Oktober bis Mai. Auch im nördlichen Mittelamerika und in der Karibik wird es von Juli bis September regnerisch.
Trockene Bedingungen sind durch La Niña am Horn von Afrika während der Regenzeiten von September bis Dezember und von März bis Mai am wahrscheinlichsten. In Zentralasien sind trockene Bedingungen während der Niederschlagsperioden im Winter und Frühjahr am wahrscheinlichsten.
Welchen Effekt haben El Niño und La Niña auf Deutschland und Europa?
Direkte Auswirkungen mit Hitzewellen und Extremniederschlägen gibt es hierzulande nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) nicht. In einer Publikation des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) wird festgestellt, dass es im Durchschnitt in Nordeuropa während der El-Niño-Winter tendenziell kälter und während der La-Niña-Winter wärmer ist.
Wie beeinflussen El Niño und La Niña die Nahrungsversorgung?
Allgemein kann die erhöhte Anfälligkeit für langanhaltende Dürren, Wasserknappheit und Waldbrände erhebliche Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion, insbesondere bei Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Reis, Mais und Bohnen, sowie das Wirtschaftswachstum haben, da die Preise für Nahrungsmittel, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Energie steigen. Im Zuge der Globalisierung bedeutet das laut DWD übrigens auch höhere Preise oder sogar Versorgungsengpässe bei importierten Lebensmitteln in Deutschland.
Was unternimmt Aktion gegen den Hunger zur Bekämpfung dieser Auswirkungen?
Die Teams von Aktion gegen den Hunger bemühen sich, gefährdeten Communitys die nötigen Instrumente zur Überwindung von Krisen zu geben, indem sie sie über Wasseraufbereitung, gesunde Hygienepraktiken, Ressourcenschutz und landwirtschaftliche Bewirtschaftung aufklären.
Wir arbeiten eng mit den Familien zusammen, verteilen Mehrzweckzuteilungen, installieren Wassertanks und solarbetriebene Bewässerungssysteme, reparieren bestehende Wasserversorgungssysteme und helfen den lokalen Behörden bei der Stärkung ihrer Notfallpläne. Wir bilden kommunale Gesundheitskomitees aus, stärken Bewässerungs- und Regenwassersammelsysteme und bringen Bäuer*innen bei, wie sie klimaresistente Kulturen anpflanzen, ernten und pflegen können.
Außerdem werden wir unsere auf El Niño ausgerichteten Frühwarntechnologien wie SURF-IT, das wir zur Vorhersage von Flutwellen in Bangladesch einsetzen, weiter ausbauen.