Drei Jahrzehnte war die Krankheit verschwunden, jetzt verzeichnet der Libanon das erste Mal seit 1993 wieder Todesfälle wegen Cholera.
Ausgebrochen ist die Epidemie mit der gefährlichen Krankheit im Juni 2022 in Afghanistan und breitet sich seitdem langsam auf die umliegenden Länder aus. Nach Pakistan, dem Iran, Irak und Syrien ist der Libanon nun das nächste Land, in dem sich die Seuche um sich greift.
Anfang November 2022 gab es im Libanon über 2.500 vermutete und bestätigte Cholerafälle, die sich vor allem auf die nördliche ländliche Region Akkar, das Bekaa-Tal und Hermel sowie auf Zahle und einige Teile im Süden des Landes konzentrieren. Mindestens achtzehn Menschen sind bereits gestorben. Unsere Teams sind vor Ort und unterstützen die Menschen in den betroffenen Gebieten, insbesondere in den Geflüchtetencamps an der syrischen Grenze. Dort wütet die Krankheit besonders stark.
Krankheitsausbruch im Libanon: Was ist Cholera?
Cholera ist eine akute Durchfallerkrankung, die in der Regel durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser und Lebensmittel verbreitet wird. Schlechte hygienische Bedingungen, beispielsweise nach Überschwemmungen oder bei fehlendem Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, erhöhen das Risiko eines Ausbruchs sowie der Verbreitung der Krankheit.
Die Krankheit kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben und unbehandelt sogar zum Tod führen. Schwerer Durchfall und schwere Dehydrierung sind die schlimmsten Komplikationen der Cholera.
In unserem Artikel „Was ist Cholera“ finden Sie mehr Informationen zur Krankheit
Sicheres Wasser – im Libanon Mangelware
Der libanesische Wasser- und Abwassersektor hat sich nie von den Zerstörungen erholt, die ein 15-jähriger Bürgerkrieg, zwei Jahrzehnte Postkonflikt und andere vielschichtige Krisen verursacht haben. „Der Libanon steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Wasser- und Abwassersysteme funktionieren wegen der steigenden Energiekosten nicht. Es gibt nicht genügend Mittel, um die Krise zu bewältigen“, berichtet unser Nothilfekoordinator vor Ort, Iván Álvarez Colomina.
Unsere Mitarbeiter*innen klären in einer großen Informationskampagne über die Risiken von Cholera auf und zeigen Familien, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen können – und was zu tun ist, wenn doch jemand erkrankt.
Was ist das große Problem im Libanon? Das Versorgungsnetz im Land ist nicht in der Lage, alle Menschen mit ausreichend sauberem Trinkwasser zu versorgen. Viele Menschen sind daher gezwungen, unbehandeltes oder verunreinigtes Wasser zum Trinken und Kochen zu benutzen.
Auch die Aufbereitung von Abwässern ist im Libanon mehr als mangelhaft: 92 Prozent der Abwässer im Libanon bleiben unbehandelt und werden direkt in die Umwelt abgeleitet. Das stellt nicht nur eine ernsthafte Bedrohung für die Umwelt dar, sondern erhöht das Risiko einer rasanten Ausbreitung infektiöser Seuchen wie Cholera massiv. Besonders dramatisch ist die Situation in den zahlreichen Zeltsiedlungen mit syrischen Geflüchteten nahe der Grenze zu Syrien, wo die Krankheit ebenfalls wütet.
Eine Untersuchung unseres Teams in 493 solcher Siedlungen in der besonders betroffenen Region Baalbek-Hermel mit rund 19.000 Bewohner*innen hat ergeben, dass 80 Prozent der Haushalte unsicheres Wasser nutzen. 57 Prozent der Menschen dort konsumieren Wasser, das mit Fäkalien verunreinigt ist und 20 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aufgrund unzureichender sanitärer Einrichtungen im Freien ihre Notdurft verrichten müssen.
So hilft Aktion gegen den Hunger gegen die Seuche
Aktion gegen den Hunger ist bereits seit 2006 im Libanon tätig und setzt alles daran, die Ausbreitung der Seuche einzudämmen und Erkrankte zu behandeln.
Unser Nothilfeteam ist in betroffenen Siedlungen im Einsatz und
- verteilt sicheres Trinkwasser,
- desinfiziert potenziell gefährliche Bereiche und Sanitäranlagen,
- leert Latrinen und Klärgruben, um Ansteckungen zu vermeiden,
- verteilt Trinklösungen zur Behandlung von schwerem Durchfall und Dehydrierung – sogenannte Rehydratationslösungen,
- verteilt Hygiene- und Desinfektionskits,
- klärt mit großen Informationskampagnen rund um Cholera und die Vorbeugung einer Ansteckung auf.
Stand November 2022 wurden über 200 Rehydrationslösungen und jeweils rund 800 Hygiene- und Desinfektionskits verteilt, täglich 35 Liter frisches Trinkwasser an die Bewohner*innen der informellen Siedlungen bei Aarsal und Deir El Ahmar ausgegeben und rund 1.800 Menschen in Bekaa und im Südlibanon mit unseren Informationskampagnen erreicht.