COVID-19: Aufruf für einen globalen Waffenstillstand
Angesichts der weltweiten Bedrohung durch COVID-19 startet Aktion gegen den Hunger einen Aufruf für einen sofortigen globalen Waffenstillstand in allen Konfliktgebieten. Die humanitäre und entwicklungspolitische Organisation schließt sich dem Appell von UN-Generalsekretär António Guterres an, der eindringlich forderte: „Es ist an der Zeit, bewaffnete Konflikte zu beenden. Ich rufe zu einem sofortigen globalen Waffenstillstand in allen Teilen der Welt auf.“
Coronavirus: Betroffen sind die Schwächsten
„Während sich das Coronavirus auf der ganzen Welt ausbreitet, wüten weiterhin Kriege und bewaffnete Konflikte. Betroffen sind vor allem die Schwächsten – ältere Menschen, Frauen und Kinder und Geflüchtete. Wenn das Virus sich in den Kriegsgebieten und Konfliktregionen der Welt ausbreitet, droht eine humanitäre Katastrophe“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. „Deshalb schließen wir uns dem Aufruf der Vereinten Nationen an und fordern ein sofortiges und weltweites Schweigen der Waffen. Gerade wir in Deutschland müssen Verantwortung übernehmen und ein Zeichen für eine weltweite Solidarität setzen. Daher erwarten wir von der Bundesregierung, sich mit aller Kraft für einen globalen Waffenstillstand einzusetzen“, so Friedrich-Rust.
Millionen Menschen droht eine humanitäre Katastrophe
Im Jahr 2019 wurden weltweit insgesamt 27 Kriege und bewaffnete Konflikte gezählt. In diesen Regionen war die Situation schon vor der Corona-Pandemie desaströs. Ein großflächiger Ausbruch hätte katastrophale Folgen mit unzähligen Toten. Menschen in Kriegsgebieten sterben täglich durch Waffengewalt und Hunger. Mangelernährung schwächt das Immunsystem, gleichzeitig gibt es keine ausreichende Gesundheitsversorgung. Die Hygienebedingungen sind schlecht, Krankheiten breiten sich rasend schnell aus. Dies gilt vor allem für die Millionen Menschen, die durch Kriege ihr Zuhause verloren haben und unter schlechtesten Bedingungen in Flüchtlingslagern leben müssen.
Durch die weltweiten Transport- und Ausgangsbeschränkungen, die eine Ausbreitung von COVID-19 verlangsamen sollen, werden Krisengebiete noch stärker vom Rest der Welt abgeschnitten. Das führt zu Engpässen bei der Lieferung von Nahrung, sauberem Wasser und humanitären Hilfsgütern.
Friedensaufruf trägt weltweit erste Früchte
Über 70 Staaten haben António Guterres’ Aufruf für einen globalen Waffenstillstand bereits öffentlich unterstützt. Auch in einigen Kriegsgebieten gab es erste Resonanz. So hat die größte verbliebene Guerilla-Gruppe Kolumbiens ELN angekündigt, dem Aufruf von Guterres zu folgen und vom 1. bis 30. April keine Angriffe durchzuführen.
Auch in Syrien laufen Gespräche, um das Schlimmste für die rund 18 Millionen Menschen zu verhindern, die in der Region auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Die Türkei und Russland hatten sich bereits Anfang März auf eine temporäre Waffenruhe rund um Idlib geeinigt. Vertreter der Vereinten Nationen versuchen nun, einen vollständigen landesweiten Waffenstillstand zu erwirken. Im Jemen bleibt die Situation schwierig: Obwohl die Kriegsparteien zunächst dem UN-Aufruf zugestimmt haben, gehen die Kämpfe weiter. Eine einseitig verkündete Waffenruhe durch die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition haben die Huthi-Rebellen abgelehnt und als politisches Manöver bezeichnet. Gerade im Jemen wäre ein Corona-Ausbruch fatal. Es herrscht seit 5 Jahren ein blutiger Bürgerkrieg – über 80 Prozent der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die Gesundheitsversorgung ist größtenteils zusammengebrochen.
Eine globale Krise erfordert eine globale Antwort
Die Corona-Pandemie hat in einem Land wie Deutschland, das eines der besten Gesundheitssysteme der Welt hat, die Grenzen des Möglichen aufgezeigt und eine ganze Gesellschaft in einen Ausnahmezustand katapultiert. In anderen Teilen der Welt, die weniger privilegiert sind und in denen Menschen durch Kriege bereits leiden, droht bei einem Corona-Ausbruch ein humanitärer Kollaps. „Die Corona-Pandemie ist eine globale Krise, die uns alle betrifft. Sie macht deutlich, wie stark wir miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. Jetzt ist der Moment, in dem wir zusammenhalten müssen. Weltweite Solidarität ist die einzig mögliche Antwort auf die Coronakrise“, so Friedrich-Rust.